Frankfurt/Kobane. In Syrien ist offenbar ein weiterer aus Deutschland ausgereister Islamist getötet worden. Das berichtet das Blog „Erasmus Monitor“.
Nader H. aus Frankfurt soll den Kampfnamen „Abu Bilal al-Maghrebi“ getragen haben und bei einem Luftangriff in der Nähe des nordsyrischen Kobane (kurdisch; arabisch: Ain al-Arab) getötet worden sein, melden Islamisten im Internet. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden war der in Deutschland geborene junge Mann im vergangenen Dezember über die Türkei nach Syrien gereist, so die „Frankfurter Rundschau“. Zuvor hatte er sich als Propagandist für islamistische Audiobotschaften betätigt und war an der Verteilung von kostenlosen Koranen im Rahmen der „Lies!“-Kampagne des Salafistenpredigers Ibrahim Abou-Nagie aus Köln beteiligt. Nader H. ist damit mindestens der 76. aus Deutschland ausgereiste Islamist, der in Syrien und im Irak den Tod fand.
Insgesamt kämpften im Mittelmeerland Syrien Ende 2013 rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer Studie zufolge zum selben Zeitpunkt sunnitischen Islamisten-Milizien wie der Jabhat al-Nusra oder dem “Islamischen Staat” (IS, vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für den IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen aus dem Ausland. Aktuellere Gesamtzahlen gibt es derzeit nicht. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch mindestens 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind mindestens 650 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Mindestens 75 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens neun Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)