Riskante Einseitigkeit: Trump sucht den Schulterschluß mit dem Wahabiten-Regime in Saudi-Arabien

24. Mai 2017
Riskante Einseitigkeit: Trump sucht den Schulterschluß mit dem Wahabiten-Regime in Saudi-Arabien
International
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Foto: Symbolbild

Riad. US-Präsident Trump hat sich im Nahost-Konflikt eindeutig positioniert – er setzt jetzt auf das saudi-arabische Wahabiten-Regime und besiegelte die neue Allianz mit dem größten Waffengeschäft der amerikanischen Geschichte.

Demonstrativ wertete Trump bei dieser Gelegenheit auch die von Riad geführte sunnitische Allianz auf, die sich als eine Art regionaler NATO versteht und sich gegen den Iran und seine regionalen Verbündeten richtet. In seiner Rede erklärte er: „Unser Ziel ist eine Koalition der Nationen, welche das gleiche Ziel haben, den Extremismus auszurotten und ihren Kindern eine hoffnungsvolle Zukunft zu bieten.“

Wie der saudische Außenminister Adel al-Jubeir auf einer Pressekonferenz zum Trump-Besuch erläuterte, will sein Land in den nächsten Jahren 380 Milliarden Dollar in den USA investieren, von denen 110 Milliarden in Waffenkäufe gehen. Das Kriegsmaterial solle Saudi-Arabien helfen, dem „schädlichen Einfluß des Iran” etwas entgegenzusetzen, erklärte US-Außenminister Rex Tillerson. Geliefert werden sollen unter anderem Schiffe für die Küstenwache, das Raketenabwehrsystem Thaad zur Verteidigung gegen Kurz- und Mittelstreckenraketen, Kampfhubschrauber, gepanzerte Fahrzeuge, Raketen und Munition.

Unproblematisch ist weder das gigantische Waffengeschäft noch die neue Allianz mit den Saudis. Mit seiner deutlichen Positionierung auf Seiten der im Entstehen begriffenen sunnitischen Allianz verschärft Trump die Konflikte in der Region und setzt insbesondere im Dauerkonflikt mit dem Iran weiter auf Eskalation. (mü)

3 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    Die einzige schlüssige Erklärung für Trumps Annäherung an das wahhabitische Saudi-Arabien ist für mich die Zusicherung des saudischen Außenministers, in den nächsten Jahren 380 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Anders läßt sich Trumps 180-Grad-Wende in der Nahost-Politik nämlich nicht erklären. Denn auch ihm dürfte bekannt sein, daß dieses menschenverachtende Wüstenregime noch vor nicht allzu langer Zeit die Terrormiliz des Islamischen Kalifatsstaates materiell und ideell unterstützte. Auch habe ich nichts davon gehört, daß dieser steinreiche Wüstenstaat – im Gegensatz zu Jordanien, Türkei und Libanon – Flüchtlinge aus den orientalischen Kriegsregionen aufgenommen hat.

    Daß Trump in seiner Rede vor saudischen Ölscheichs sinngemäß erklärte, neben anderen hauptsächlich mit Saudi-Arabien „den Extremismus ausrotten zu wollen“, ist geradezu grotesk. Denn besonders die Saudis haben in der Vergangenheit (oder noch immer?) den weltweiten islamistischen Terror gefördert. Auch zur mörderischen Praxis der Scharia sowie zur alltäglichen Demütigung der Frauen – sie dürfen nicht Autofahren, sich nicht ohne Kopftuch oder ähnliches und nur ungeschminkt in der Öffentlichkeit bewegen – dürfte Trump diplomatisch vornehm geschwiegen haben. Und die angebliche Bedrohung durch den Iran, der im Gegensatz zu Saudi-Arabien zusammen mit anderen die IS-Terrormiliz bekämpft (was Trump ursprünglich auch wollte), ist nichts weiter als an den Haaren herbeigezogen.

    Eine weitere Eskalation in Nahost dürfte jedenfalls neue „Flüchtlings“ströme auslösen, aber nicht – und da kann Trump ganz beruhigt sein – in die USA.

  2. Claus Ernst sagt:

    Die grobe machtpolitische Kalkulation der USA könnte so oder ähnlich aussehen.:
    Wenn sich Sunniten und Schiiten gegenseitig den Schädel einschlagen, dann
    braucht es kein anderer zu tun. Wenn der arabische Wahabismus schon hofiert
    wird, um – unseren Kindern eine hoffnungsvolle Zukunft zu bieten -, dann
    kann man nur sagen.: Gute Nacht. Wenn eines Tages das Feuerwerk im Nahen
    und Mittleren Osten mit den – schönen amerikanischen Waffen – in die Luft
    fliegt, dann hoffentlich zu Sylvester, das erspart dann manchem Zeitgenossen in Europa die Ausgaben für die Knallerei. In die ohnehin
    schon mit Waffen vollgestopfte Region zusätzliches Waffenpotential in
    zig-Milliardenhöhe zu liefern und dies noch in ein islamistisch-puristisches Regime, das ist an Irrsinn und höllischem Kalkül kaum zu überbieten. Wer hier noch Hoffnung hegt, muß von allen guten Geistern
    verlassen sein.

  3. Fackelträger sagt:

    Schon im Wahlkampf(!) verkündete Trump:

    – Er stehe 100%ig auf der Seite Israels. Merkwürdig für jemanden, der gar kein israelisches Amt bekleiden will.
    – Er sei zwar stolz auf seine deutsche Herkunft, aber
    – er sei auch stolz darauf, jüdische Enkel zu haben.
    – Seine Tochter Ivanka(?) heiratete nämlich Jared Kushner, einen Angehörigen jener Söhne-beschneidenden Glaubensgemeinschaft, welche sich in einem besonderen „Bund“ mit ihrem Gott sieht.
    – Interessanterweise – wer hätte das erwartet? – übt Kushner heute einen immer stärkeren Einfluss auf Trump aus, nachdem ja etliche andere Vertrauensmänner Trumps schon medial „erlegt“ worden sind.

    Saudi-Arabien und Israel verfolgen im Syrien-Konflikt ähnliche Destabilisierungs-Interessen.
    Trumps jetziges Handeln sollte uns daher nicht allzu sehr überraschen, denn Trump war ehrlich genug, dies schon im Herbst 2016 zu offenbaren.

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