Gaddafis Sohn meldet sich zu Wort: Wird Sarkozy von seiner Vergangenheit eingeholt?

24. März 2018
Gaddafis Sohn meldet sich zu Wort: Wird Sarkozy von seiner Vergangenheit eingeholt?
International
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Foto: Symbolbild

Paris/Tripolis. Im Korruptionsskandal um den früheren französischen Staatspräsidenten Sarkozy hat dieser der Justiz Verleumdung und einen „Mangel an Beweisen“ vorgeworfen. Sarkozy war dieser Tage in der Affäre um illegale libysche Wahlkampfspenden offiziell der Korruption beschuldigt und vorübergehend festgenommen worden. Ihm werden außerdem illegale Wahlkampffinanzierung und Unterschlagung öffentlicher libyscher Gelder vorgeworfen. Zu alledem gebe es aber keine „greifbaren Beweise“, erklärt Sarkozy.

Womöglich doch. Denn schon vor geraumer Zeit hat sich der Sohn des früheren libyschen Machthabers Gaddafi, Saif al-Islam al-Gaddafi, zu Wort gemeldet. 2011 forderte er in einem Exklusiv-Interview mit dem Online-Portal „Euronews“ die Rückzahlung einer Millionensumme für die Finanzierung von Sarkozys Wahlkampf. Nach der kürzlichen Verhaftung von Sarkozy meldete er sich erneut und ließ „Euronews“ wissen, er verfüge über „tragfähige Beweise“ gegen Sarkozy. Er sei sogar selbst Zeuge der Lieferung der ersten Teilzahlung an Claude Gueant in Tripolis gewesen. Gueant war der damalige französische Innenminister und ein enger Vertrauter Sarkozys.

Die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ hatte bereits 2012 behaupet, ein französischer Agent habe Gaddafi im Auftrag Sarkozys getötet. Auch der damalige libysche Interims-Premiers Mahmoud Jibril machte im ägyptischen Staatsfernsehen ähnliche Aussagen, berichtete die Schweizer Zeitung „20 Minuten“.

Den Berichten zufolge hatte sich der französische Agent während des Aufstandes gegen Gaddafi im Oktober 2011 unter die Aufständischen gemischt. Gaddafi wurde auf seiner Flucht von der NATO beschossen, später von den Aufständischen aufgegriffen und gefoltert. Schließlich habe der französische Agent dem libyschen Staatschef aus dem Hinterhalt eine Kugel in den Kopf gejagt.

Ein namentlich nicht genannter Diplomat aus der libyschen Hauptstadt Tripolis sagte damals dem „Corriere della Sera“: „Sarkozy hatte jeden Grund, Gaddafi so schnell wie möglich zum Schweigen zu bringen.“ Sarkozy wollte demnach vermeiden, daß Gaddafi etwas über seine engen Verbindungen zum Elysée-Palast ausplaudere. Die neuen Ermittlungen gegen den französischen Ex-Präsidenten versprechen interessant zu werden. (mü)

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