Sanktionen, Yoga, Pferdepolo

21. Dezember 2017
Sanktionen, Yoga, Pferdepolo
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Der französische Experte für internationales Recht und Unternehmer Alexandre Garese lebt seit den frühen 1990ern in Rußland und betreibt dort eine der erfolgreichsten Café- und Bäckerei-Ketten. Im ZUERST!-Gespräch erlaubt der Investor, Gastronom und Jurist einen seltenen Einblick in seinen Alltag in Rußland.

Herr Garese, Sie betreiben in Rußland und in der Ukraine gemeinsam mit Ihrer Frau die „Wolkonsky“-Café und Bäckereikette. Heute gibt es bereits mehr als 60 Filialen in Rußland, weitere Eröffnungen sind geplant. Sie haben die „Wolkonsky“-Kette 2005 gegründet, damals war noch nicht die Rede von Wirtschaftssanktionen. Wie sehr beeinflussen die Wirtschaftssanktionen heute Ihr Geschäft?

Garese: Bis 2014 haben wir für die „Wolkonsky“-Cafés und -Bäckereien sehr viele Lebensmittelprodukte aus dem Westen importiert. Deshalb hatten wir nach der Verhängung der Wirtschaftssanktionen zunächst tatsächlich einige Probleme. Aber im Laufe von zwei Jahren ist es uns gelungen, für einen Großteil der westlichen Importe russische Lieferanten zu finden.

Sie sind gefragter Jurist, Unternehmer und Stifter des Kelia Business Clubs in Rußland. Und Sie betreiben Ihr Geschäft auch in den politisch schwierigen Zeiten erfolgreich. Wie entspannt man da?

Garese: Ich bin tatsächlich ein sehr beschäftigter Mensch. Außerdem mache ich gleichzeitig in Rußland und Frankreich, was noch mehr Zeit in Anspruch nimmt. Aber jeder vernünftige Mensch weiß: Um gut zu arbeiten, braucht man auch gute Erholung. Man darf nicht „ausbrennen“, keinen „Burnout“ riskieren. Für mich sind vor allem meine Hobbies meine Art zu entspannen und meine Quelle der Erholung und der positiven Emotionen. Yoga hilft mir, mich zu konzentrieren und ein bewußteres Leben zu führen. Pferdepolo hingegen erlaubt mir, mich aufzufrischen und mit meinen Freunden zu plaudern. Und für die Seele sammle ich Kunst.

Yoga in Rußland?

Garese: (lacht) Ja, Yoga ist in Rußland in der Tat noch immer etwas exotisch, obwohl es in Europa und in den USA seit Jahrzehnten populär ist. Es klingt vielleicht paradox: Aber ich habe Yoga 1992 ausgerechnet in Rußland für mich entdeckt. Seitdem praktiziere ich Iyengar Yoga, dort gibt es keine unnötig strengen Anforderungen wie zum Beispiel Einschränkungen beim Essen. Ich praktiziere Yoga gemeinsam mit meiner Frau – ich versuche, es jeden Tag zu machen. Um es für die Zukunft noch bequemer zu gestalten, eröffnen wir ein Yoga-Studio neben unserem Kelia Business Club.

Wie kommt man vom Yoga zum Pferdepolo?

Garese: Pferdepolo betreibe ich seit meiner Jugend. In Frankreich ist es zwar nicht das häufigste Hobby, aber auch nicht eines der seltensten, wie beispielsweise in Rußland. Während meines Studiums habe ich während des Polospiels viele Freundschaften geschlossen, die bis heute bestehen. Zudem macht der Sport Spaß und fördert die Gesundheit. Polo ist ein Mannschaftssport mit all den unverzichtbaren Elementen wie Sieg, Niederlage und intensivem Training. Außerdem ist auch der Kontakt zu Pferden etwas ganz besonderes, es sind schlaue, sensible Tiere mit eigenem Charakter und eigener Individualität. Ich würde sogar sagen: mit eigenem Intellekt.

Sie sind auch als Kunstsammler bekannt. Kürzlich wurde das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci in einer Auktion für eine Rekordsumme von rund 450 Millionen US-Dollar ersteigert…

Garese: Ich verstehe durchaus Leute, die bereit sind, so viel für ein Meisterwerk zu bezahlen. Heute würde niemand mehr die „Ewigkeit der Kunst“ ernsthaft anzweifeln. Und das macht so einen Kauf zu einer Art Investition in die Ewigkeit. Ein solches Kunstwerk zu besitzen, ist nicht nur eine Freude für den Kenner und Sammler, sondern auch eine große Ehre. Zudem gehört Leonardo da Vinci zu den Giganten in der Geschichte der Kunst. Eine seiner Arbeiten zu besitzen ist der Traum eines jeden Sammlers. Ich selbst lerne viel über die verschiedenen Bereiche der Kunst und Malerei. Dank meiner Arbeit in Rußland entdeckte ich eine kreative Gruppe namens „Kukryniksy“ schätzen und lieben, ein Team von brillanten Graphikern aus der Sowjetzeit. Heute habe ich in meiner Sammlung etwa tausend Werke dieser berühmten Künstlergruppe. Wenn die notwendigen Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind, möchte ich diese Sammlung dem russischen und französischen Publikum zeigen. Mir ist es wichtig, diese Schätze dadurch auch anderen zugänglich zu machen. Solche Hobbies sind für einen modernen Geschäftsmann sehr wichtig.

Warum das?

Garese: Weil sie eine großartige Möglichkeit bieten, sich vom politischen und wirtschaftlichen Streß für eine Weile zu verabschieden, sich zu entspannen und aufzufrischen. Und darüber hinaus hat man angenehme Leute um sich und ein gutes Gesprächsthema mit Partnern und Kollegen. Ich wünsche wirklich allen, die kein leidenschaftlich betriebenes Hobby haben, daß sie so schnell wie möglich eines finden.

Herr Garese, vielen Dank für das Gespräch.

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