Seit 2008: Sicherheitsbehörden hinderten 68 Islamisten mit deutschem Paß an der Ausreise

8. Oktober 2014
Seit 2008: Sicherheitsbehörden hinderten 68 Islamisten mit deutschem Paß an der Ausreise
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Berlin/Damaskus/Bagdad/Kabul/Islamabad. Seit 2008 haben die deutschen Sicherheitsbehörden insgesamt 68 Islamisten mit deutscher Staatsbürgerschaft an der Ausreise in ein Kampfgebiet gehindert.

Ihnen wurde der Paß entzogen, um sie an einer Ausreise aus Deutschland zu hindern, da bei ihnen der Verdacht bestand, daß sie in den Dschihad ziehen wollten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die der „Rheinischen Post“ vorliegt. Hauptzielländer der Verdächtigen waren demnach Syrien, Afghanistan und Pakistan. Allein in diesem Jahr stoppten die Behörden bereits 20 Deutsche, die nach Syrien reisen wollten. Hinzu kommen zwölf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die an einer Reise nach Syrien gehindert wurden. Den Betroffenen wurde der Reisepaß entzogen. Ihr Personalausweis wurde mit einer Beschränkung versehen. Allerdings ist die Zahl offenbar nur ein Teil: Die Bundesregierung konnte wegen der Länderzuständigkeit keine Angaben machen, in wie vielen Fällen die Gültigkeit von Pässen eingeschränkt wurde. Gezählt würden nur diejenigen, die durch eine aktuelle Ordnungsverfügung tatsächlich an der Ausreise gehindert wurden, heißt es in der Antwort der Bundesregierung.

Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die syrische Armee, etwa die Hälfte davon gehörte einer britischen Studie zufolge Ende 2013 islamistischen Gruppierungen wie der “Jabhat al-Nusra” oder dem “Islamischen Staat” (vormals “Islamischer Staat im Irak und Syrien”, ISIS) an – seit September 2014 wird allein für IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vor allem aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 3.500 der kämpfenden Islamisten aus Europa. Aus Deutschland sind rund 500 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien ausgereist. Über 40 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen Armee, der Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden oder rivalisierenden islamistischen Gruppierungen getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter der Berliner Ex-Rapper “Deso Dogg” alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Inzwischen sind nach Syrien ausgereiste Islamisten aus Deutschland grenzübergreifend auch im benachbarten Irak aktiv: In mehreren Fällen sprengten sich deutsche IS-Kämpfer sogar als Selbstmordattentäter in die Luft. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)

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