Syrien: Islamistische Rebellen ermorden offenbar über 400 Kurden – Kämpfe im Norden nehmen zu

8. August 2013

Damaskus. Im Norden Syriens eskalieren die Auseinandersetzungen zwischen gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad kämpfenden islamistischen Rebellen und syrischen Kurden.

Einem Bericht des iranischen Fernsehsenders Al-Alam zufolge richteten Einheiten der islamistischen „Jabhat al-Nusra“ im Dorf Tal Abyad rund 450 Menschen hin, darunter 120 Kinder. Der ebenfalls iranische Sender Press TV verbreitete ein Video, das zeigt, wie Kämpfer der Rebellen drei Kurden mit einer brennbaren Flüssigkeit übergießen und im Anschluß daran bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Wie die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Berufung auf die „Nesawissimaja Gaseta“ berichtet, bekannten sich sowohl „Jabhat al-Nusra“ als auch die Gruppierung Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) zur Hinrichtung der Kurden. Es habe sich um einen Vergeltungsakt gehandelt.

Grund dafür dürfte sein, daß die mit der türkischen PKK kooperierende syrische Kurden-Partei „Partei der Demokratischen Union“ (PYD) zur Generalmobilmachung ihrer 2011 gegründeten „Volksverteidigungseinheiten“ (YPG) aufrief, nachdem kurz zuvor ein prominentes Mitglied des obersten kurdischen Rats durch eine Autobombe getötet worden war. Bereits zuvor war es immer wieder zu Kämpfen zwischen Islamisten und Kurden gekommen; insbesondere die an der Grenze zur Türkei liegende Stadt Ra’s al-‚Ayn stand immer wieder im Zentrum der Gefechte. Seit der Generalmobilmachung eskalieren die Auseinandersetzungen: Allein am Dienstag seien 56 Islamisten getötet worden, berichtete die kurdische Nachrichtenagentur ANF unter Berufung auf eine Pressemitteilung der YPG.

Der Chefredakteur des deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST!, Manuel Ochsenreiter, sagte dem russischen Fernsehsender RT, er sehe die zunehmenden Auseinandersetzungen als einen Kampf um Einfluß in der Region. Die Kurden im Norden Syriens hätten „eine Art kultureller und politischer Autonomie und Selbstverteidigung“, die durch eine drohende islamistische Herrschaft gefährdet sei, welche „dort keine andere Kraft tolerieren wird“.

Unterdessen hat die syrische Armee erstmals seit ihren Erfolgen in al-Qusair und Homs wieder einen Rückschlag erlitten. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge konnten Kämpfer der ISIS die seit genau einem Jahr belagerte Luftwaffenbasis Menagh nördlich der umkämpften Metropole Aleppo einnehmen, die allerdings seit Monaten nicht mehr genutzt wurde. Dabei wurden 40 Soldaten und 21 Islamisten getötet, 10 Soldaten ergaben sich den Rebellen und weitere 70 Armeeangehörige konnten in nördlicher Richtung fliehen, wo sie sich den kurdischen Kämpfern der YPG ergaben.

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