Raqqa. Rund 130 Islamisten aus Österreich kämpfen in Syrien und im Irak für islamistische Gruppierungen, insbesondere den „Islamischen Staat“, darunter auch Firas Houidi.
Der 19-jährige tunesischstämmige Islamist, der inzwischen von Interpol gesucht wird, meldet sich regelmäßig über soziale Netzwerke zu Wort. Zuletzt machte er etwa im September Schlagzeilen, als er bei Facebook das „schöne Gefühl beim Einschlafen“ beschrieb, wenn im Keller unter ihm 45 Soldaten der syrischen Armee auf das „Schlachten“ warten. Und Anfang November erklärte er in einem über Chat geführten Interview mit der Tageszeitung „Österreich“, daß er sich in der inoffiziellen Hauptstadt des „Islamischen Staats“, dem syrischen Raqqa, bei einem Luftangriff verwundet worden sei.
Dazu paßt ein neues Foto, das derzeit über einschlägige islamistische Propagandakanäle verbreitet wird und das ZUERST! vorliegt. Es zeigt den offenbar am Arm verletzten Houidi, wie er vor drei enthaupteten und halb bekleideten Leichen posiert. Bei diesen handelt es sich ausweislich ihrer Armeebekleidung sowie einem ZUERST! ebenfalls vorliegenden Video (Ausschnitt siehe drittes Foto) ihrer öffentlichen Hinrichtung um gefangene Soldaten der syrischen Armee. In der Bildbeschreibung des Fotos von Houidi ist zudem die Rede von „Nusairiern“ (Alawiten), also Angehörigen jener religiösen Gruppierung, der auch Syriens Präsident Bashar al-Assad angehört und die wegen ihrer Zugehörigkeit zum schiitischen Spektrum des Islam von sunnitischen Islamisten des „Islamischen Staates“ als Feinde angesehen werden. Die Leichen sind außerdem offenbar dieselben, vor denen bereits Mohamed Mahmoud, ein weiterer aus Österreich ausgereister Islamist, posierte. Darauf deuten Bekleidungsstücke, Liegeposition und Untergrund hin (siehe zweites Foto).
Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der “Jabhat al-Nusra” oder dem “Islamischen Staat” (vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen aus dem Ausland. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind rund 500 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Etwa 45 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mindestens acht Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)