Wien/Bozen. Ein handfester Skandal wird von der Wien-Reise einer Delegation des Südtiroler Landtags gemeldet. Die Reisegruppe unter Leitung von Landtagspräsidentin Rita Mattei traf während ihrer Visite unter anderem mit dem italienischen Botschafter Stefano Beltrame, dem Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, und dem Wiener Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) zusammen.
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Für Aufregung sorgte während der Reise die Äußerung des Südtiroler Landtagsabgeordneten Marco Galateo (Fratelli d´Italia; FdI), wonach Österreichs Schutzmachtfunktion für Südtirol „überholt“ sei und „überdacht“ werden müsse. „Es gibt nichts zu schützen“, sagte Galateo. Man solle sich auf „wichtigere Probleme“ konzentrieren.
In Bozen sorgten diese Äußerungen prompt für Unverständnis. Der Vorsitzende der Südtiroler Regierungspartei SVP (Südtiroler Volkspartei), Peter Achammer, zeigte sich „sehr verwundert“. „Da braucht jemand offensichtlich Nachhilfe in Geschichte und Autonomieentwicklung“, erklärte der Parteichef. Die Schutzfunktion Österreichs werde nie überholt sein, unabhängig von der Regierung in Rom.
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Auch der SVP-Abgeordnete Dieter Steger erklärte: „Die Schutzfunktion und die internationale Absicherung der Autonomie sind für uns als sprachliche Minderheit (…) nach wie vor unverzichtbar.“ Für Steger ist das Verhältnis zur aktuellen Regierung in Rom zwar von gegenseitigem Verständnis und Respekt geprägt, aber: „Die Dinge können sich auch wieder ändern, wie uns unsere Geschichte und viele Beispiele in der Welt immer wieder zeigen.“ Deshalb sei es für die Südtiroler als Minderheit im italienischen Staat beruhigend zu wissen, daß die Schutzfunktion Wiens bestehe – wenngleich man hoffe, daß sie nie genutzt werden müsse.
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Daß Österreich bis heute offiziell als Schutzmacht Südtirols firmiert, geht auf das sogenannte „Zweite Autonomiepaket“ von 1972 zurück. Dieses mußte von den Südtirolern hart erkämpft werden. Daß Wien darin formell als Schutz- und Garantiemacht der Südtiroler Autonomie festgelegt wurde, trägt dem jahrzehntelangen Kampf der deutschsprachigen Südtiroler um ihre kulturelle Identität Rechnung. (mü)
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