Politisch korrekte Empörung in Frankreich: Macron verteidigt Marschall Pétain

9. November 2018
Politisch korrekte Empörung in Frankreich: Macron verteidigt Marschall Pétain
International
2
Foto: Symbolbild

Paris. Auch der französische Präsident Macron ist jetzt ins geschichtspolitische Fettnäpchen getappt. Er hat – mit Blick auf die Geschichte völlig korrekt – den früheren französischen Marschall Philipp Pétain als „großen Soldaten“ des Ersten Weltkrieges bezeichnet.

Macron verteidigte eine Ehrung für Pétain und sieben weitere Kommandeure des Ersten Weltkrieges im Pariser Invalidendom als „legitim“. Die Zeremonie findet im Rahmen der Gedenkfeiern zum Waffenstillstand vor hundert Jahren statt. „Ich erkenne die Rolle an, die unsere Marschälle und unsere Armee gespielt haben“, erklärte Macron. „Wir verdanken ihr den Sieg.“

Für die tonangebenden politisch korrekten Kreise zählt allerdings nicht, daß Pétain im Ersten Weltkrieg maßgeblich dazu beitrug, eine drohende Niederlage Frankreichs zu verhindern, indem er 1916 die erfolgreiche Verteidigung von Verdun leitete. Für sie wiegt schwerer, daß der Marschall nach 1940 als Staatsoberhaupt die Regierungsverantwortung für das besiegte Frankreich übernahm und in dieser Funktion mit den siegreichen Deutschen verhandelte. Pétain gilt notorischen Vergangenheitsbewältigern deshalb als „Kollaborateur“.

Der jüdische Dachverband Crif zeigte sich „schockiert“ über Macrons Äußerungen. Pétain wird Mitverantwortung an der Deportation französischer Juden nach 1940 angelastet. Politiker verschiedener Parteien gaben sich ebenfalls demonstrativ „empört“.

Macron selbst hatte mit Blick auf das Vichy-Regime gesagt: „Ich verschleiere kein Kapitel der Geschichte.“ Die politische und menschliche Wirklichkeit sei aber „manchmal komplexer als man glauben mag“. Auch im nachhinein verteidigt er seine Äußerung. Am Donnerstag erklärte Macron im nordfranzösischen Maubeuge, die historische Wahrheit müsse anerkannt werden; Petain habe „zwei Gesichter“ gehabt.

Der greise Marschall war 1945 wegen Hochverrats zunächst zum Tode verurteilt worden, dies wurde jedoch in eine lebenslange Gefängnisstrafe umgewandelt. Er starb 1951 mit 95 Jahren in Haft. (mü)

2 Kommentare

  1. Joachim sagt:

    Weise Entscheidungen werden von der Gegenseite immer gebrandmarkt, selbst wenn sie aus der Situation heraus vernünftig waren, denn er hat den damaligen Umständen entsprechend richtig gehandelt, denn wer quasi zu diesem Zeitpunkt chancenlos war hat das einzig richtige gemacht sich mit der Situtation zu arrangieren und weil sie dann mit Hilfe der Allierten zu Siegern wurden, hat sich das Blatt für ihn gewendet und er wurde angeklagt und verurteilt und dannach haben viel Franzosen rückwirkend ihrem Haß nach innen freien Lauf gelassen, denn ohne Hilfe wären sie alle geknechtet worden und das wollte er verhindern und deshalb auch seine Kapriolen, die nicht verstanden wurden und trotzdem einiges bewirkt haben und zumindest die Deutschen vom letzten Schlag gegen Frankreich abgehalten haben.

  2. Bernd Sydow sagt:

    Präsident Macron stehe ich eigentlich kritisch gegenüber, aber in diesem Fall (Artikel) bin ich auf seiner Seite.

    Marschall Petain als ‚Kollaborateur NS-Deutschlands‘ zu bezeichnen, verkehrt die historische Wahrheit in ihr Gegenteil. Ein Kollaborateur war Petain definitiv nicht! Er lehnte eine Zusammenarbeit mit dem NS-Regime ab, betrieb im Interesse des Schutzes für die französische Bevölkerung jedoch auch keine Politik des Widerstandes. Er war bestrebt, trotz der militärischen Niederlage die Ehre und Würde Frankreichs zu bewahren. Hätte das NS-Regime eine gegenüber Vichy-Frankreich freundliche Politik betrieben (wogegen im Grunde nichts sprach) – dazu hätte freilich der komplette Abzug der Wehrmacht gehört-, ein Friedensvertrag zwischen Frankreich und NS-Deutschland wäre durchaus nicht ausgeschlossen gewesen.

    Petain war nicht nur der Sieger von Verdun, sondern er betrieb nach der Niederlage Frankreichs eine kluge Politik, die die damaligen politischen Möglichkeiten seines Landes konsequent ausschöpfte.

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.