Bonn/Solingen. Mindestens 34 Teilnehmer der islamistischen Ausschreitungen in Bonn und Solingen 2012 sind anschließend in die Kampfgebiete in Syrien und dem Irak gereist.
Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hat das nordrhein-westfälische Innenministerium Erkenntnisse über 34 Personen, die mutmaßlich ausgereist seien. Bei vier von ihnen gebe es Anhaltspunkte dafür, daß sie bei Kämpfen ums Leben kamen, acht weitere seien inzwischen wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Bei den Ausschreitungen waren unter anderem zwei Polizisten durch Messerstiche eines Islamisten schwer verletzt worden.
Insgesamt kämpften im Mittelmeerland Syrien Ende 2013 rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer Studie zufolge zum selben Zeitpunkt sunnitischen Islamisten-Milizien wie der Jabhat al-Nusra oder dem auch grenzübergreifend im Irak aktiven Islamischen Staat (IS, vormals Islamischer Staat im Irak und Syrien, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für den IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen nach Berechnungen der UN vom Herbst 2014 aus dem Ausland. Die EU schätzte Anfang 2015, daß bis zu 6.000 Personen aus EU-Staaten ausgereist sind, während die spanische Polizei zum selben Zeitpunkt von mindestens 30.000 ausgereisten Europäern ausging. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Aus Deutschland sind mindestens 680 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien und in den Irak ausgereist. Mindestens 85 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Inzwischen agieren sie dort nicht nur als Kämpfer, sondern auch als Selbstmordattentäter: In mindestens elf Fällen sprengten sich aus Deutschland ausgereiste Islamisten in die Luft. Es wird befürchtet, daß in den Konflikten weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)