Ochsenreiter: “Es geht um das Leben deutscher Soldaten und die nationalen Sicherheitsinteressen”

19. Dezember 2015
Ochsenreiter: “Es geht um das Leben deutscher Soldaten und die nationalen Sicherheitsinteressen”
National
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Foto: Symbolbild

Im Schnelldurchlauf beschloß der Deutsche Bundestag im Dezember, sich an der US-geführten Anti-IS-Kampagne in Syrien militärisch zu beteiligen. Gerade einmal 77 Minuten lang diskutierten die deutschen Abgeordneten, bevor sie mehrheitlich beschlossen, bis zu 1.200 deutsche Bundeswehrsoldaten in den Krieg in den Nahen Osten zu schicken. Damit hat der vielleicht fatalste und gefährlichste Militäreinsatz deutscher Soldaten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland begonnen. Denn nichts ist klar: Es gibt keine Strategie, man weiß nicht einmal genau, gegen wen man dort in Syrien kämpft und gegen wen nicht.

Bereits der Anlaß für diese Militärexpedition ist grotesk: Die Bundesregierung will damit auf die Terroranschläge von Paris vom 13. November reagieren. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel will Deutschland nun verstärkt “den Terrorismus bekämpfen”. Doch anstatt damit ernst zu machen, sofort die Grenzen zu schließen und zu versuchen, sich im Chaos der Massenmigration einen Überblick zu verschaffen, betreibt die Kanzlerin weiterhin ihre gefährliche Willkommenskultur-Politik. Potentielle Terroristen können auch weiterhin problemlos nach Europa einreisen. Weder die Kanzlerin noch die etablierten Medien thematisieren das – sie haben den Bürgern und sich selbst das Denkverbot auferlegt, daß man die Themen Einwanderung und Sicherheitspolitik nicht vermischen dürfe. Schade, daß die potentiellen Terroristen das nicht ähnlich sehen. Der “Islamische Staat” hatte schon vor Monaten angekündigt, Tausende von Kämpfern nach Europa einzuschleusen.

Und wer sind unsere Feinde und wer die Verbündeten auf dem syrischen Kriegsschauplatz? Darüber scheinen sich weder die Bundesregierung noch die Opposition klar zu sein. Deutschland soll an der Seite der sogenannten “Anti-IS-Koalition” der Amerikaner kämpfen, der gleichzeitig Staaten wie die Türkei und Saudi-Arabien angehören. Beide Länder unterstützen offiziell Terrorbanden in Syrien, finanzieren sie und organisieren den Nachschub. Nicht selten landen diese Hilfen direkt bei den Terrorbrigaden des “Islamischen Staates”. Selbst der deutsche Bundesnachrichtendienst hat im Dezember auf die negative Rolle Saudi-Arabiens im Syrienkrieg hingewiesen. Die Bundesregierung reagierte mit Desinteresse. Gleichzeitig hält Berlin Embargos und Sanktionen gegen genau jene Staaten verbissen aufrecht, die den wirksamsten Anteil am Kampf gegen den Terror in Syrien leisten: Syrien, Rußland und der Iran. Dabei könnte vor allem die syrische Armee viel besser gegen den IS und andere Terrorgruppen agieren, wenn Berlin sich dafür einsetzen würde, daß die EU alle Sanktionen und Embargos gegen Damaskus zumindest für die Dauer des Krieges einfriert. Deutschland könnte im Kampf gegen den Terrorismus im Nahen Osten damit eine wichtige Rolle spielen, ohne das Leben auch nur eines einzigen deutschen Soldaten zu gefährden.

All diese Punkte spielten in den 77 Minuten Bundestagsdebatte keine Rolle. Ginge es nicht um Krieg oder Frieden, könnte man das Ganze einfach als typische Berliner Dünnbrettbohrerei abtun. Aber es geht um das Leben deutscher Soldaten und die deutschen nationalen Sicherheitsinteressen. Doch ureigene Belange haben Berlin bislang nie wirklich interessiert.

Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST!  

 

6 Kommentare

  1. JAN kERZEL sagt:

    Der Tenor des Artikels ist mir zu martialisch und wichtigtuerisch.
    Die Einsätze der Bundeswehr sind so konzipiert, daß das Risiko minimal ist.
    Hier geht es mehr darum , den Franzosen eine Freude zu mschen und Hoillande
    innenpolitisch zu stärken.Aufklärungsflüge und ein Schiff auf dem Mittelmeer braucht kein Mensch, aber es geht um das Symbolische.Mehr erwartet man auch nicht.So eine Aktion ist kein Krieg. Es sind eigentlich überflüssige Hilfsdienste.

  2. Deutscher Patriot sagt:

    Aber ja, wissen wir doch. Jetzt auch Sie. 🙂

  3. Florian Geyer sagt:

    Mal angenommen, Israel, Saudi-Arabien oder die Türkei schießt in dem Durcheinander am syrischen Himmel ein deutsches Flugzeug ab, was dann?
    Oder Assad bzw. seine libanesischen, iranischen, russischen Helfer?
    Was macht Merkel dann?

  4. Pack sagt:

    Man muß sich ‚mal die Situation auf der Zunge zergehen lassen:
    Andere bombardieren Syrien und den Irak, über Jahre, bringen unschuldige Frauen, Kinder und Männer um und machen andere heimatlos.
    Dann lockt man diese Menschen in Millionenhöhe nach Deutschland, mit haltlosen Versprechen. Alle wollen angeblich nur nach Deutschland, nicht nach Frankreich, nicht nach Großbritannien, nicht in die USA … Man hat ihnen ja Haus, Auto und ein gutes Einkommen versprochen.
    „Wir schaffen das!“ Warum müssen nur wir das schaffen?
    Deutschland sucht angeblich Fachkräfte, die eigenen wandern aus oder sind arbeitslos …
    Von den Asylanten sind aber ca. nur 5% verwertbar (Claudio Roth). Alle anderen landen notgedrungen in Hartz IV! Hier werden teure „Integrationsprogramme“ für hauptsächlich Nichtintegrierbare gestartet (Zur Erinnerung: Es gibt schon zahlreiche Parallelgesellschaften in D. und die sollen nun integrieren?).
    EU, Euro, ESM, „Energiewende“ u.a. teure „Hobby’s“ belasten uns schon …

    Und damit die Sache komplett wird, beteiligen sich die Deutschen nun an den Bombardierungen. Man heizt also den „Terror“ damit bewußt an!
    Was wird wohl die Auswirkung dieses Tuns in Europa und Deutschland sein?
    Wer provoziert nun die zukünftigen Opfer? Wer opfert damit ganz bewußt Menschenleben?

  5. Brauche Meinkontonoch sagt:

    Man möchte mal folgendes erleben:

    – der Bundestag sinniert, im Rahmen seiner Möglichkeiten, über eine Sache
    – dann trägt jemand Unbefangenes vor

    Dann wird die Bevölkerung um Abstimmung gebeten, in welche Richtung es gehen soll.

  6. olli sagt:

    Wir sind ganz offen in den Krieg der Wallstreet und der City of London eingetreten und völkerrechtlich mit-Kombattanten.

    Das was in Paris geschah kann jetzt jederzeit auch in Deutschland, in jeder Stadt Deutschlands, passieren.

    Vielen Dank CDU, vielen Dank SPD dafür.

    Es geht also nicht nur um das Leben deutscher Soldaten im Ausland, sondern auch um das Leben deutscher Zivilisten im Inland! Ab jetzt. Sofort.

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