Lega-Nord-Berater Gianluca Savoini im exklusiven ZUERST!-Gespräch über die Beziehungen zu Rußland

3. Juni 2017
Lega-Nord-Berater Gianluca Savoini im exklusiven ZUERST!-Gespräch über die Beziehungen zu Rußland
International
1
Foto: Symbolbild

„Inbegriff des Globalismus“

Gianluca Savoini ist der Vorsitzende der lombardischen-russischen Gesellschaft und ein wichtiger Berater des Lega-Nord-Chefs Matteo Salvini in außenpolitischen Fragen. Im Zuerst!-Gespräch erklärt er, wie wichtig gute Beziehungen zwischen Rußland und den euroskeptischen Bewegungen sind

Herr Savoini, auch Italien beteiligt sich an den Sanktionen gegen Rußland. Wie sieht es mit den Konsequenzen für die italienische Wirtschaft aus? Und was kommt auf die Italiener zu, wenn diese Sanktionen weiterhin bestehenbleiben?

 Savoini: Die Sanktionen gegen Rußland sind ein Desaster für die italienische Wirtschaft. Dadurch erleiden wir ein Wirtschaftsdefizit von sechs Milliarden Euro. Eine italienische Regierung, die für die Sorgen und Nöte ihres Volks einsteht, müßte diese Sanktionen sofort aufheben. Statt dessen haben wir eine Regierung, die die Interessen einer großen Finanzlobby vertritt und diesen Kreisen absolut hörig ist. Ich bin mir leider sehr sicher, daß die EU die Sanktionen auch in Zukunft verlängern wird und die Krise weiter anhält.

Im Augenblick wächst deshalb der Widerstand in Italien gegen die Sanktionen. Sogar der frühere Ministerpräsident Matteo Renzi brachte einige Male Kritik zum Ausdruck. Wie ernst zu nehmen sind solche Töne?

Savoini: Renzi ist fort, aber ich habe zu keiner Sekunde erwartet, daß Renzi die Sanktionen jemals aufheben würde. Er ist ein Schwätzer und würde alles sagen – und wenig später das genaue Gegenteil. So hat er das immer gemacht, und nun ist sogar seine eigene Partei ihn leid. Nach Autorisierung dieses Interviews wurde Renzi am 1. Mai wieder Parteivorsitzender der Sozialdemokraten. Sein Nachfolger Paolo Gentiloni ist ein armseliger Abklatsch: Erst sagt er, die Sanktionen müssen überdacht werden, aber letztlich handelt er dann so wie von Brüssel entschieden. Diese Links-Regierungen sagen das eine und tun das andere.

Wie steht die Öffentlichkeit zur Rußland-Politik?

 Savoini: Die Italiener sind Rußland nicht feindlich gesinnt. Sie wissen, daß die Sowjetunion längst Geschichte ist. Und sie lieben die großen Städte Rußlands, wie Sankt Petersburg und Moskau. Die russischen Komponisten, Schriftsteller wie Dostojewski und Tolstoi, russisches Ballett, Kaviar und Wodka – all diese Dinge werden in Italien sehr geschätzt! Man findet keine Durchschnittsbürger, die die Wirtschaftssanktionen gegen Moskau befürworten, weil keiner sie nachvollziehen kann. Wie recht sie haben!

Im Mai 2016 beschloß das Parlament der Region Venetien eine Resolution, die das Verhalten der EU der Autonomen Republik Krim gegenüber als „diskriminierend und ungerecht“ verurteilte und die Anerkennung des Krim- Referendums forderte. Außerdem verlangte der venetische Regionalrat eine „sofortige Aufhebung der nutzlosen anti-russischen Sanktionen, weil sie negative Auswirkungen auf die Wirtschaft Venetiens haben“…

 Savoini: (…)

Der italienische Oppositionsführer Matteo Salvini von der Lega Nord ist einer der bedeutendsten Fürsprecher guter Beziehungen zu Rußland. Sie begleiten und beraten ihn. Was ist der Hintergrund seiner Rußlandfreundlichkeit?

 Savoini: Ich kenne Matteo Salvini nun seit 25 Jahren. Als er im Dezember 2013 Parteisekretär der Lega Nord wurde, war ich gerade Gast eines Abgeordneten der Partei Einiges Rußland, Viktor Zubarew, und des russischen Vertreters des Weltfamilienkongresses, Alexej Komow. Wenige Monate später war ich mit Matteo in Moskau, wo wir die Staatsduma besuchten. Anschließend waren wir auf der Krim, um deren Präsidenten Sergei Aksjonow zu treffen. Die Lega Nord hat sich immer für den Erhalt kultureller Identitäten und der nationalen Souveränität eingesetzt. 1999 war die Lega Nord beispielsweise die einzige italienische Partei, die sich gegen den NATO-Angriffskrieg gegen Serbien ausgesprochen hat. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich selbst nach Belgrad gereist bin, das damals von der NATO bombardiert wurde. Salvini steht für die genannten Ideale ein und will die Freundschaft zu Rußland stärken. Rußland ist jetzt das „alte Europa“. Es repräsentiert die europäischen Werte, Menschen und Traditionen. Die EU dagegen ist der Inbegriff eines bürokratischen Globalismus.

Welche Maßnahmen haben Salvini und Sie unternommen, um diese Beziehungen zu stärken?

 Savoini: Am 6. März dieses Jahres hat Matteo Salvini in Moskau ein Kooperationsabkommen mit der Partei Einiges Rußland unterzeichnet. Am selben Tag wurden wir vom russischen Außenminister Sergej Lawrow empfangen. Dieses Treffen war sehr wichtig für uns. Bald schon werden wir für einen weiteren wichtigen Politgipfel nach Moskau zurückkehren. Auch Frauke Petry und Marine Le Pen waren vor kurzem in Moskau. Das zeigt uns, daß das neue Europa hier und jetzt entsteht. Dieses neue Europa sucht friedliche Beziehungen zu Rußland. Die „Neue Weltordnung“ bekommt Risse, auch wenn ihre Unter stützer noch immer stark sind. Aber der Lauf der Geschichte kann nicht auf gehalten werden.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bildet die Speerspitze des europäischen Konfrontationskurses mit Rußland. Die liberalen Medien nennen sie jetzt die „Anführerin der freien Welt“. Was denkt Salvini über die Bundeskanzlerin?

 Savoini: Es gibt keinen Teil der Merkelschen Politik, den die Lega Nord befürwortet. Merkel repräsentiert alle schlechten Seiten der EU: Sie will mehr Immigranten, sie will die Sanktionen gegen Rußland verlängern, sie unterwirft sich vollständig der NATO, sie ist gegen die Souveränität der Nationalstaaten und jegliche traditionelle Werte. Wir mögen Merkel-Deutschland nicht, weil es unserer Meinung nach nicht das wahre Deutschland ist. Und dank Merkel ist auch das heutige Europa nicht das wahre Europa. Wir sehen aber auch, wie eine Alternative zu Merkel wächst, eine deutsche Alternative für das deutsche Volk. Wir wollen Europa wieder groß machen. Zusammen.

Herr Savoini, vielen Dank für das Gespräch.

Gianluca Savoini, geboren 1963 in Alassio (Italien), ist der Vorsitzende der lombardisch-russischen Gesellschaft und berät den Vorsitzenden der Lega Nord, Matteo Salvini, in außenpolitischen Fragen. Savoini studierte Politikwissenschaften in Mailand und arbeitete seitdem als Journalist für verschiedene Medien. Gianluca Savoini gilt als entscheidender Architekt der Beziehungen zwischen der italienischen Lega Nord und der russischen Regierungspartei Einiges Rußland.

Dieses Interview ist Ihnen in ungekürzter Länge im Original (Juni-Ausgabe) entgangen, wenn Sie immer noch nicht fester Leser und Abonnent des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST! sind. Die gut recherchierten Beiträge und spannenden Interviews von ZUERST! verlieren auch nach vielen Monaten nichts von ihrer Aktualität. Werden Sie jetzt Leser der Druckausgabe von ZUERST!

 

 

Ein Kommentar

  1. Bürgerfreund sagt:

    Merkel repräsentiert alle schlechten Seiten der EU, sie vertritt nicht das wahre Deutschland – eine geballte und beschämende Wahrheit, die Herr Savoini hier kund tut. Und was tun die Deutschen? Nichts! … und das ist noch beschämender.

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.