Ankara. Es klingt wie eine Drohung: der stellvertretende türkische Ministerpräsident Veysi Kaynak warnt davor, daß Millionen Menschen über die Türkei zusätzlich nach Europa kommen könnten. Im Iran gebe es um die drei Millionen illegale Flüchtlinge, „die versuchen wollen, in die Türkei zu gelangen. Unglücklicherweise sind es meist Afghanen. Sie versuchen, aus dem Osten des Iran zu kommen.”
30.000 Flüchtlinge seien 2016 aus dem Iran in den Osten der Türkei eingewandert, erklärte Kaynak. „Wir fürchten, daß der iranische Staat ihre Migration in die Türkei nicht zur Kenntnis nimmt, auch wenn er sie nicht notwendigerweise unterstützt.”
Kaynak warnte an die Adresse der Europäer, daß die Flüchtlinge Europa zum Ziel hätten. „Europa und der Rest der Welt sollten darüber nachdenken. Sie wollen in die Türkei als Transitland kommen, aber nicht hier bleiben. Sie wollen in den Westen, und für sie ist die Türkei eine wichtige Barriere.”
Ganz grundlos sind solche Feststellungen nicht. Erst dieser Tage hatte auch EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos davon gesprochen, daß etwa drei Millionen Menschen darauf warteten, von der Türkei nach Griechenland überzusetzen, um von dort sofort nach Mitteleuropa weiterzureisen. Beobachter interpretieren den Hinweis des türkischen Vizepräsidenten als dezente Drohung für den Fall, daß es zu einem Scheitern des vor Jahresfrist ausgehandelten „Flüchtlingsdeals“ mit Ankara kommt. (mü)
Das wäre nicht das schlimmste, was passieren könnte. Im Gegenteil, es ist zu hoffen, dass Erdogan durchdreht. Nur durch einen plötzlichen extremen Temperaturanstieg springen Frösche aus dem Topf.