Erdogan deutet Verzicht auf EU-Mitgliedschaft an: „Wir werden halt weitermachen wie gewohnt“

2. Oktober 2017
Erdogan deutet Verzicht auf EU-Mitgliedschaft an: „Wir werden halt weitermachen wie gewohnt“
International
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Foto: Symbolbild

Ankara. Manche Dinge erledigen sich von selbst: nach einem jahrzehntelangen Eiertanz um einen türkischen EU-Beitritt strebt die Türkei diesen jetzt offenbar selbst nicht mehr an. Das zumindest sagte Präsident Erdogan, der am Sonntag bei der feierlichen Eröffnung der jährlichen Sitzung des Parlaments in Ankara erklärte: „Wir brauchen die EU-Mitgliedschaft nicht mehr.“ Wenn aber die EU einen „großen Sprung nach vorne machen” wolle, müsse sie die Türkei als Vollmitglied aufnehmen.

Auch Erdogan kann sich nicht mit einer 180-Grad-Wendung vom bisherige EU-Beitrittskurs vieler türkischer Regierungen verabschieden. Deshalb gibt es in seiner Positionsbestimmung Zwischentöne: „Wir werden nicht diejenigen sein, die aufgeben”, sagte Erdogan, und: man wäre „glücklich”, zur Zukunft der EU beizutragen, weil die türkische EU-Mitgliedschaft der Union eine „wirtschaftliche und kulturelle Expansion” ermöglichen würde.

Nur für die Türkei selbst spiele es dagegen keine Rolle, ob sie EU-Mitglied sei oder nicht. „Wir werden dann halt so weitermachen wie gewohnt”, erklärte der Präsident, der sich mit seinen harschen Maßnahmen seit dem Putschversuch im Juli 2016 bei vielen Europäern keine Freunde gemacht hat. Mehrheiten für einen kompletten Abbruch der Beitrittsgespräche mit der Türkei sind bei den etablierten Parteien sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene allerdings fraglich. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Kremlin.ru/CC BY 4.0

3 Kommentare

  1. Karl sagt:

    Sie gehen jetzt schon davon aus, die EU (E uropas U ntergang) langsam aber sicher mit Ficki Ficki auf Kosten der hier schon länger Wohnenden zu erobern, dann hat sich der Beitritt der Türkei erübrigt.

  2. Fackelträger sagt:

    In welche Fallgrube soll ein „großer Sprung der EU nach vorne“ denn gehen? Die EU gehört zurückgeschraubt auf die guten zwischenstaatlichen Beziehungen der 1970er und 1980er, ohne Maastricht- und Lissabonn-Verträge.

  3. Joachim sagt:

    Die EU und die Türkei machen dann eben weiter wie gewohnt, wo ist das Problem, wenn weniger Muslime einreisen können, denn Unterhaltsgelder für total unterentwickelte Regionen dieser Welt können wir im eigenen Land auch anderweitig einsetzen, dazu bedarf es keiner weiteren Bittsteller.

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