Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler: Aus Italien hagelt es Kritik

21. Dezember 2017
Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler: Aus Italien hagelt es Kritik
National
1
Foto: Symbolbild

Rom/Wien/Brüssel. Aus Italien kommen zum Teil hysterische Reaktionen auf die Ankündigung der neuen österreichischen Regierung, auch den Südtirolern künftig die österreichische Staatsbürgerschaft anzubieten.

So kündigte etwa der italienische Außenminister Angelino Alfano an, er wolle mit der Regierung in Wien über deren Pläne diskutieren. Die Gespräche sollen im Einklang mit Italiens Geschichte und „mit dem Schutz unserer Bevölkerungen und unserer Mitbürger” erfolgen, deren Position in Sachen Staatsbürgerschaft „sehr klar” sei, sagte Alfano.

Auch der aus Italien stammende EU-Parlamentspräsident Tajani erklärte, es wäre ein „willkürlicher Schritt”, Italienern deutscher oder ladinischer Muttersprache den österreichischen Paß zu gewähren. Damit würden Spannungen genährt. „Europa hat zwar viele Fehler, hat aber die Ära des Nationalismus abgeschlossen”, meint Tajani.

Benedetto Della Vedoca, Politiker im italienischen Außenministerium, bezeichnete den Vorstoß als „ethno-nationalistisch”. Und die – ansonsten freilich wenig bekannte – Rechtspartei „Brüder Italiens“ (Fratelli d’Italia – FLI) erklärte: „Österreich darf sich illegale Invasionen nicht erlauben. Es ist ein Wahnsinn, zu denken, daß ein Teil Italiens von einer Mehrheit österreichischer Bürger bewohnt sein könnte. Das wäre eine verkappte Sezession.“

In Südtirol selbst werden die Pläne der neuen Regierung in Wien dagegen größtenteils begrüßt. Auf einer parteiübergreifenden Pressekonferenz in Bozen erklärten sich Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit, der Freiheitlichen, der SVP-Altmandatare und des Südtiroler Heimatbundes erfreut über die Verankerung der Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler im türkis-blauen Koalitionsvertrag. Die Umsetzung soll laut FPÖ-Südtirolsprecher Werner Neubauer „bald angegangen werden”. Das Gedenkjahr 2018 wäre dafür ein würdiger Anlaß. (mü)

Ein Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    „Es ist ein Wahnsinn zu denken, daß ein Teil Italiens von einer Mehrheit österreichischer Bürger bewohnt sein könnte. Das wäre eine verkappte Sezession“, so die Rechtspartei FLI. Ach, wirklich?

    Hier ist daran zu erinnern, daß Südtirol ethnisch-historisch betrachtet deutsches Land ist (Die einstige Konkurrenz zwischen Hohenzollern und Habsburgern mal außer acht gelassen) und bis 1918/19 so gut wie ausschließlich von österreichischen Bürgern bewohnt war. Insbesondere Mussolini hat dann in großer Zahl Italiener in diesem Teil Deutsch-Österreichs angesiedelt und selbigen faschistoisiert.

    Nach Kriegsende 1945 gab es in Südtirol unter der dortigen großen Mehrheit der Deutsch-Österreicher starke Sezessionsbestrebungen, die vom italienischen Staat gewaltsam unterdrückt wurden. In den 60ern kam es zu einer Reihe von Bombenanschlägen der südtiroler Sezessionisten – die Täter wurden gefaßt und – soweit mir bekannt – als Terroristen erschossen.

    Und im übrigen: Sollte Südtirol irgendwann wieder zur Republik Österreich gehören, dürfte das für Italien bei internationalen Wintersportwettbewerben ziemlich negative Auswirkungen haben.

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.