„Islamischer Staat“: Bekannter Hartz IV-Islamist Reda Seyam im Irak getötet

17. Dezember 2014
„Islamischer Staat“: Bekannter Hartz IV-Islamist Reda Seyam im Irak getötet
International
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Foto: Symbolbild

Berlin/Mossul. Einer der in Deutschland bekanntesten Islamisten ist im Irak getötet worden. Reda Seyam starb offenbar bei Gefechten in der irakischen Stadt Mossul.

Das berichten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR unter Berufung auf irakische Quellen. Der ursprünglich aus Ägypten stammende Seyam habe es dort bis zum „Bildungsminister“ der Islamisten-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) gebracht. Unter dem Namen Dhul Qaranain soll er in der von IS besetzten Stadt agiert haben. Eine seiner Amtshandlungen war, die Fächer Kunst, christliche Theologie und Philosophie an den Universitäten der Stadt zu verbieten. Die Regierung in Bagdad hat Seyams Tod bestätigt. Er soll Anfang Dezember ums Leben gekommen sein.

Seyam war den deutschen Behörden kein Unbekannter: Er lebte mehrere Jahre lang in Berlin und war schon vor Jahren in Erscheinung getreten. 1994 soll er in Bosnien beim Krieg gegen Serbien mitgewirkt haben. Dort hat er laut Angaben einer früheren Frau, die ein Buch über die gemeinsame Ehe schrieb, auch Kontakt mit den Planern der Anschläge vom 11. September gehabt. Er gilt als einer der Planer des Sprengstoffattentats in Bali, bei dem 2002 mehr als 200 Menschen starben. Da ihm die indonesische Regierung jedoch nichts beweisen konnte, wurde er lediglich wegen eines Visumsvergehens zu neun Monaten Haft verurteilt. Anschließend war es die deutsche Bundesregierung selbst, die Seyam auf Staatskosten zurück ins Land holte: Nachdem der Terrorist erklärte, nach Saudi-Arabien zurückkehren zu wollen, schritt das Bundeskriminalamt ein. Man wollte verhindern, daß Seyam in Saudi-Arabien gekidnappt und nach Guantanamo gebracht wurde. Er lebte zuletzt von Hartz IV und hatte sieben Kinder. 2012 trat er in Deutschland das letzte Mal öffentlich in Erscheinung: Er war im Mai an einer salafistischen Demonstration in Bonn beteiligt, bei der es zu Ausschreitungen mit der Polizei kam. Anschließend zog er nach Ägypten. Bereits 2013 berichtete die ARD, er halte sich in Syrien auf.

Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der “Jabhat al-Nusra” oder dem “Islamischen Staat” (vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen aus dem Ausland. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind rund 550 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Etwa 60 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens neun Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)

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