Flüchtige Phantasien – Refugee-Kitsch in deutschen Kinos

16. Dezember 2016
Flüchtige Phantasien – Refugee-Kitsch in deutschen Kinos
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Willkommen bei den Hartmanns: Refugee-Kitsch in deutschen Kinos.

Er ist wieder da hat es vorgemacht: Wie kann man ein ernstes Thema auf die leichte Schulter nehmen? Buch und Film über die fiktive Wiederkehr des „Führers“ waren große Erfolge. Willkommen bei den Hartmanns ist in den Kinos gut angelaufen. Thema: die „Flüchtlings“-Schwemme. Handlung: Das gutbürgerliche Ehepaar Hartmann entschließt sich dazu, einen Schwarz­afrikaner bei sich zu Hause aufzuneh­men. Treibende Kraft: Mutter Angelika (Senta Berger). Vater Richard (Heiner Lauterbach) ist entsetzt und spult die üblichen Vorurteile ab. Vor allem fürch­tet er um den behüteten Familienfrie­den in der noblen Münchner Villa und hat damit nicht unrecht.

Laut Ankündigung verursacht Angelikas einsame Entscheidung ein „ka­tastrophales Durcheinander, das ihre Familie zunächst ziemlich durcheinanderwirbelt, dann aber vielleicht doch die Chance bietet, daß sie enger zusam­menwachsen“. Die „Flüchtlingskrise“ als Therapie für gutsituierte Bürger, die unter dem „Leeres Nest“-Syndrom lei­den. Sind die Kinder aus dem Haus – oder erst gar keine vorhanden –, holt man sich eben einen passenden Frem­den ins Heim, um seine sozialen In­stinkte zu befriedigen.

Regisseur Simon Verhoeven, Sohn von Michael Verhoeven und Senta Ber­ger, scheint das Thema gut zu kennen, berichtet er doch in einem Interview stolz: „Unsere Produktion spendet Geld und ich persönlich auch – unter ande­rem an eine Schule in München, die spe­ziell für den Unterricht von Flüchtlingen gegründet wurde. […] Ich denke, ein Film, der mit dem Flüchtlingsthema un­verkrampft, emotional und humorvoll umgeht – dabei aber auch kritisch ist, multiperspektivisch, unbequeme Fragen anspricht –, könnte einer differenzierteren Wahrnehmung von Flüchtlingen in unserem Land sehr wohl ganz gut tun. Ein wenig Humor kann auch zur Entkramp­fung beitragen.“ Und der ist manchmal wirklich zum Lachen, zum Beispiel, wenn Vater Richard seinen ungebetenen Gast aufklärt: „Sie wissen ja: Es gibt auch immer ein paar Schafe unter den Schwar­zen, äh: Schwarze unter den Schafen, also: schwarze Schafe unter den… äh ja.“ Daß ausgerechnet die Schwarzen auf offene Arme in der von Willkommenskultur-Hysterie und Helfer-Syndrom durchdrungenen Republik stoßen, wird auch nicht verschwiegen. Schönheits­chirurg Uwe Ochsenknecht raunt sei­nem Kollegen Richard zu: „Die sind ja alle so heiß auf die Schwarzen.“ Aber zum Glück gibt es auch Gutmenschen unter den Ärzten. Wie zum Beispiel „Ta­rek Berger“, gutaussehender Sympathie­träger, der mit den „Flüchtlingen“ Dau­erlaufen übt, als ob sie das nicht schon könnten. Der sportliche Mediziner wird von Elyas M’barek gegeben, dem mo­mentan gefragtesten Darsteller südländischer Charmeure. Er wirft seine braunen Augen auf die dralle Hartmannsche Tochter Sophie (Palina Rojinski), die kei­nen Plan für ihr Leben und ein gespaltenes Verhältnis zum eigenen Land hat: „Die Deutschen sind doch alle verwirrt.“ Dafür werden in einem schrillen Bilder­bogen ausreichend Beispiele gezeigt: Ob Transvestiten-Partys, Fitneß-Wahn, Pedanterie, Belehrungszwang oder die obligatorischen Springerstiefelträger – dieses Land scheint ein Fall für die Couch zu sein.

So ist es keine Überraschung, wenn ausgerechnet der Vorzeige-Ausländer Elyas M’barek (Türkisch für Anfänger, Fack ju Göhte) die Zuschauer belehrt, wie die Deutschen zu sein haben. In ei­nem Gespräch mit dem illegalen Nige­rianer bringt er die Botschaft des Films auf den Punkt: „Wir Deutsche sind immer noch so scheißverkrampft über un­sere eigene Identität. Dabei sind wir ein freies, tolerantes Land, ein geiles Land. Aber dazu müssen wir stehen und die­se Werte verteidigen.“ Volkserziehung leicht verpackt.

In dem Moment, in dem ein ernstes Problem zum Lachen freigegeben wird, ist es so gut wie bewältigt. Ob türkische Parallelgesellschaften oder „Flüchtlings“-Ströme – das deutsche Volk hat alles zu schlucken und dabei noch zu lächeln, wie gequält das auch immer ausfallen mag. M’barek setzt noch einen drauf: „Die ganze Krise“, in der sich Deutsch­land derzeit befinde, „führt vielleicht dazu, daß wir hinterher ein bißchen mehr wissen, wer wir sind und wer wir sein wollen“. Staatstragende Worte aus dem Munde eines Halbtunesiers, der nach eigenen Angaben „oft mit Frem­denfeindlichkeit zu kämpfen hatte“.

Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: „Es ist schade, daß es diese Ewiggestrigen gibt, die nicht damit klar­kommen, daß dieses Land sich verändert hat und nicht mehr so aussieht wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts.“ Ob der wie ein Politiker klingende Mime wohl weiß, daß Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine seiner absolu­ten Blütezeiten erlebte? Und das, ohne sich „abzuschotten“? Aber so viel kann man von einem Komödianten nicht er­warten. Regisseur Verhoeven zeigt lieber anhand der Figur von Vater Hartmann, wie so ein Ewiggestriger gestrickt ist. Der fragt in der Erstaufnahmeeinrich­tung leicht trottelig, ob er sich jetzt „ei­nen [Flüchtling] aussuchen“ dürfe. Der Sozialarbeiter belehrt genervt: „Wir sind hier nicht beim Tierheim.“ So sind sie eben, die deutschen Normalomänner in den besten Jahren: unbunt – Richard trägt eher grau und braun –, intolerant, nicht mehr auf der Höhe der grenzen- und gesetzlosen Zeit.

So auch die Polizei, die im Film als unfähige Chaotentruppe karikiert wird – (…)

Kann es da Zufall sein, wenn auf den Netzseiten, auf denen für Willkommen bei den Hartmanns geworben wird, ein Werbespot geschaltet wird, der den Zu­schauer aufruft: „Helfen auch Sie mit, Flüchtlinge zu integrieren.“ Nicht etwa von der Fluchthelfertruppe von Pro Asyl, sondern von einem Verein, der sich „Wir zusammen“ nennt. Dahinter steckt ein „Integrationsprojekt der deutschen Wirtschaft“, bei dem sich zahlreiche namhafte deutsche Unternehmen sowie Medienpartner zusammengeschlossen haben. Ziel: die „Integration von Flüchtlingen“, ausgerechnet dort, wo angeblich händeringend nach qualifiziertem Per­sonal gesucht wird. Wie abseits der Wer­bebilder mit Multikulti-Optik dort ein „Diallo“ oder die vielen anderen allein­reisenden Asylbegehrenden von Nutzen sein sollten, wird wohl keinen Stoff für Komödien abgeben. Tatsache ist: Die Tragödie Überfremdung geht weiter – als endlose Fortsetzungsgeschichte mit ungewissem Ausgang.

Volker Hartmann

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8 Kommentare

  1. Karl Marlmannshausen sagt:

    Ansonsten, zum Thema/Artikel.

    Die Senta Berger spielt mit, sogar die Gattin, welche den vermeintlichen oder echten Flüchtling will. Senta Berger!!!! …. noch Fragen? Das ist doch schließlich die, die die Eva Herrmann damals beim Johannes B. Kerner so scharf angegangen ist….. naja, zumindest drohte sie, die Sendung zu verlassen, würde man die Eva Herrmann weiter so sprechen lassen, bzw. würde sie weiter so sprechen. Also, SPÄTESTENS seit dann ist es doch bekannt, wie die so tickt, bzw. auf wessen Seite sie steht. Von der und über sie gucke ich mir gar nichts mehr an. Früher war ich zwar auch nicht ein Fan von ihr, aber da sah ich mir schon mal das eine oder andere von ihr an. Heute eben nicht mehr.

  2. johnulrich sagt:

    Ob die aufnehmenden „Pflegeeltern“ des Mörders von Maria L.
    (Ladenburger) mittlerweile wissen, welche Gefahr für ihr ei-
    genes Leib und Leben ins Haus geholt haben?
    Von dem Mörder (aus Afghanistan), der schon in Griechenland
    nur knapp an einem Mord vorbeischrammte, weil die seinerzeit
    von der Klippe Gestoßene einen aktiven Schutzengel hatte,
    wußten die sog. Pflegeeltern doch absolut NICHTS! Kein genaues
    Alter, vermutlich auch nicht dessen richtigen Namen!

    Offenbar gehen da manche sehr blauäugig ran! Der hätte denen
    das Haus anzünden oder auch beide abstechen können, um Allah
    zu gefallen!

  3. Leierkastenmann sagt:

    Eines muß man der Umerzeihungsindustrie aber lassen: Sie machen ihre unappetitliche Arbeit mit der uns Deutschen eigenen Gründlichkeit. Da wird kein Bereich des Lebens ausgenommen. Hier wird das Gift schon in die Köpfe unbedarfter Kinogänger gelegt. Wann werden die Gutmenschen im Doppelpack an der Haustür erscheinen, wann ertönt deren verkrampfte Logik in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder über die Lautsprecher der Einkaufszentren?

  4. Zack sagt:

    Politpropaganda! Ob sich „Flüchtlinge“ integrieren, entscheiden sie zuerst selbst. Eigentlich sind sie aber schon durch ihre Herkunftskulturen so sozialisiert, daß man kaum etwas ändern kann. Alles andere sind Wunschvorstellungen. Wer mit Integrationskursen etwas ändern will, wirft nur Geld zum Fenster ‚raus. Türke bleibt Türke, Afrikaner Afrikaner.
    Sie kommen ja nicht her, um Deutsche zu werden (was nicht geht), sondern wegen des versprochenen Hauses, des Autos und des guten Einkommens. Wieso muß eigentlich der deutsche Steuerzahler die Versprechen Übelmeinender erfüllen?
    Natürlich sind auch angebliche Umfragen, nach denen sich Asylanten integrieren wollen, nur pure Propaganda. Die Parallelgesellschaften in deutschen Städten sprechen eine beredte Sprache. Vor zwei Jahren noch ein Thema für Systemmedien, heute ist dieses Thema tabu!

  5. Heinrich Lindner sagt:

    Wenn die Deutschen immer noch nicht merken, daß sie gnadenlos ausgenutzt werden, und natürlich nach Strich und Faden belogen werden, dann haben sie wohl auch nichts anderes verdient.

    • Karl Marlmannshausen sagt:

      Leider wahr. Doch was ist mit den Deutschen, die es längst gemerkt haben (und sich auch nicht feindlich ihrem Volke gegenüber verhalten oder super-links oder super-öko sind)? Ich meine, die kriegen es doch genauso ab… und ich gehöre dazu….. Sie doch scheinbar auch!?

  6. Mark sagt:

    Also in Leichtigkeit verpackte und mit etwas Humor gewürzte propagandistische „Volkserziehung.“ Den Inhalt und die „Botschaft“ der Filmhandlung kann man allein schon deswegen getrost in die Tonne klopfen.

    • Karl Marlmannshausen sagt:

      Richtig. Doch Vorsicht! So ziemlich Alles, was derzeit in den Medien vorkommt, vor allem im Fernsehen, enthält diese Botschaft/en. Talkshows und die Auftritte von so ziemlich allen dieser so genannten und sogenannten ;-)) „Stand-up-Comediens“ sind hier besonders genannt. Dort lauft das teils sehr offen, aber auch sehr subtil ab. Mann kann es aber immer erkennen. Ich erkenne es ja auch, und ich habe nur den Hauptschulabschluss. :-O

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