Ohrfeige für Gabriel in Israel: Netanjahu brüskiert den Bundesaußenminister

26. April 2017
Ohrfeige für Gabriel in Israel: Netanjahu brüskiert den Bundesaußenminister
International
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Foto: Symbolbild

Tel Aviv. Eine handfeste diplomatische Brüskierung mußte sich Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bei seinem Staatsbesuch in Israel gefallen lassen: sein Gastgeber, der israelische Regierungschef Netanjahu, setzte ihm die Pistole auf die Brust und forderte, Gabriel solle auf ein geplantes Treffen mit den regierunskritischen Organisationen „Breaking the Silence“ und „B´Tselem“ verzichten. Als Gabriel an dem Termin festhielt, sagte Netanjahu das anberaumte Gespräch mit Gabriel kurzerhand ab.

Am Rande eines kurzen Pressetermins mit dem österreichischen Bundeskanzler Kern bekräftigte Netanjahu sein Ultimatum: entweder eine Zusammenkunft mit Vertretern der beiden Gruppen abzusagen – oder jenes mit Netanjahu als abgesagt zu betrachten. Wenig später folgte die Bestätigung: Israels Premier werde den deutschen Außenminister nicht treffen, erklärten hierauf deutsche und israelische Medien.

Gabriel versuchte den Eklat im Gespräch mit deutschen Journalisten kleinzureden, indem er darauf rekurrierte, es handle sich um ein normales Vorgehen, wie man es seit Jahren in vielen Ländern praktiziere. Zudem stellte er zur Diskussion, wie es aufgenommen würde, wenn Deutschland sich ähnlich gegenüber einem israelischen Premier verhielte, der sich in Berlin mit Regierungskritikern trifft. Ein solches Verhalten, so Gabriel, „wäre undenkbar”. Dennoch: „Das verändert mein Verhältnis zu Israel nicht.”

Von israelischer Seite hieß es, man habe vor Wochen bereits Kritik an dem Termin geübt, und es sei üblich, das Besuchsprogramm abzustimmen. (mü)

6 Kommentare

  1. Florian Geyer sagt:

    Wenn er Schneid hätte, würde es jetzt erst einmal keine Fregatten, Uboote etc. als Geschenk geben. Aber hat er ihn? Wie war das doch gleich mit Merkel und der Staatsraison?

  2. MarcoM sagt:

    Der Einfluss der Israel-Lobby auf deutsche Politiker ist bei einigen nicht mehr so stark, wie er noch vor 10 Jahren war. Das hat aber nichts mit einem wachsenden Selbstbewußtsein dieser Politiker gegenüber Israel bzw. der israelischen Regierung zu tun, nicht mit einer wachsenden Emanzipation von der Unterwürfigkeitsmentalität und dem uns auferlegten Schuldkult, sondern mit dem merklich wachsenden Einfluss der Verfechter einer apolaren Weltordnung – deren politische Repräsentanten gerade in Vertretern der Democratic Party (Obama, die Clintons, …) gegeben sind – auf die Deutschen Transatlantikern.

    Man beachte nur die Verherrlichung und Vergötterung Obamas oder Hillary Clinton. Oder Merkels Agieren in der Flüchtlingspolitik, die 1:1 den Vorgaben George Soros Open Society folgte. Und der superreiche Multimilliardär und „Philanthrop“ Soros ist einer der prominentesten Verfechter einer apolaren Weltordnung.
    Soros, der mit seinen diversen NGOs in mehreren Ländern Einfluss zu nehmen versucht, ist u.a. auch ein Finanzier von Breaking the Silence.

  3. edelweiß sagt:

    Innere Einmischung wird von selbst Denkenden eben auch als solche gesehen und entsprechend normal reagiert.
    Es sind leider noch nicht alle von Demokratie und Toleranznebel geistig getrübt.

  4. Bernd Sydow sagt:

    Gabriel hat sich diplomatisch wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten. Er konnte doch nicht ernsthaft erwarten, daß Netanjahu sich mit ihm trifft, wenn er zwei NGOs seine Aufwartung macht, die Netanjahu massiv kritisieren und seine Politik deutlich in Mißkredit bringen. Hätte Gabriel statt dessen hohe Vertreter seines Außenministeriums, zum Beispiel Ministerialdirigenten, zu den NGOs geschickt, das Treffen Gabriel-Netanjahu hätte stattgefunden.

    • Daniel Ruhrpott sagt:

      Für Sie scheint Herr Netanjahu also ein ehren- und gewissenhafter Staatsmann zu sein……… der eine völlig korrekte Politik betreibt.
      Alles klar, interessant.

  5. Eidgenosse sagt:

    Wen wundert das? Es wirft auch erneut ein bezeichnendes Licht auf die tatsächlichen „normalen“ Verhältnisse zu Israel.
    Merke: wer sich als Wurm gebärdet, muss sich nicht wundern, wenn er zertreten wird.
    Falls es stimmt, dass Petry die Absage Nethanjahus „begrüsst“ hat (ntv), dann muss ich mich schon fragen welcher „Fraktion“ die Dame eigentlich angehört.

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