AfD: Lucke-Kritiker Marcus Pretzell neuer Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen

9. Juni 2014
AfD: Lucke-Kritiker Marcus Pretzell neuer Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen
National
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Foto: Symbolbild

Bottrop. Der nordrhein-westfälische Landesverband der Euro-kritischen Alternative für Deutschland (AfD) hat auf einem Parteitag in Bottrop einen neuen Landesvorstand gewählt.

Zum neuen Vorsitzenden wurde der Rechtsanwalt Marcus Pretzell aus Bielefeld gewählt, der als innerparteilicher Gegenspieler von Parteichef Bernd Lucke gilt. Pretzell, der bei der Europawahl als Siebter der AfD-Liste ins EU-Parlament einzig, erhielt laut einem Bericht des WDR bereits im ersten Wahlgang über die Hälfte der Stimmen und konnte sich damit gegen zwei Mitbewerber durchsetzen. Pretzell hatte sich unlängst eine Rüge des Bundesvorstands eingehandelt, dem er selbst seit einigen Monaten angehört. Grund dafür war seine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion mit dem Vorsitzenden der EU-feindlichen britischen United Kingdom Independence Party (UKIP), Nigel Farage. Veranstaltet wurde diese von der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA), deren Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen, Sven Tritschler, ebenfalls in den neuen Landesvorstand gewählt wurde.

Auf dem Parteitag erneuerte Pretzell seine Kritik an den Bemühungen von Parteichef Bernd Lucke, sich im EU-Parlament der von der britischen Conservative Party („Tories“) geführten Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten (ECR) anzuschließen. Laut einem Bericht von blu-NEWS erklärte er, daß er sich einer Mehrheitsentscheidung für eine Zusammenarbeit mit der ECR zwar beugen würde, diese aber nicht „für die beste Idee“ halte. Seine Ablehnung eines solchen Schritts begründete er unter anderem damit, daß die ECR den EU-Beitritt der Türkei befürworte und auch „stramme Transatlantiker“ beherberge. Mit diesen verbindet Pretzell wenig: Bei der Nachwahl zum Bundesvorstand im März hatte er seinen Konkurrenten um den stellvertretenden Parteivorsitz, Ex-BDI-Chef Hans-Olaf Henkel, hart attackiert und ihm unter anderem vorgeworfen, sich für den EU-Beitritt der Ukraine auszusprechen. Zuvor hatte er auf Facebook geschrieben, das Eingreifen Rußlands in der Ukraine sei „wenig überraschend“, da nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Warschauer Paktes der Westen zugesichert habe, „keine Ausweitung von NATO und EU in die ehemalige Machtsphäre der Russen“ anzustreben, dieses Versprechen jedoch nicht gehalten hätte.

Am Rande des Parteitags kam es außerdem zu einem Eklat: Der zunächst als stellvertretender Vorsitzender im Amt bestätigte Hans Werner Schmitz erklärte im weiteren Verlauf des Parteitags seinen Rück- und Austritt aus der Partei. Grund dafür war nach Informationen von ZUERST! eine Resolution des Parteitags, in der sich dieser mehrheitlich für die Rücknahme eines Parteiausschlußverfahrens gegen den Essener AfD-Funktionär Marco Trauten aussprach. Dieser hatte die zahlreichen Angriffe von Linksextremisten während des Wahlkampfs mit dem Boykott der Nationalsozialisten gegen jüdische Geschäfte verglichen und war deshalb ins Fadenkreuz innerparteilicher Kritiker geraten. (lp)

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