Anhaltende Unruhen im Irak: Hinweise auf ausländische Einmischung mehren sich

10. Oktober 2019
Anhaltende Unruhen im Irak: Hinweise auf ausländische Einmischung mehren sich
International
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Foto: Symbolbild

Bagdad. Angesichts der anhaltenden Unruhen im Irak, die inzwischen fast 100 Todesopfer gefordert haben, wächst unter Beobachtern die Einschätzung, daß es ausländische Drahtzieher gibt. So ist aus dem Umfeld der Regierung in Bagdad, die sich außerstande sieht, die fortdauernden Proteste unter Kontrolle zu bringen, seit geraumer Zeit die Vermutung zu hören, daß der „stille Krieg zwischen den USA und Iran nun in einen irakischen Aufstand transformiert“ wurde.

Tatsächlich kursieren Beobachtungen, die sich auf Augenzeugen stützen, wonach die Gewalt gegen die meist jugendlichen Protestierer nicht nur von den Sicherheitskräften der Regierung stammt, sondern von anderer, „dritter“ Seite kommt und Opfer sowohl unter den Protestierern wie unter den irakischen Sicherheitskräften verursacht.

Analysten der Lage fiel in letzter Zeit auch auf, daß auf Twitter seit Beginn der Proteste auffällig viele neue Accounts eröffnet wurden, die sich propagandistisch zu den Ereignissen im Irak äußerten. Insbesondere wird dabei auf die auffällige Häufigkeit neuer Twitterkonten aus Saudi-Arabien hingewiesen – möglicherweise ein Indiz für Kräfte in Saudi-Arabien, die Interesse daran haben, die politische Lage im Irak, wo Iran inzwischen über erheblichen Einfluß verfügt, zum Kippen zu bringen. Diese Möglichkeit erscheint umso plausibler, als Saudi-Arabien derzeit im Konflikt im Jemen massive Rückschläge hinnehmen muß und versucht sein könnte, die erstarkende Position Teherans andernorts zu unterminieren.

Von außen lassen sich solche Annahmen nur schwer bestätigen. Unübersehbar ist, daß die geopolitisch wichtige Lage des Irak wie auch seine komplizierten politischen Verhältnisse im Inneren und die jüngste Vergangenheit, die von militärischer Einmischung seitens der USA und dem seither gewachsenen politischen Einfluß des Iran geprägt ist, einen gut geeigneten Schauplatz für Interventionen abgibt, die sich der inneren Streitigkeiten bemächtigen und Chaos befördern könnten.

Der US-Spezialist für den „Neuen Terrorismus“, Max Abrahms, prognostiziert mit Blick auf die Situation im Irak folgende Entwicklungen:

– Die Proteste werden sich weiter verschlimmern.

– Die Regierung wird keine Antwort darauf haben und weiterhin überreagieren.

– Aus der derzeit noch sehr heterogenen Opposition wird sich eine künftige Führung herauskristallisieren.

– Die Opposition wird politischer, gewalttätiger und „internationaler“ werden. (mü)

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