Kobane. Im Syrien-Konflikt ist ein weiterer aus Deutschland ausgereister Islamist getötet worden. Ibrahim C. aus Hamburg kam offenbar bei Gefechten um die kurdisch bevölkerte Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei ums Leben.
Nach Informationen des NDR-Magazins „Hamburg Journal“ starb der 18-Jährige bei Kämpfen zwischen islamistischen Milizen und kurdischen Einheiten. Wann genau Ibrahim C. starb, ist noch unklar. Nach Angaben des Magazins erhielt sein älterer Bruder vor einigen Tagen einen Anruf aus Syrien, daß sein Bruder im Gefecht gefallen sei. Im sozialen Netzwerk Facebook wird berichtet, er sei „von einem PKK-Sniper erschossen“ worden. C. war in der Hamburger Islamisten-Szene kein Unbekannter: Mehrfach nahm er an den umstrittenen Koran-Verteilaktionen in der Innenstadt teil, arbeitete für den salafistischen Verein „Helfen in Not“, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, und war häufig zu Besuch in der Taqwa-Moschee im Stadtteil Harburg, die als zentraler Anlaufpunkt islamistischer Kreise in Hamburg und Umgebung gilt.
Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der “Jabhat al-Nusra” oder dem “Islamischen Staat” (vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen aus dem Ausland. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind rund 500 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Etwa 45 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens acht Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)