Moskau und Kiew streiten um ESC-Ausgang: „Ergebnis der antirussischen Politik“

16. Mai 2016
Moskau und Kiew streiten um ESC-Ausgang: „Ergebnis der antirussischen Politik“
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Moskau/Kiew. Der European Song Contest (ESC) war mmer eine hochpolitische Angelegenheit. Doch jetzt hat die Politisierung des ESC mit dem demonstrativen Sieg der ukrainischen Kandidatin und der nicht weniger demonstrativen Düpierung des russischen Bewerbers eine neue Qualität erreicht.

Das wird in beiden Ländern so gesehen. Die Ukrainerin Jamala setzte sich beim diesjährigen ESC mit einem melancholischen Lied unter dem Titel „1944“ durch, das die Deportation von 200.000 Krimtataren und Angehörigen anderer Minderheiten während des Zweiten Weltkrieges thematisiert. Ausgerechnet an diesem Mittwoch begeht die Ukraine den jährlichen Gedenktag der Deportation. Zwar bestreitet die Sängerin vehement, daß ihr Lied ein politischer Angriff auf Rußland sei. Sie erklärte: „Ich möchte Frieden und Liebe für jeden!“ Doch das erscheint Beobachtern wenig überzeugend.

Zumal hochrangige ukrainische Regierungspolitiker unter den ersten waren, die Jamala zu ihrem Sieg gratulierten. „Die ganze Ukraine dankt dir von Herzen, Jamala!“, twitterte Staatschef Poroschenko. Und Außenminister Pawel Klimkin lieferte neben Glückwünschen auch noch eine politische Ansage: „Die Wahrheit gewinnt immer, wie Jamala und die Ukraine heute Nacht. … Und nicht vergessen, die Krim gehört zur Ukraine.“

Russische Abgeordnete kritisieren den Sieg der Ukraine denn auch als politisch motiviert. Das Lied sei kein Beitrag für den gesamteuropäischen Kulturdialog, den sich der Wettbewerb auf die Fahnen geschrieben habe, twitterte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der russischen Staatsduma, Alexej Puschkow. Der ESC habe sich in ein politisches Schlachtfeld verwandelt. Ein Politiker der prorussischen Führung der Halbinsel Krim sprach von einem „Ergebnis der antirussischen Politik“. Der Westen habe einer „ukrainischen Erpressung“ nachgegeben. (mü)

Bild: Kampf ukrainischer Militärs gegen russische Freiwillige im Donbass

7 Kommentare

  1. MarcoM sagt:

    Tja, ob das mediale Establishment im Vasallenstaat BRD auch so begeistert wäre wie über JamalaS „1944“, wenn sich nächstes Jahr ein Musiker oder eine Gruppe für den deutsche Vorentscheid mit einem Titel wie „Dresden ’45“ bewerben würde?

    • Fackelträger sagt:

      „Dresden ’45″… Danke, wunderbar!

      Bestimmt hätte „Breslau ’45“ sogar einen noch höheren Beliebtheitsgrad bei unseren geliebten internationalistischen Völkerauflösern.

  2. Fackelträger sagt:

    Der „Jurowischn“-Songcontest ist schon sehr lange ein Instrument zur politisch-gesellschaftlichen Meinungsformung.
    Ich erinnere mich noch blass, dass einstmals alle Bewerber in ihrer jeweiligen NATIONALSPRACHE gesungen haben (was dem ESC seine eigene Note gegeben und diesen interessant gemacht hat) und nicht fast nur englisch.
    2015 „gewann“ dann rein zufällig ein genderfluides metrosexuelles Transfemininwesen namens Conchita, über das sich jeder gestandene Österreicher lustig gemacht hat.
    Mein Vorschlag an die ESC-Macher: 2017 wäre eine supersexy post-deutsche Multikulti-Willkommenskulturtruppe als Sieger angebracht mit gemischtem Text aus englisch, türkisch, arabisch und „Kiezdeutsch“.

  3. Peter Werner sagt:

    Daß dieses Lied aus der Ukraine Rußland provozieren soll, ist wenig erstaunlich. Überraschend ist dagegen, daß die Ergebnisse dieses Wettbewerbs politisch immer so zuverlässig auf Linie der USA/EU & Political Correctness sind. Ich erinnerre nur an den bärtigen Kerl im Fummel (Conchita, die Wurst) als Provokation in Richtung der Normalos. Entweder da stimmt immer zuverlässig der Bodensatz der Gesellschaft ab, oder der ganze „Wettbewerb“ ist nur noch eine riesige Dummverkaufe. Mit Musik hat es jedenfalls ungefähr soviel zu tun, wie der Friedens-Nobelpreis mit Frieden.

  4. Erwin sagt:

    Erstens: Unpolitisches ist auch Politisches, weil es das gegenwärtig Herrschende durch Schweigen billigt.
    Zweitens: Es wäre doch möglich gewesen, die Verbrechen des Westens in Vietnam, Südamerika und insbesondere im Orient mit Liedbeiträgen aufzuzählen und dabei der 30 Millionen Toten zu gedenken, welche die USA seit 1950 verschuldet haben und in Syrien und der Ostukraine weiter verschulden.
    Drittens: Alle Künstler sind zu verpflichten, ihre Muttersprache oder die Sprache ihres Herkunfts- oder Entsendelandes zu verwenden. Wer mutwillig Englisch labert, billigt Kolonialismus und Ölkriege.

    • Erwin sagt:

      Nachtrag: Die Sängerin Nicole hat mit „Ein bisschen Frieden“ den ersten Platz bei diesem Wettbewerb bekommen. Deutsch singen – na klar!

  5. vratko sagt:

    Die Krim gehört zu Russland, Basta!!!

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