Washington. Nach dem Abschuß einer millionenteuren US-Aufklärungsdrohne über iranischem Seeterritorium ist das Durcheinander in der US-Regierung wieder einmal groß. Während notorische Kriegstreiber und „Falken“ wie Außenminister Pompeo und der Nationale Sicherheitsberater John Bolton auf allen Kanälen für den scharfen Schuß trommeln, bremst Präsident Trump offenbar und hat das Schlimmste wieder einmal verhindert. Er blies nun in letzter Sekunde einen Vergeltungsangriff ab – Flugzeuge und Schiffe waren bereits in Stellung gebracht, berichtet die „New York Times“. Der Iran soll via Oman eine Vorwarnung über den Angriff erhalten haben.
Trump hatte den Militärschlag zuvor bereits autorisiert. Als Ziele wurden Radarstationen oder Raketenbatterien ausgewählt. Die Flugzeuge waren bereits in der Luft und Schiffe in Abschußposition, als der Einsatz abgebrochen wurde, so die Zeitung. Es seinen keine Raketen abgefeuert worden. Der Angriff war für Freitagmorgen geplant, um das Risiko für das iranische Militär oder Zivilisten in Grenzen zu halten. Es soll laut „New York Times“ heftige Diskussionen im Weißen Haus zwischen dem Präsidenten, seinen Sicherheitsberatern und Kongreßspitzen gegeben haben.
Der Iran soll einem Insider aus Regierungskreisen zufolge über den bevorstehenden Angriff Bescheid gewußt haben. Trump habe mitgeteilt, er wolle keinen Krieg sondern Gespräche, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Dafür habe Trump der Islamischen Republik eine kurze Frist gesetzt.
Washington bleibt unterdessen dabei, daß sich die Drohne außerhalb iranischen Territoriums befunden habe. Das US-Verteidigungsministerium veröffentlichte eine Karte mit der Flugroute der Drohne. Die iranische Militärführung widerspricht dieser Darstellung und verweist darauf, daß der Abschuß erfolgt sei, als sich die Drohne für kurze Zeit über iranischen Hoheitsgewässern befunden habe. (mü)
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