Goldpreis-Einbruch: Wie künstliche Gold-Derivate den Markt riskanter machen

20. Mai 2013

Goldbarren aus 999,9 er Feingold (Foto: Wikimedia/Apollo2005, CC BY-SA 3.0)

Aus Furcht vor einem drohenden Wertverlust der Krisenwährung Euro deckten sich viele Verunsicherte mit Edelmetallen, vor allem mit Gold ein. Doch auch vor dem Edelmetallmarkt machte die Finanzkrise nicht halt.

In den letzten Wochen entwickelten sich der Gold- und Silberpreis dramatisch nach unten. So verlor Gold innerhalb der 16. Kalenderwoche 12 Prozent und Silber sogar 17 Prozent seines Werts. Dieser Wertverfall erscheint zunächst rätselhaft, besteht doch nach wie vor eine hohe Nachfrage nach Gold. So gehen Edelmetallexperten von einem Verhältnis zwischen Käufern und Verkäufern von 30 zu eins aus, was eigentlich in einem funktionierenden Markt zu höheren Preisen führen müßte. Goldmünzen wie der Krügerrand gelten sogar als langfristig ausverkauft.

Immer mehr Goldanlagen existieren nicht mehr in physischer Form, sondern nur mehr auf dem Papier als Zertifikate. Bei diesem Papiergold handelt es sich um Kauf- und Verkaufsoptionen auf Goldbestände in noch gar nicht abgebauten Goldlagerstätten. Papiergold kann zu Derivaten verarbeitet werden, mit denen ein künstlicher Markt geschaffen wird, dem keine realen Werte auf dem Edelmetallmarkt gegenüberstehen.

Mittlerweile haben große Finanzinstitute Milliarden-Risiken in Gold-Derivaten angehäuft, die sie niemals ad hoc in physisches Gold umtauschen könnten. Das Risiko liegt also wieder bei den Anlegern. Auf diese Weise wurde eine Art Gleichberechtigung zwischen Papiergeld und Papiergold hergestellt, mit der Folge, daß die Anleger sich ungewollt wieder in jenem unsicheren System befi nden, dem sie über den Goldmarkt eigentlich entfliehen wollten.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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