Berlin/Damaskus. Die Zahl der aus Deutschland nach Syrien und in den Irak ausgereisten Islamisten ist erneut gestiegen.
Nach Erkenntnissen des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) und des Bundeskriminalamts (BKA) sind seit Beginn der Kämpfe in Syrien im Jahr 2011 insgesamt mindestens 650 Islamisten aus Deutschland in das Krisengebiet gereist, berichtet die „Deutsche Welle“ unter Berufung auf die Nachrichtenagentur dpa. Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen sagte der Agentur, der „Strom der Ausreisen in Richtung Syrien und Irak hält auch 2015 ungebremst an“. Auch die Zahl der dort Getöteten ist deutlich gestiegen: „Wir haben Hinweise, dass bereits 75 aus Deutschland ausgereiste Dschihadisten dort umgekommen sind“, so Maaßen weiter.
Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der Jabhat al-Nusra oder dem “Islamischen Staat” (IS, vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen aus dem Ausland. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind mindestens 650 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Etwa 75 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens neun Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)