Neoliberaler Kahlschlag-Vorschlag: Bertelsmann-Stiftung will jedes zweite Krankenhaus schließen

23. Juli 2019
Neoliberaler Kahlschlag-Vorschlag: Bertelsmann-Stiftung will jedes zweite Krankenhaus schließen
National
1
Foto: Symbolbild

Gütersloh. Die neoliberale Bertelsmann-Stiftung macht ihrem Ruf alle Ehre. Sie empfiehlt jetzt in einer Studie, mehr als jedes zweite Krankenhaus in Deutschland zu schließen.

Die von der Stiftung beauftragen Wissenschaftler des Berliner Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung kommen in der am Montag veröffentlichten Untersuchung zu dem Ergebnis, daß von bundesweit knapp 1400 Krankenhäusern nur „deutlich unter 600“ benötigt würden, wenn man anstatt einer schnellen Erreichbarkeit die Qualität der medizinischen Behandlung berücksichtige. Die Wissenschaftler argumentieren, daß größere Kliniken mit besserer Ausstattung und erfahreneren Ärzten deutlich bessere Leistungen bringen als kleinere Häuser.

Kritik gegen den Bertelsmann-Vorschlag kam prompt von ärztlichen Standesorganisationen. So erinnerte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, daran, daß die von der Bundesregierung eingesetzte „Kommission gleichwertige Lebensverhältnisse“ jüngst die Bedeutung „einer gut erreichbaren, wohnortnahen Gesundheitsinfrastruktur“ hervorgehoben habe. „Da ist es schon mehr als befremdlich, wenn die Bertelsmann-Stiftung jetzt pauschal die Schließung von 800 Krankenhäusern fordert“, sagte er.

Auch die Kritik des Präsidenten der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, fiel deutlich aus. Wer vorschlage, zahlreiche Krankenhäuser „plattzumachen“ und die verbleibenden Kliniken zu Großkliniken auszubauen, propagiere „die Zerstörung von sozialer Infrastruktur in einem geradezu abenteuerlichen Ausmaß, ohne die medizinische Versorgung zu verbessern“, sagte Gaß.

Grundsätzlicher wurde der Vorsitzende der Ärztevereinigung Marburger Bund, Rudolf Henke, der von Medien mit den Worten zitiert wird: „Krankenhäuser sind keine Profitcenter, sondern Teil der staatlichen Daseinsfürsorge.“ (mü)

 

Bildquelle: Pixabay

Ein Kommentar

  1. Erolennah sagt:

    Der Wahnsinn nimmt kein Ende. Verlierer sind wie immer Menschen. Medizinische Versorgung sollte tabu sein, wie soll das alles funktionieren? Schwerkranke werden dann über hunderte von Kilometern in das nächste rentabele Grossklinikum gebracht, oder entscheidet dann ein Arzt ob sich ein solcher Transport überhaupt noch rentiert. Dieses Land ist krank, unheilbar krank!

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.