Washington/Tripolis. Die anhaltenden Angriffe einer internationalen Allianz unter Führung Rußlands und der USA gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien lassen mitunter vergessen, daß der IS in anderen Regionen massiv um eine Kompensation für das in Syrien verlorengehende Terrain kämpft. Vor allem in Libyen baut der IS derzeit seine Position rasant aus.
In der Hafenstadt Sirte, berichten US-Medien unter Berufung auf libysche Geheimdienstinformationen, sei inzwischen ein regelrechter IS-Militärstützpunkt entstanden. Unter Ausnutzung der anhaltenden politischen Krise im Lande habe die Terrormiliz die Zahl ihrer Kämpfer in Sirte in den zurückliegenden Monaten von 200 auf inzwischen 5.000 aufgestockt.
Systematisch werden dabei bisher in Syrien und im Irak eingesetzte Kämpfer nach Libyen verlegt. Der libysche Geheimdienst geht davon aus, daß es der IS auf die Einnahme von Ölfeldern und -raffinierien uinweit von Sirte abgesehen hat. Der Leiter des regionalen militärischen Aufklärungsdienstes Ismail Shukri prognostiziert als strategisches Fernziel des IS in Libyen gar einen Überfall auf Italien. Immerhin, rief die „New York Times“ unlängst in Erinnerung, kontrolliert der IS bereits mehr als 1.500 Kilometer der libyischen Mittelmeerküste.
Auch die US-Geheimdienste sind alarmiert. So wird Patrick Pryor, Analytiker des US-Verteidigungs-Aufklärungsamtes, in Medien mit den Worten zitiert: „Der libysche Ableger von Daesh [IS] ruft bei uns die größte Besorgnis hervor. Das ist das Zentrum, über welches er seinen Einfluß auf ganz Nordafrika ausdehnen kann.“
Nach unterschiedlichen Schätzungen erstrecken sich die vom IS kontrollierten Gebiete derzeit über insgesamt 90.000 Quadratkilometer. Erheblich erweitern konnte der IS das von ihm beherrschte Gebiet seit August 2014 – seit diesem Zeitpunkt fliegt die US-Luftwaffe angeblich Angriffe gegen die Terrormiliz. (mü)
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[…] Geheimdienste: Wird Libyen neuer Aufmarschraum des IS gegen den Westen? […]