Köln/Berlin. Daß es um den Industriestandort Deutschland nicht zum besten steht, hat sich inzwischen herumgesprochen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) wollte es genauer wissen und gab deshalb bei der Boston Consulting Group (BCG) und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Studie in Auftrag. Sie liegt nun vor – und verheißt alles andere als gute Aussichten. Jetzt gehe es nicht mehr um „Glauben und Meinen, sondern um Daten und Fakten“, sagte BDI-Chef Russwurm bei der Vorstellung.
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Er kam auch gleich zur Sache und sagte: „Deutschland ist nahezu überall zurückgefallen.“ Und: „Das jahrelange Fahren auf Verschleiß des Landes rächt sich jetzt.“ Ein ganzes Bündel struktureller Probleme habe sich angehäuft und schlage nun voll durch: hohe Energiekosten, hohe Arbeitskosten, hohe Unternehmenssteuern, zu viel Bürokratie, Fachkräftemangel – von den akuten geopolitischen Problemen, denen sich die Exportnation Deutschland gegenübersieht, gar nicht zu reden. Deutschland habe ein „fundamentales Standortproblem“, resümiert der Verbandschef.
Die von ihm vorgestellte Untersuchung zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft: bis 2030 ist rund ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung in Deutschland bedroht. Die Politik müsse die Lage „in ihrer ganzen Breite“ endlich anerkennen und handeln, mahnt Russwurm. „Das erschütternde Lagebild erfordert ein Ende des Weiter-so.“ Andernfalls drohe das Land in wichtigen Sparten und Technologiefeldern den Anschluß zu verpassen. Der BDI-Chef spricht namentlich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) an.
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In seiner Studie ist die Rede davon, daß zusätzliche Investitionen in Höhe von mehr als 1,4 Billionen Euro erforderlich seien, um den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Die gesamte „industriepolitische Agenda“ müsse neu ausgerichtet werden – doch bisher sei nur Stückwerk zu erkennen.
Der BDI-Präsident steht mit seinen Warnungen nicht allein. Auch Michael Hüther, Direktor des IW, macht auf strukturelle Defizite aufmerksam. Eine der bisherigen deutschen Stärken, die starke Verflechtung der einzelnen Industriesektoren, könne sich unversehens als Achillesferse erweisen, wenn ein Glied in der Kette schwächelt. „Durch diese Verflechtung kann in Krisensituationen die Schwäche einer einzelnen Branche die Wertschöpfung schneller in der Breite gefährden“, mahnt Hüther.
Ob sich die „Ampel“ die Warnungen der Experten zueigen macht, bleibt abzuwarten. Mit Blick auf die „Errungenschaften“ der deutschen Industrie- und Wirtschaftspolitik der letzten zweieinhalb Jahre ist Optimismus aber eher fehl am Platz. (se)
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