Erdogan auf Distanz zur EU: Tritt die Türkei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit bei?

23. November 2016

Ankara. Es wäre Rußlands größter Triumph der letzten Jahre: ein Beitritt der Türkei zu der von Rußland und China geleiteten Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOC). Im Lichte der jüngsten Entfremdung zwischen Ankara und der EU ist eine solche Lösung nicht mehr ausgeschlossen. Wie der türkische Präsident Erdogan jetzt der Zeitung „Hürriyet“ bei seinem Rückflug von einer Dienstreise in Usbekistan mitteilte, sei eine Mitgliedschaft der Türkei in der EU nicht alternativlos. Vorstellbar sei vielmehr, daß sich die Türkei der SCO anschließe. Darüber habe er bereits mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen, sagte Erdogan.

Erst vor wenigen Tagen hatte Erdogan von der EU eine Entscheidung über einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen bis zum Ende des Jahres gefordert und andernfalls ein Referendum in der Türkei angekündigt. Erdogan bemängelte der „Hürriyet“ gegenüber nun erneut die zögerliche Haltung der EU: „Die EU hält uns seit vollen 53 Jahren hin.“ Tatsächlich befinden sich die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei seit geraumer Zeit auf einem Tiefstand. Ein EU-Beitritt Ankaras gilt vor dem Hintergrund der anhaltenden Verstimmungen auf absehbare Zeit hinaus als wenig realistisch.

Mit einem Beitritt zur SCO könne die Türkei politisch deutlich freier agieren, argumentierte der türkische Präsident „Hürriyet“ gegenüber.

Der „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“ gehören neben Rußland und China auch die zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan an. Sie wurde 2001 als regionaler Sicherheitsblock gegründet, mit dem Ziel eines besseren Schutzes vor Islamisten und Drogenschmugglern aus Afghanistan. Die Türkei hat wie Weißrußland den Status eines Gesprächspartners, der an Treffen teilnehmen darf, aber kein Stimmrecht hat. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Kremlin.ru/CC_BY-SA_4.0

Ein Kommentar

  1. Ida Grottenberger sagt:

    Die Hetze der „liberalen“ Massenmedien gegen Erdogan darf dieser getrost als Ruhm und Ehre auffassen. Erdogan will dem Orient sein Gesicht zurückgeben, das der Westen entwendet hat, z.B. durch Aufzwingen von ewigen Darlehen, die für Ölstaaten wie Irak, Libyen und Syrien überflüssig und daher eine Abartigkeit sind, vom Zinsverbot ganz abgesehen. Leicht hat es Erdogan nicht, solange er den Nato-Sklaven spielen muss.

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