Marine Le Pen ad portas: Etablierte greifen auf die übliche Quarantäne-Strategie zurück

27. April 2017
Marine Le Pen ad portas: Etablierte greifen auf die übliche Quarantäne-Strategie zurück
International
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Foto: Symbolbild

Paris. In Frankreich zeichnet sich vor dem zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahl am 7. Mai die übliche „Quarantäne“-Strategie der vorgeblich „demokratischen“ Parteien und Institutionen gegen die FN-Kandidatin Marine Le Pen ab. Jetzt veröffentlichten sowohl die Gewerkschaft CGT als auch der Großrabbiner Haïm Korsia einen einschlägigen Aufruf, der ausdrücklich vor einer Wahl Le Pens warnt.

Die CGT appellierte an die Bürger, „die extreme Rechte zu verhindern“. Es dürfe nicht eine einzige Stimme für Le Pen geben. Der Front National sei „eine Gefahr für die Demokratie, für den sozialen Zusammenhalt und die Arbeitswelt“.

Während die Gewerkschaft auf eine Wahlempfehlung für Le Pens Konkurrenten Emmanuel Macron verzichtete, gab der Großrabbiner Korsia eine solche ab. Der Ex-Wirtschaftsminister stehe für „die Hoffnung auf Brüderlichkeit“, sagte Korsia der Nachrichtenagentur AFP. Auch der konservative Ex-Präsident Nicolas Sarkozy will nach Angaben aus seinem Umfeld in den kommenden Tagen zur Wahl Macrons aufrufen.

Die FN-Kandidatin legte unterdessen vorübergehend den Parteivorsitz nieder. Sie wolle „über den Parteiinteressen“ stehen und in der Stichwahl möglichst viele Franzosen hinter sich vereinen, sagte sie am Montagabend dem TV-Sender France 2.

Beobachter halten einen Sieg Le Pens in der Stichwahl im Mai nach wie vor für möglich. In einer aktuellen Wahl-Analyse konstatieren Politikwissenschaftler, daß die Wähler der jetzt ausgeschiedenen Kandidaten im zweiten Wahlgang nicht zwangsläufig den unabhängigen Kandidaten Macron wählen, sondern in nennenswertem Umfang auch aus patriotischen Erwägungen für Le Pen stimmen könnten. (mü)

2 Kommentare

  1. Eidgenosse sagt:

    Viele Wähler waren wohl erschrocken, wer sich da hinter Macron alles versammelte. Melenchon gab keine Empfehlung ab – bis jetzt. Es kann nun gut sein, dass der Hollande-Klon Macron als solcher erkannt wird und es den Wählern klar wird, dass der aus dem Hut Gezauberte eine Nullnummer ist. Le Pen ist unwählbar – so der Tenor der EU-Apologeten. Immerhin haben aber knapp 22% für Le Pen gestimmt. Geht man also davon aus, dass ein nicht unerheblicher Teil der Linken Le Pen aus sozialpolitischen Erwägungen heraus wählen wird und nicht den neoliberalen ehemaligen Rothschild-Banker, dann kann es durchaus spannend werden. Ich rechne eher mit einem 48% zu 52% Ergebnis als mit dem propagierten 40% zu 60% Resultat zugunsten Macrons. Falls Le Pen es mit ihrer Mannschaft hinbekommt, das Falsifikat Macron zu entlarven, könnte es ein auch für alle Freihetlichen in Europa überraschende Wende geben.
    Gemäss Gerüchten sollen bereits Umfragen nicht veröffentlicht worden sein, die Macrons Vorsprung massiv schrumpfen sahen. Wenn das stimmt, dann kann sich das Momentum durchaus auf die Seite von Le Pen schlagen.

    • Bernd Sydow sagt:

      In der Tat, nachdem bekannt geworden war, daß der in den Medien hochgehandelte Fillon wegen der Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten war, war er in den Medien „weg vom Fenster“. Unmittelbar darauf tauchte Macron wie aus dem Nichts in der Wahlkampfarena auf.
      Bei Macron habe ich immer den Eindruck, am Rednerpult stünde eine Hollande-affine Sprechpuppe, bei Le Pen dagegen, daß sie aus voller Seele spricht.

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