Teure Drohnen: Deutsch-israelischer Anschaffungs-Deal kostet 580 Millionen Euro

20. Januar 2016
Teure Drohnen: Deutsch-israelischer Anschaffungs-Deal kostet 580 Millionen Euro
International
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Foto: Symbolbild

Berlin. Bei der Bundeswehr kündigt sich womögich der nächste Beschaffungsskandal an. Zumindest sorgen Pläne des Verteidigungsministeriums für erstauntes Kopfschütteln, denn zur Diskussion steht die Summe von mehr als einer halben Milliarde Euro – für die Anschaffung ganzer fünf (in Zahlen: 5) unbemannter Drohnen.

Die Geräte vom Typ „Heron“ stammen aus israelischer Produktion. Zwar handelt es sich um High-Tech-Produkte, und der Stückpreis liegt bei rund 32 Millionen Euro. Allerdings hat das Verteidigungsministerium schon in der Vergangenheit für Entwicklung und Anschaffung von Drohnen erhebliche Summen in den Sand gesetzt, was bereits dem Vorgänger der jetzigen Ressortchefin, Thomas de Maizière, fast zum Verhängnis geworden wäre. Nachdem die Entwicklung der Langstrecken-Aufklärungsdrohne „Euro Hawk“ durch das europäische Luftfahrt-Konsortium EADS für 600 Millionen Euro scheiterte und von de Maizière schließlich auf Eis gelegt wurde, reaktivierte seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen das Projekt letztes Jahr zum Preis von weiteren 200 Millionen Euro.

Dabei ist mit der Verfügbarkeit des unbewaffneten „Euro Hawk“ nicht vor 2025 zu rechnen – was umso bemerkenswerter ist, als das teure Gerät unter Experten schon jetzt als veraltet gilt. Noch bemerkenswerter ist, daß genau dieser Umstand nun eine Übergangslösung rechtfertigen soll, die allerdings noch viel teurer sein soll als die endgültige, dann technisch längst überholte Lösung. Hier kommen die fünf israelischen „Heron“-Drohnen ins Spiel.

Wie Verteidigungsministerin von der Leyen erklärt, habe Generalinspekteur Volker Wieker die Entscheidung getroffen, mit Israel in Verhandlungen zum Leasen der Heron-Drohne zu treten. Nach der Ausarbeitung der Verträge sollen diese dann auch noch einmal „detailliert mit dem Parlament” durchgesprochen werden. Das Ganze soll den Steuerzahler rund 580 Millionen Euro kosten. Zusammen mit den bisher angefallenen Kosten für den „Euro Hawk“ kommen so rund 1,2 Milliarden Euro für die Drohnen-Pläne der Ministerin zusammen.

Und diese Summe ist absolut rätselhaft. Denn der Stückpreis einer „Heron“-Drohne wird mit 35 Millionen Euro angegeben. Ein anderer Abnehmer, Indien, kam ungleich preiswerter weg und zahlte im September 2015 – zuzüglich Bewaffnung – rund 400 Millionen Dollar für zehn Stück. Wie und warum dann fünf Stück für die Bundeswehr mehr als 580 Millionen Euro kosten können, bleibt ein Geheimnis. Es hat möglicherweise mit Deutschlands besonderer historischer Verantwortung für den Judenstaat zu tun. (mü)

5 Kommentare

  1. Tack sagt:

    Uboote schwimmen tief, deshalb billig. Drohnen fliegen hoch, deshalb teuer!
    Oder?

  2. olli sagt:

    Und an die Schlapphüte, die mitlesen: ja, ich bin immer noch ein OSINT / HUMINT-Trüffelschwein.

  3. olli sagt:

    Der militärisch-industrielle Komplex ist äusserst Komplex. Das musste auch ein Franz Josef Strauss und die CDU CSU in der Hispano-Suiza Affäre (mit mehreren rätselhaften Toten) in den 60ern und frühen 70ern feststellen.

    Und nein: Ich vergesse solche Dinge (Jg. 1961) nicht, ich war schon als sehr junger Mann sehr politisch interessierter Spiegel- und Frankfurter Rundschau Leser (damals, in den 70ern).

    Hier ist Wikipedia deutsch einigermassen bei der Wahrheit geblieben, vielleicht wird diese Seite ja morgen schon gelöscht oder schwer verändert:

    https://de.wikipedia.org/wiki/HS-30-Skandal

  4. Inklu sagt:

    580 Millionen Euro kosten…..
    Bei den zu erwartenden „Flüchtlings“-Kosten geht das aus der Portokasse.

  5. Gullinborsti sagt:

    Seit Anbeginn zahlt Deutschland Entschädigung an die Sieger…
    Möglicherweise bahnt sich da eventuell ein „Bäumchen-wechsel-dich“ an…
    -schnell noch Penunze einheimsen- Zwinker-Uschi glaubt ’s wär für Kita’s

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