ZUERST!-Hintergrund: Die polnisch-ukrainische Vergangenheit meldet sich zurück: Kippt die Stimmung in Polen?

27. November 2022
ZUERST!-Hintergrund: Die polnisch-ukrainische Vergangenheit meldet sich zurück: Kippt die Stimmung in Polen?
International
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Foto: Symbolbild

Krakau/Kiew. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine ist es in den NATO-Ländern üblich geworden, sich demonstrativ mit allem Ukrainischen zu identifizieren und zum Beispiel ukrainische Künstler mit öffentlichen Auszeichnungen zu überhäufen – unabhängig von der Qualität ihrer Werke. So erhielt etwa im Oktober der – im Westen weitgehend unbekannte – ukrainische Schriftsteller Serhij Zhadan den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Zhadans literarisches Werk zeichnet sich vor allem durch einen fanatischen Haß auf alles Russische aus.

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Ein ähnlicher Fall nun in Polen. Dort wird gerade die ukrainische Schriftstellerin Oksana Sabuschko herumgereicht, auch sie eine überzeugte Russenhasserin. Im April hatte sie in einem Gastbeitrag für die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) die gesamte russische Kultur für aktuelle Verbrechen im Ukrainekrieg verantwortlich gemacht und behauptet, die russische Kultur gehöre nicht zu Europa, ja strenggenommen nicht einmal zur Welt der Menschen überhaupt. Die NZZ hatte dem mit einem anderen Gastbeitrag vehement widersprochen.

Oksana Sabuschko reist in diesen Tagen auf Lesetour durch Polen und wird dabei auch mit den üblichen Preisen bedacht. Doch nach einem dreiviertel Jahr bedingungsloser Ukraine-Solidarität und dem jüngsten Einschlag mindestens einer ukrainischen Rakete auf polnischem Boden scheint sich die Stimmung in Polen zu wandeln. Auch die monatelang zugeschüttete historische Erinnerung kommt nun wieder ans Tageslicht: in Polen sind bis heute die sogenannten Wolhynien-Massaker unvergessen, bei denen 1943/44 bis zu 300.000 Polen in der Westukraine von ukrainischen Nationalisten ermordet wurden. Zur Erinnerung daran wird in Polen seit 2016 der 11. Juli als Gedenktag begangen.

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In Krakau kam es dieser Tage bei einem Sabuschko-Auftritt zu einem Zwischenfall: rund 50 patriotische Polen störten eine Lesung, die im internationalen Kulturzentrum am Marktplatz stattfinden sollte, und konfrontierten die ukrainische Schriftstellerin mit der Vergangenheit. „Bandera muß weg!“, „Er spuckt den Polen ins Gesicht!“, „Es lebe Großpolen!“, „Schluß mit der Fahnenflucht!“, „Schluß mit den historischen Lügen!“, skandierten die Protestler. Sie fragten die Autorin auch direkt ins Gesicht, ob sie wisse, „wie viele Polen in Wolhynien ermordet wurden“. Die Lesung wurde abgesagt, die Schriftstellerin mußte von der Polizei durch einen Seitenausgang hinausbegleitet werden.

Einen Tag später erhielt Oksana Sabuschko den Stanislaw-Vincenz-Literaturpreis im ICE-Kongresszentrum in Krakau. Diesmal verlief die Zeremonie weitgehend reibungslos. Aber auch diesmal standen fünf polnische Patrioten mit einem Transparent eine Zeitlang lang vor dem Eingang.

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Oksana Sabuschko giftete während der Zeremonie zurück und glaubte ihren Kritikern eine „Parteiversammlung wie in einem Münchner Café der 1920er-Jahre“ unter die Nase reiben zu müssen.

Schon im Vorfeld der Lesetour war der ukrainischen Autorin in rechten und konservativen polnischen Blättern vorgeworfen worden, sie sei antipolnisch eingestellt. So unterstellte einer der führenden rechten Publizisten Polens, Rafal Ziemkiewicz, Sabuschko in der Zeitung „Do Rzeczy“, sie lobe die ukrainischen Nationalisten des Zweiten Weltkrieges und leugne die Verbrechen in Wolhynien.

„Ich weiß nicht, ob die Werke von Frau Oksana Sabuschko aus literarischer Sicht als wertvoll angesehen werden können, aber ich weiß, daß, selbst wenn sie es wären, ihre Belohnung und ihre Förderung in Polen nicht nur gegen die Grundsätze der ‚Soft Power‘, sondern auch gegen den gesunden Menschenverstand und den normalen menschlichen Anstand verstößt“, schrieb Ziemkiewicz.

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Als vorbildlich stellte der rechte Kolumnist interessanterweise die Kulturarbeit der Deutschen in Polen hin. Diese hätten durch die Förderung von Schriftstellern, die „prodeutsch“ seien, wie Stefan Chwin oder Paweł Huelle aus Danzig, ihre „Soft Power“ mit Literatur aufgebaut. Ziemkiewicz selbst wurde letztes Jahr wegen angeblich „fremdenfeindlicher“ Aussagen die Einreise in Großbritannien verweigert.

Noch konkretere Vorwürfe gegen die ukrainische Autorin wurden auf der rechten polnischen Webseite „kresy.pl“ erhoben. Dort wurde sie beschuldigt, 2016 den Film „Wolyn“ („Wolhynien“) von Wojtek Smarzowski kritisiert zu haben, in dem es um die Wolhynien-Massaker geht. „Dies ist kein guter Zeitpunkt, um einen solchen Film zu drehen“, sagte die Schriftstellerin damals und bezog sich dabei auf den Krieg im Donbass, der zu diesem Zeitpunkt – 2016 – bereits im Gange war.

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Zu der verhinderten Lesung in Krakau äußerte sich mittlerweile auch der polnische PEN-Club und beschwor dabei die üblichen historischen Vergleiche: „Die aggressiven rechtsextremen Milizen, die zum Abbruch des Treffens mit Oksana Sabuschko führten, erinnern an die schlimmste Tradition faschistischer Gruppierungen der Zwischenkriegszeit. Der polnische PEN-Club verurteilt diesen brutalen Angriff, der eine inakzeptable Verletzung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit darstellt“, heißt es in einer Erklärung.

Nichtdestotrotz macht sich das linksliberale, pro-ukrainische Establishment in Polen zunehmend Sorgen, daß die Solidarität des Landes mit der Ukraine allmählich an ihre Grenzen stößt. In Polen halten sich Schätzungen zufolge derzeit weit über eine Million geflüchteter Ukrainer auf, für die die Regierung in Warschau in den letzten Monaten allerdings sukzessive die Hilfsleistungen gekürzt hat.

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Brisant ist die Situation auch deshalb, weil in Warschau ohnehin eine nationalkonservative Regierung unter Führung der PiS („Recht und Gerechtigkeit“) am Ruder ist, die in historischen Fragen sensibel ist. Die ukrainische S-300-Rakete, die – nach aktuellem Kenntnisstand – vorsätzlich von der Ukraine in Richtung Polen abgeschossen wurde und dort am 15. November zwei Menschen tötete, war vor diesem Hintergrund nicht hilfreich. Die Stimmung könnte kippen. (mü)

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9 Kommentare

  1. Peter Lüdin sagt:

    Die Russen begradigen und konsolidieren die Frontverläufe weil sie müssen. Russland baut Befestigungen im Donbass und am Zugang zur Krim. Sowas macht man nicht um anzugreifen, sondern weil man befürchtet, weiter zurückgedrängt zu werden. Und wenn es ein langer und zäher Krieg werden sollte, wovon nicht auszugehen ist, wird ihn Russland schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht gewinnen.

  2. Hesse-Geier sagt:

    Großpolen..von mir aus..kein Problem..wenn im Gegenzug Ostdeutschland,das gegenwärtig unter der Besatzung/ Verwaltung der Tschechei, Polens, Russlands und Litauens steht,an uns zurückgegeben wird..kann es gerne dazu kommen, zu Großpolen. Die Ukraine ist ein Kunstgebilde..sie hat es nie gegeben! die Krim war immer russisch und wird es bleiben..wenn die ( katastrophal schauspielernde )Nase in Kiew das endlich einsieht, kann es im Dezember sicher zu Friedensverhandlungen kommen

    • Ali Baba sagt:

      Bromberger Blutsonntag !“ Ein altes, dummes Liedchen/Luege. ps Wir hatten GENUG
      SOLCHE „BLUTSONNTAGE“ VOM.1.IX.1939 BIS ZUM FRUEHLING 1945.!! WAR ES SCHLECHT IN DEN ALTEN GRENZEN.?! ICH NEHME AN, DASS ES NICHT SCHLECHT WAERE…

  3. Ali Baba sagt:

    Zhadans literarisches Werk zeichnet sich vor allem durch einen fanatischen Haß auf alles Russische aus.““ …Und noch vor zirka 25/20 Jahren gab es verhaeltnismaessig
    gute Beziehungen zwischen den Russen u. Ukrainern.!!

    • Ali Baba sagt:

      sie lobe die ukrainischen Nationalisten des Zweiten Weltkrieges und leugne die Verbrechen in Wolhynien.““ So sieht es aus.! Daher soll sie ihre Pluender mitnehmen und… pack dich.
      Nur die Wahrheit ist interessant. Das ist ein Motto des poln.Schriftstellers u.
      Journalisten /Mackiewicz/.

  4. Peter Lüdin sagt:

    Die Russen haben erstaunlicherweise keine elektronische Kampfführung. Sie sind nicht in der Lage die ferngesteuerten Drohnen türkischer Bauart aus dem Spiel zu nehmen, obwohl doch klar war, dass die zum Einsatz kommen. Nicht mal im Informationskrieg haben die Russen noch die Oberhand. Das ist militärisch ein Offenbarungseid.
    Natürlich kann V. Putin im Krieg gegen die Ukraine militärisch noch nachlegen. Natürlich kann er da noch Geländegewinne erzielen. Aber gewinnen kann er nicht mehr.
    Abgesehen von den Atomwaffen ist Russland nicht mehr ansatzweise ein ernstzunehmender Gegner für die NATO. Russland wird bestenfalls noch Regionalmacht sein.

    • Walter Gerhartz sagt:

      Träumen Sie nur weiter, alle Militärexperten des Westens sagen, dass die Ukraine niemals gewinnen kann !!

    • hans sagt:

      die Ukraine kann sich gerade so über Wasser halten, weil sie vom sogenannten „WerteWesten“ extremst gepampert wird.

      Langfristig wird es keine Ukraine mehr geben, was für Europa auch das bessere wäre.

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