ZUERST!-Kolumnist Kleine-Hartlage: Die Merkel-Republik ist noch nicht am Ende

31. August 2017
ZUERST!-Kolumnist Kleine-Hartlage: Die Merkel-Republik ist noch nicht am Ende
National
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Foto: Symbolbild

Seit einigen Wochen können Sie die August/September-Ausgabe des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST! im Zeitschriftenhandel erwerben. Der Kommentar unseres Kolumnisten Manfred Kleine-Hartlage beschäftigt sich diesmal mit dem Überwasserhalten der „Merkel-Republik“ und dem Beharrungswillen des Kanzlerinnen-Wahlvereins namens CDU.

Lesen Sie nun exklusiv den Kommentar aus der aktuellen Ausgabe von ZUERST!

Zu den undankbarsten Aufgaben, die die Bundesrepublik Deutschland unter der bleiernen Kanzlerschaft Angela Merkels zu vergeben hat, gehört die des Kanzlerkandidaten der SPD. Zum einen, weil die Massenmedien Gefallen an dem sadistischen Spiel gefunden haben, den sozialdemokratischen Kandidaten zuerst auf eine schwindelerregende Fallhöhe zu hieven („Lichtgestalt“), um ihn dann in den Abgrund zu stürzen. So haben sie es mit Peer Steinbrück gemacht, so wiederholen sie es gerade mit Martin Schulz. Zum anderen, weil die Amtsinhaberin sich geflissentlich weigert, irgend etwas zu tun, was nicht ebensogut von den Sozialdemokraten selbst oder gar den Grünen erledigt werden könnte, und damit die Strategen der Gegenseite zur Verzweiflung treibt.

Riskant ist dieses Spiel nicht unbedingt für die Unionsparteien als solche, wohl aber für diejenigen ihrer Bundestagskandidaten, die in wackligen Wahlkreisen oder auf schlechten Listenplätzen kandidieren und ihr angestrebtes Mandat voraussichtlich einem Kandidaten der AfD überlassen müssen. Da die AfD allerdings ihre Wähler durchaus nicht nur von den Unionsparteien holt, sondern angesichts der elitären Arroganz aller linken Parteien auch und gerade aus deren Stammklientel, Arbeitnehmern und sozial schwachen Volksschichten, ist nicht zu erkennen, wie eine linke Mehrheit zustande kommen soll. Eine hypothetische linke Partei, die die Interessen ihrer Wähler tatsächlich vertreten und vor allem den Wahnsinn der organisierten Masseneinwanderung stoppen wollte, wäre für die anderen Parteien des linken Spektrums ebensowenig koalitionsfähig wie die AfD. Bei den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen kann Merkel sich die AfD gewissermaßen leisten, weil sie selbst, Merkel, für ihre Kartellpartner innerhalb der politischen Kaste „alternativlos“ ist, um es mit ihrem Lieblingsausdruck zu formulieren. Voraussichtlich bleibt Angela Merkel also im Amt. Auch wenn Rot-Rot-Grün uns dadurch erspart bleibt: Unter einer frohen Botschaft stellt man sich etwas anderes vor.

Wir werden uns darauf einstellen müssen, daß die Mehrheit der Wähler – nach dem Motto „Never change a losing team“ – den Altparteien noch einige Zeit lang die Treue halten wird, so wie sie es, wenn es zum Schwur kommt, sogar in Ländern wie Frankreich, den Niederlanden oder Österreich tun, in denen die politischen Verhältnisse weitaus dramatischer in Bewegung geraten sind als bei uns.

So klug jeder einzelne persönlich sein kann: Als Masse ist der Mensch ein Wesen von geradezu physikalischer Trägheit. Zwar werden selbst die bisherigen Unterstützer der politischen Klasse im Medienestablishment allmählich unruhig, zwar formieren sich Gegeneliten, deren Deutungsangebote ein dankbares und wachsendes Publikum finden (Wer hätte noch vor kurzem erwartet, daß ein Titel wie Finis Germania von Rolf Peter Sieferle an der Spitze der Amazon-Verkaufsstatistik rangieren würde?), zwar bröckelt die Mehrheit der Etablierten täglich – doch bis sie zur Minderheit geschmolzen ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen.

Wenn zu einer funktionierenden Demokratie das Ringen um Alternativen gehört, so ist es für diesen Staat, sofern er demokratisch zu sein beansprucht, und für seine politische Klasse ein Armutszeugnis, daß dieses Ringen nicht im Zentrum des Systems stattfindet, sondern diesem Zentrum von der Peripherie her aufgezwungen werden muß, und zwar von Minderheiten, die deswegen mit allen Mitteln, von der subtilen Verleumdung bis zur rohen Gewalt, bekämpft werden.
Das herrschende Kartell der Unbelehrbaren verschleudert dabei ein Vertrauenskapital, das frühere Politikergenerationen aufgebaut haben, rapide, aber doch nicht schnell genug für die bevorstehende Bundestagswahl und vielleicht nicht einmal schnell genug für die nächste. Dabei ist es nur ein schwacher Trost, daß diese etablierte politische Kaste sich in ihrer Unbelehrbarkeit durch eine gewisse Zuverlässigkeit auszeichnet: Über kurz oder lang werden sie es geschafft haben, den Ast durchzusägen, auf dem sie sitzen. Unglücklicherweise sitzen wir alle auf diesem Ast.

Einen Machtwechsel durch Wahlen – und damit meine ich nicht einen Wechsel von der CDU zur SPD, sondern vom Establishment zur Opposition – werden wir möglicherweise erst erleben, wenn die Lebensumstände in Deutschland sich aufgrund der Böswilligkeit und des Verrats des herrschenden Kartells so fundamental verschlechtert haben, daß es niemandem mehr möglich ist, sich in Verdrängung oder Selbstbetrug zu ergehen. Dann allerdings könnte es für eine Erholung bereits zu spät sein.

Manfred Kleine-Hartlage ist freier Publizist.

5 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    In George Orwells Roman ‚1984‘ schreibt der Anti-Held Winston Smith in sein Tagebuch: „Wenn es noch eine Hoffnung gibt, so liegt sie bei den Proles“. Gemeint ist hier die Hoffnung, die totalitäre Macht der Staatspartei zu brechen. Es zeigt sich jedoch, daß diese Hoffnung eine Illusion ist, da die Proles (Unterschicht) über keinerlei politisches Bewußtsein verfügt.

    In die Gegenwart übertragen, müßte der Satz lauten: „Wenn es noch eine Hoffnung gibt, so liegt sie beim deutschen Wähler“. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  2. Emma D. sagt:

    Auch mit einer deutlich siegreichen AfD ist die Merkelei als System noch lange nicht am Ende. Zum Vergleich: Ein Sieg von Erdogan befreit die Türkei noch lange nicht von Jahrzehnten westlicher Unterwanderung und Ausbeutung. Bürgerliche Selbsthilfe war nötig, um im Sommer 2016 den vom Westen angezettelten Putsch abzuwehren; ohne das Kaltstellen vieler Kollaborateure in Behörden und Massenmedien wäre die Rückkehr zu einer für ein orientalisches Volk artgemäßen Arbeitskultur und Gesellschaft laufend defätistischen Anfeindungen ausgesetzt.

    Hierzulande bedarf es vieler außerparlamentarischer bürgerlicher Aktivitäten, um einem AfD-Programm einen bewurzelbaren Boden bereitzustellen.

  3. Ruewald sagt:

    Wieder eine, wie von Kleine-Hartlage gewohnt, sehr klare Analyse.
    Zur Ergänzung:
    Im Oktober 2017, just nach den Wahlen, tritt wieder Schengen in Kraft, d.h. es dürfen keine Grenzkontrollen mehr durchgeführt werden. Dadurch werden die Schleusen geöffnet, zuerst für die 100000 in Südtirol wartenden Afrikaner – dann werden die Fluten vom Mittelmeer folgen, mit Millionen Schwarzafrikanern ist zu rechnen.
    In München werden bereits mehr als 50 % der Sozialwohnungen für Ausländer reserviert.

    Es sieht bedenklich nach „finis Germania“ aus. Prof.Sieferle hat in einem seiner letzte Briefe über Angela Merkel geschrieben: „Der Platz in
    den Geschichtsbüchern ist ihr jedenfalls sicher. Vermutlich
    wird sie als eine der großen Katastrophengestalten in die
    deutsche Geschichte eingehen.“

  4. Dr. ALTENBURGER sagt:

    Das ist genau das Problem, Super Analyse, der Mensch ist ausgerechnet geistig ein bequemes Tier. Allein die Tatsache , dass die meisten Leute nicht mal die Allgemeinen Geschäftsbedingungen Ihrer selbst abgeschlossenen Versicherungen, lesen, die ja direkten Einfluss haben auf Ihren Alltag, ist bedauernswert. In Sachen politische und wirtschaftspolitische Abläufe ist der Deutsche leider noch schwerfälliger, also wird es wohl wirklich erst ein Aufwachen geben, wenn die nächste Rechnung ungeheuer superteuer wird. Sprich unbezahlbar, und das wird kommen mit der Raute des Grauens.

  5. Lore sagt:

    Sehr gut analysiert,leider ist die Merkel Republik nicht zu Ende.

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