„Islamischer Staat“: Islamisten-Miliz verfügt über bis zu zwei Milliarden US-Dollar

20. März 2015
„Islamischer Staat“: Islamisten-Miliz verfügt über bis zu zwei Milliarden US-Dollar
International
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Foto: Symbolbild

Raqqa. Die im Irak und Syrien operierende Islamisten-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) erzielt mit dem Verkauf von Öl nach Schätzung der Bundesregierung aktuell Einnahmen von etwa 200.000 US-Dollar pro Tag. Hinzu kommen weitere Einnahmequellen wie Löse- und Schutzgelderpressungen.

Das geht aus der Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, aus der die „Neue Osnabrücker Zeitung“ zitiert. Demnach fördere der IS täglich etwa 28.000 Barrel Öl in den von ihm kontrollierten Gebieten in Irak und Syrien. Aufgrund wieder verlorener Förderstellen und des gefallenen Ölpreises sei es zuletzt zu Umsatz- und Gewinneinbußen gekommen. „Kriminelle Einkommensquellen tragen dazu bei, die Verluste im Ölgeschäft auszugleichen“, heißt es in der Antwort dazu. Einnahmen erziele der IS demnach durch Lösegeld aus Geiselnahmen, den Verkauf von Kunst- und Kulturgütern, aber auch durch eine Abgabe von 5 bis 15 Prozent, die Bewohner innerhalb des Herrschaftsgebietes der des IS entsprechend ihres Einkommens leisten müssen.

Die Finanzreserven des IS taxiert die Bundesregierung auf insgesamt ein bis zwei Milliarden US-Dollar. „Geiselnahmen sind nach Einschätzung der Bundesregierung eine wesentliche Einnahmequelle“, zitiert das Blatt weiter aus dem Schreiben. So habe der IS eine vierstellige Zahl jesidischer oder christlicher Frauen und Kinder in die Sklaverei verschleppt. Käufer der Menschen kämen zum überwiegenden Teil aus der Region Irak und Syrien. „Es gibt auch vereinzelt Hinweise auf wohlhabende Käufer aus den benachbarten Staaten“, so das Auswärtige Amt. Außerdem „liegen Hinweise vor, nach denen ISIS durch private Finanziers in den Golfstaaten begünstigt wird. Spenden werden zum Teil unter dem Deckmantel von Hilfsorganisationen, aber auch offen gesammelt.“

Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der Jabhat al-Nusra oder dem “Islamischen Staat” (IS, vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, 15.000 bis 20.000 davon stammen aus dem Ausland. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind mindestens 650 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Etwa 75 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens neun Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)

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