Grüne Pädophile – alles halb so schlimm? Warum die Kindersex-Debatte nur ein Randthema bleibt

22. August 2013

Volker Beck (Foto: flickr/gruenenrw, CC BY-SA 2.0)

Berlin. Die Grünen und die pädophile Vergangenheit einiger früherer (und gegenwärtiger) Funktionäre kommt nicht aus den Schlagzeilen. Das ist gut und berechtigt. Pädophilie ist eine ekelerregende Sache, über die sich völlig zurecht die überwiegende Mehrheit unserer ganz „normalen“ Mitbürger empört.

Aber eines fällt auf – der seltsam weichgespülte Ton, in dem die etablierten Medien die Angelegenheit behandeln. Dabei kann die Journaille doch auch ganz anders. Erinnern wir uns nur an die mediale Begleitmusik zum Münchner NSU-Prozeß. Dort ist zwar bis heute niemand rechtskräftig verurteilt, doch die Medien erzeugten ein geradezu irrwitziges Klima, das mehr mit mittelalterlichen Hexenprozessen als mit einer aufgeklärten Gesellschaft zu tun hat. Wäre die Empörung bei grünen Kinderschändern nicht viel eher am Platze?

Der deutsch-jüdische Historiker Prof. Michael Wolffsohn, langjähriger Dozent an der Münchner Bundeswehrhochschule, hat eine naheliegende Erklärung, die er dieser Tage in einem Gastkommentar für das Nachrichtenmagazin „Focus“ zur Diskussion stellte. Sie ist bestürzend einfach – und schwer zu widerlegen. Wolffsohn: „Die besonders medial verbreitete Sanftheit lässt sich ganz banal erklären: Die große Mehrheit deutscher Medien ist grün-rot. Folglich lenkt die Mehrheit der Medienmacher Aufmerksamkeit und Zorn ihrer Verbraucher auf politische und gesellschaftliche Milieus, die nicht grün oder rot sind. Verschont oder, so weit wie nur irgend möglich verschont, bleiben demnach zuerst und vor allem die Grünen sowie die seit den späten 1960er Jahren erst-rote-danngrünrote Evangelische Kirche. So einfach ist das. (…) Der zumindest einst zum Kindersex anfeuernde Rote Dany & Co wird von weiten Teilen der Presselandschaft geradezu mit Samthandschuhen gestreichelt. Er bekommt Vergebung. Verdammnis dagegen die vergleichbar schuldigen katholischen Geistlichen. Diese Geistlichen hatten es mehr mit dem Körper. Deswegen sollte man weniger von ‚Geistlichen‘ als von ‚Körperlichen‘ sprechen. Hier Verdammnis, dort Vergebung. Es lebe die Partei, die Parteilichkeit. Grün muß Schwarz bestrafen und findet in vielen Medien willige Helfer.“

Daß sich die weit überwiegende Mehrheit der bundesdeutschen Medienmacher selbst als eher linksstehend einschätzt, ist nichts Neues und kein Geheimnis. An dieser politischen Verortung hat sich seit vielen Jahren nichts mehr geändert. Wolffsohn kann in diesem Zusammenhang auf die relativ neue Studie einer Kollegin, der Publizistik- und Kommunikationswissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin, Prof. Magreth Lünenborg, verweisen, die zudem ganz „offiziell“, nämlich im Auftrag der Gesellschaft für Fachjournalistik und des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes erstellt wurde. Auch hier eindeutige Zahlen: Knapp 27% Prozent der befragten Journalisten neigen zu den Grünen, 15,5% zur SPD, 9% zu CDU/CSU, 7,4% zur FDP, 4,2% zu den Linken. Rund 36 neigen zu keiner Partei. Klarer Befund: Die Medienlandschaft ist nicht nur fühlbar, sondern nachweisbar überwiegend grün-rot, vor allem jedoch grün.

Wolffsohn macht diese eindeutigen parteipolitischen Präferenzen der bundesdeutschen „Qualitätsmedien“ übrigens auch mitverantwortlich für das anhaltende Zeitungssterben. Die Medienkonsumenten entzögen sich nämlich durch den Nicht-Kauf allzuaufdringlich links und grün argumentierender Medien deren Bevormundung.

Das hat, um auf die Soft-Debatte um die pädophile Vergangenheit prominenter Grüner zurückzukommen, auch sein Gutes. „Also, Dany & Co: Nicht von Dauer ist die bisherige Sanftheit und Vergeßlichkeit der Medien gegenüber Euren Irrungen und Wirrungen im Bereich von Kindersex und Kindesmißbrauch.“ Das wäre zu schön.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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