Kreml-Enthüllung befeuert Spekulationen: War Prigoschins Putsch doch ein Manöver?

12. Juli 2023
Kreml-Enthüllung befeuert Spekulationen: War Prigoschins Putsch doch ein Manöver?
International
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Foto: Symbolbild

Moskau/Minsk. Drei Wochen nach dem 24-Stunden-Putsch des russischen Söldner-Führers Ewgenij Prigoschin sind immer noch viele Fragen ungeklärt. Für neue Spekulationen sorgt jetzt die Mitteilung des Kreml, daß sich Präsident Putin bereits fünf Tage nach den spektakulären Ereignissen, nämlich am 29. Juni, mit Prigoschin und 35 weiteren Vertretern der Wagner-Truppe zu einem dreistündigen Gespräch in Moskau getroffen habe. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte dies am Montag. Über den Inhalt der Gespräche verlautete nichts.

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Durch das Treffen sehen sich Beobachter bestätigt, denen auch andere Ungereimtheiten am angeblichen „Putschversuch“ Prigoschins aufgefallen sind. So drohen den Wagner-Söldnern für ihren „Marsch der Gerechtigkeit“ auf Moskau keine Konsequenzen. Putin bot ihnen vielmehr an, sich den regulären russischen Streitkräften anzuschließen. Auch Wagner-Chef Prigoschin kommt allem Anschein nach straffrei davon – auch wenn Teile seines Firmenimperiums aufgelöst bzw. in andere Hände überführt werden sollen und die Wagner-Truppe – nach amerikanischen Geheimdiensterkenntnissen – schon Wochen vor dem Putsch erheblich verkleinert worden sein soll.

Auch für Putin hat der Kurz-Aufstand entgegen der Einschätzung der meisten westlichen Analysten keine gravierenden Folgen. So sieht der Militärexperte Joachim Wagner Putins Macht in keiner Weise am Bröckeln, wie er im Nachrichtensender „n-tv“ erklärte. Auch die vom Westen erhoffte breite Opposition gegen Putin und den Krieg ist weit und breit nicht in Sicht.

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Der Propaganda-Experte Christian Hardinghaus, der vor kurzem ein Buch zur Kriegspropaganda im Ukraine-Krieg veröffentlichte, gab gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ eine andere Einschätzung des Wagner-Putsches ab: „Oftmals ergeben Ereignisse während eines Krieges keinen richtigen Sinn. Dann sollten wir sie skeptisch hinterfragen. Denn dann war Propaganda am Werk.“ Der Aufstand der Wagner-Gruppe mache auf jeden Fall „stutzig“. Es stelle sich durchaus die Frage, ob er nicht einem größeren Plan folgte.

Tatsächlich steht die Gefahr einer zusätzlichen Front im Ukraine-Krieg nach Prigoschins angeblicher Absetzung in Richtung Weißrußland im Raum; vor allem in britischen Geheimdienstkreisen waren solche Befürchtungen bereits unmittelbar nach den Ereignissen am 24. Juni laut geworden. Einer Front im Norden stand bisher entgegen, daß der weißrussische Präsident Lukaschenko darauf gepocht hatte, seine Armee aus dem Ukraine-Krieg herauszuhalten. Jetzt ist Wagner dort, und allem Anschein nach werden gleich mehrere Militärlager errichtet, mindestens zwei davon nicht weit von der ukrainischen Grenze. Satellitenbilder zeigen dies.

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Insofern könnte Prigoschins Exil in Weißrußland tatsächlich einem strategischen Kalkül folgen, was die Frage umso berechtigter erscheinen läßt, ob der ganze „Putsch“ am Ende nur ein Ablenkungsmanöver war.

Dieser Verdacht beschleicht auch den Bundeswehr-Generalleutnant a.D. Roland Kather, der jüngst in der „Welt“ deutlich wurde: „Ich glaube, das Ganze war eine Inszenierung. Wenn es ganz schlecht läuft, ist es ein verdeckter Aufmarsch.“ Und der frühere hochrangige NATO-General Heinrich Brauß äußert im FAZ-Podcast: „Ob er [Prigoschin] dort bewußt hinverlegt wurde, um sozusagen die Speerspitze einer nördlichen Bedrohung darzustellen“, sei derzeit nicht sicher. Fakt sei aber, daß die Bedrohung für die NATO mit der Stationierung der Wagner-Gruppe in Weißrußland gewachsen sei, vor allem für das Baltikum. Die Ukraine und Polen reagierten bereits und verstärkten den militärischen Schutz ihrer Grenzen zu Weißrußland.

Das Thema bleibt spannend. Womöglich bleibt es erst künftigen Historikern vorbehalten, das Geheimnis um den turbulenten 24. Juni zu lüften. (mü)

Bildquelle: Wikimedia/Vitaly V. Kuzmin/CC-BY-SA 4.0

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5 Kommentare

  1. Paul Buchfeld sagt:

    Die USA hatten im Vietnamkrieg 60.000 Soldaten verloren. Die UDSSR im Afghanistankrieg 40.000. Laut Angaben des britischen Geheimdienstes beträgt der Verlust der russischen Soldaten seit Beginn des Ukrainekrieges 50.000. Über den Verlust der ukrainischen Soldaten liegen keine Angaben vor, vermutlich aber genau so viele. Es wird sich zeigen ob der Krieg gegen die Ukraine welcher mit hohen Verlusten verbunden ist auf Dauer die Macht von Präsident Putin wirklich nicht gefährdet. Bisher sieht es jedenfalls nicht danach aus dass Russland den Krieg auch tatsächlich gewinnt.

  2. Gelbspötter sagt:

    Sprüche, die sich Strategen hinter die Ohren schreiben sollten:“ Spiele nie Schach gegen einen Russen“ und „Wenn man an die Oberfläche eines Engländers kratzt,findet man einen Piraten.“ (Wobei man Engländer auch mit „Ami“ gleichsetzen kann.) Ein angeblich arabischen Sprichwort soll sein:“Wenn Du die Hand Deines Feindes nicht abhacken kannst,musst Du sie schütteln!“

  3. Zugugger sagt:

    Genial!
    Wir verlegen Wagner an die Ukraine Nordgrenze, und damit der Westen nicht nervös wird, sondern sogar noch Hoffnung auf einen Umsturz bekommt, lassen wir es aussehen wie einen Aufstand.

  4. Ralf Beez oberfeldwebel der Reserve sagt:

    Genau DAS habe ich von Anfang an gesagt und die Träumereien des „Westens“ als Hirngespinste abgetan !
    Wenn die Wagner von Norden aus in der Ukraine aufspielen, ist das Ende von Elendsky
    besiegelt !

    Garantiert !

  5. Peter Lüdin sagt:

    Die russische Armee kann froh sein, dass die NATO sich so zurückhält. Denn wenn die NATO wollte, wäre die russische Armee schneller platt gemacht als die irakische Armee 1991 bei der Operation Desert Storm.

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