Historiker Niall Ferguson rechnet mit Merkel ab: „Viele Fehlentscheidungen, keine großen Leistungen“

13. November 2021
Historiker Niall Ferguson rechnet mit Merkel ab: „Viele Fehlentscheidungen, keine großen Leistungen“
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

London. Während sich die Medien und das politische Establishment im Westen in Lobeshymnen auf die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel überbieten, behält der britische Historiker Niall Ferguson einen klaren Kopf. In einem Interview mit „t-online“ zieht er eine überaus durchwachsene Bilanz der 16 Jahre währenden Amtszeit Merkels – und stellt auch der politischen Reife der Deutschen kein gutes Zeugnis aus.

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Unter Merkel sei Deutschland in zentralen Bereichen „geradezu eingefroren“, konstatiert Ferguson, weshalb ihr Abtritt längst überfällig sei. Denn anders als im Urteil vieler Medien stehe Deutschland heute weit weniger gut da als bei Merkels Amtsantritt 2005. Ferguson wörtlich: „Merkel wird völlig zu Unrecht als starke Führungsperson angesehen. Das ist eine Erfindung der Medien. Was soll denn bitte ihre große Leistung gewesen sein? Gut, die Eurozone ist bis heute nicht zusammengebrochen, wenngleich es knapp davor war. Aber nehmen wir den Brexit: Merkel und Wolfgang Schäuble als Finanzminister haben die Situation bei der Abstimmung in Großbritannien 2016 vollkommen unterschätzt und nichts getan, um den britischen Pro-Europäern zu helfen. Merkel hat keine großen Leistungen vorzuweisen, dafür aber viele Fehlentscheidungen.“

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Dabei hätten einige der wirklich großen Krisen – wie die Finanzkrise 2008 – Deutschland gar nicht berührt.

Auch für das Verhältnis der Deutschen zu den USA findet Ferguson kritische Worte. Zwar verlasse sich die Bundesrepublik zu 100 Prozent auf den Schutz durch die USA, sei aber selbst nicht in der Lage, im Ernstfall für die eigene Sicherheit zu sorgen. „Ihr Deutschen könnt nur so unbeschwert leben, weil die USA euch eine permanente militärische Sicherheitsgarantie gegeben haben“, konstatiert Ferguson, und: „Die Europäische Union sorge seit Jahrzehnten für Frieden in Europa, wird immer wieder gern behauptet. Das ist vollkommener Quatsch! Die EU ist militärisch ein Lämmchen. Nur die USA und die NATO können Europas Schutz garantieren.“

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Allerdings sei auch die Hoffnung nicht angebracht, daß es unter einem künftigen Bundeskanzler Olaf Scholz („eine männliche Ausgabe von Angela Merkel“) zu den erforderlichen Kurskorrekturen komme. „Ich sehe auch in der deutschen Gesellschaft keinerlei Lust auf Veränderung. Deutschland will die Stagnation – und wird dafür teuer bezahlen“, prophezeit Ferguson.

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Konkret sieht der britische Historiker, der kürzlich sein neuestes Buch über die historischen Katastrophen der Menschheit („Doom“) vorgestellt hat, etwa durch neue Migrationskrisen gewaltige Herausforderungen auf Deutschland und Europa zukommen. Denn: „Die Migranten werden kommen, und niemand kann sie aufhalten.“

Auch ein neuer Kalter Krieg sei längst am Köcheln, diesmal zwischen den USA und China. Mit alledem sei Deutschland überfordert. Zum Abschluß gibt Ferguson der künftigen Bundesregierung noch einen Rat: „Die nächste Katastrophe wartet schon. Wir sollten nicht die Augen davor verschließen.“

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Niall Ferguson, geboren 1962, veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter „Der falsche Krieg. Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert“ und „Kissinger. Der Idealist, 1923-1968“. Kürzlich erschien sein neuestes Werk „Doom. Die großen Katastrophen der Vergangenheit und einige Lehren für die Zukunft“. Das „Time Magazin“ erklärte ihn 2004 zu einer der 100 „einflußreichsten Personen der Welt“. (se/rk)

Bildquelle: Pixabay/Gemeinfrei

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7 Kommentare

  1. Spionageabwehr sagt:

    Die 100-%ige NWO-Marionette Ferguson kritisiert Merkel also
    Weil diese nur zu 90 % gehorcht

    Ein anderes Beispiel:
    „Grünen-Politiker nennt Merkel-Telefonat mit Lukashenko verheerend“
    Demnach macht sie einiges richtig.

  2. Hans+Schneider+CYYZ sagt:

    Mr. Ferguson hat eine reale und gute Analyse gestellt.

  3. Götz sagt:

    In den Zentralen Bereichen eingefroren? Deutschland ist Vorreiter in Sachen Migration, Energiewende, Eurorettung u.Ä. Alles eigentlich unpopuläre und für den Bürger kostspielige Entscheiden. Ohne Merkel wäre die EU und der Euro sehr wahrscheinlich auseinandergeflogen. In der CDU gibt es Niemanden der sich ein Widerwort leistete. Sie hätte nichts getan, um den britischen Pro-Europäern zu helfen? Merkel ist also auch für britische Wahlen zuständig?
    Merkel hat Nordstream fertiggestellt, trotz massiven Druck der USA. Putin telefoniert täglich mit Merkel, es gibt sonst Niemanden mit dem Russland zu reden für sinnvoll hält.
    Das Europa in Fragen der Sicherheit von den USA abhängen ist so gewollt. Das könnte sich erst ändern wenn die USA verschwinden. Die NATO ist die EU. Dieser Punkt ist etwas Widersprüchlich bei Ferguson. Wieso ist Deutschland überfordert mit dem „kalten Krieg“ der USA und China? Insgesamt ist Ferguson einfach ein Dummschwätzer.
    Merkel ist eine große Persönlichkeit und Politikerin, leider ist sie überzeugte Liberale und Atlantikerin.

    • Spionageabwehr sagt:

      @Götz
      Genau so siehts aus.
      Merkel macht FAST jeden Unsinn aus Washington mit.
      Nur nicht beim US-Kriegskurs gegen China und Russland.
      Deshalb hat sie seit 2018 Ärger mit Washington.

  4. […] — otsBundeswehr bereitet sich auf bundesweite Corona-Notlage vor — weltHistoriker Niall Ferguson rechnet mit Merkel ab: „Viele Fehlentscheidungen, keine großen Leistung…Das RKI hat keine Erklärung: Immer mehr Herz- und Nerven-Notfälle seit Beginn der Corona-Impfungen […]

  5. Jürgen Rossel sagt:

    Wer hat unser schönes Deutschland kaputt gemacht?

    Politische Parteien mit ihren Politikern!

  6. Eine Stimme aus dem Volk sagt:

    Genau so sehe ich das nun auch. Angela Merkel hat als Kanzlerin der letzten 16 Jahre keine große Leistung vorzuweisen.
    Nicht einmal in der Engergiepolitik hat die promovierte Physikerin einen Durchblick bewiesen. Dabei sind es gerade Physiker, die Energiesparkonzepte ausarbeiten. Dazu gehört auch, die Versorgung des Staatsvolkes und der Industrie mit bezahlbarem Strom sicherzustellen.
    Ich halte sie nun für eine lächerliche Kaffeeklatschtante, die es mit ihrem Kreis bis ins Kanzleramt geschafft hat. Sie hat keine Agenda für ein besseres Deutschland gehabt. Sie hat sich als ein Vertrer Deutschlands verunsichern lassen, ist billige Kompromisse eingegangen und hat dies und das „gewuppt“. Sogar der verschrieene kritische Stammtisch wäre politisch zu mehr fähig gewesen als sie. Ich werfe mir selber aber auch vor, dass ich erst durch die skandalöse Pandemie-Politik aufgewacht bin.

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