Brandbrief des KSK-Kommandeurs: AfD-Verteidigungspolitiker Jan Nolte übt harsche Kritik

28. Mai 2020
Brandbrief des KSK-Kommandeurs: AfD-Verteidigungspolitiker Jan Nolte übt harsche Kritik
National
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Foto: Symbolbild

Calw. Nachdem in der vergangenen Woche der Fall eines mutmaßlichen Rechtsextremisten im Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr für mediale Aufmerksamkeit gesorgt hatte, wandte sich KSK-Kommandeur Brigadegeneral Markus Kreitmayr in einem Brandbrief an die Soldaten seiner Einheit. Wörtlich erklärte Kreitmayr:

„Damit rufe ich all diejenigen, die sich möglicherweise noch in unseren Reihen befinden und genau wissen, dass sie diesen verbindlichen Ansprüchen und Anforderungen nicht gerecht werden oder gar mit dem rechten Spektrum sympathisieren, klar, unmissverständlich und entschlossen zu:
Sie verdienen unsere Kameradschaft nicht!
Sie gehören nicht zu uns!
Sie sollten aus eigenem Antrieb unseren Verband und die Bundeswehr verlassen!
Tun Sie es nicht, werden Sie feststellen, dass wir Sie finden und entfernen werden!“

Der AfD-Verteidigungsexperte Jan Nolte (MdB), Mitglied im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestags und im AfD-Arbeitskreis Sicherheit, wendet sich nun seinerseits mit einem offenen Brief an den Brigadegeneral, in dem insbesondere die infame Gleichsetzung von „rechts“ und „rechtsextrem“ kritisiert wird. Lesen Sie im folgenden den offenen Brief von Jan Nolte im kompletten Wortlaut:

Sehr geehrter Herr General Kraitmayr,

wenn ein Soldat gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstößt, wenn er Sprengstoff hortet und den Hitlergruß zeigt (sofern dieser, dem SPIEGEL entstammende Vorwurf denn überhaupt stimmen sollte), muss gehandelt werden. Ich kann Ihre Wut nachvollziehen und stimme Ihnen zu, dass ein solcher Soldat in der Bundeswehr nichts verloren hat. Gerade da aber ein Zitat von mir in einem FAZ-Artikel durchaus dahingehend missverstanden werden könnte, dass ich Ihren Brief in Gänze stützen würde, will ich mich im Rahmen dieses öffentlichen Briefes noch einmal insgesamt mit Ihren Ausführungen auseinandersetzen.

Sie enthalten nämlich neben einigen Teilen, denen man uneingeschränkt zustimmen muss, auch Passagen, die so nicht in Ordnung sind.

So beklagen Sie, dass in Ihrem Verband „offensichtlich noch immer Individuen seien, die dem rechten Spektrum zuzuordnen seien.“ Sie schreiben auch, dass jeder, der mit dem „rechten Spektrum“ sympathisiere, keine Kameradschaft verdient habe, nicht in das KSK bzw. in die Bundeswehr gehöre und dass so jemand letztlich gefunden und entfernt würde.

Wer das schreibt, muss sich allerdings vorwerfen lassen, selbst den Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verlassen zu haben. Denn wir haben Meinungsfreiheit in Deutschland und überall (außer in Ihrem Verband) ist es vollkommen in Ordnung, entweder dem rechten, oder dem linken Spektrum anzugehören oder damit zu sympathisieren, solange man gewisse Grenzen nicht überschreitet. Wer sich mit der von Ihnen verwendeten, sehr unbestimmten Begrifflichkeit befasst, der findet zum Beispiel eine Artikel der ZEIT, der die Tücken des traditionellen Rechts-Links-Schemas thematisiert und der Konservative den „Rechten“ zurechnet. Konservative KSK-Soldaten sind damit also gemäß Ihrer Forderung von der Kameradschaft auszuschließen und aus der Bundeswehr zu entfernen. Damit also quasi nur unpolitische oder linke Soldaten im KSK zu dulden scheint mir mit § 15 SG, Absatz 4 nicht vereinbar zu sein. Dort steht:

„Ein Soldat darf als Vorgesetzter seine Untergebenen nicht für oder gegen eine politische Meinung beeinflussen.“

Sie müssten erklären, wie sich eine solche Haltung mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbaren lässt, oder einräumen, dass Sie den Anforderungen, die Sie an Ihren Verband stellen selbst nicht gerecht werden. Ich gehe davon aus, dass Sie als General und Kommandeur des KSK Ihre Wortwahl mit Bedacht getroffen haben.

Weiter schreiben Sie, dass die von Ihnen kritisierten Soldaten dem KSK und der Bundeswehr als Ganzem massiven Schaden zugefügt hätten. Auch das ist gerade für den Fall vom 13. Mai sicher vollkommen richtig. Der Soldat hat den gesamten Verband in Misskredit gebracht und macht es jedem schwerer, herauszustellen, dass das KSK insgesamt ein wichtiger und vorbildlicher Verband ist.

Aber bedenken Sie auch, dass Ihr Brief in dieser Form, Schlagzeilen über „Nazi-Soldaten“ produziert hat und dass die Suspendierung und das Uniformtrageverbot gegen den Oberstleutnant Daniel K. die das Truppendienstgericht Süd in seinem Urteil als Rechtswidrig ansieht, die negative Berichterstattung erst ins Rollen brachte. Maßnahmen, die also niemals hätten getroffen werden dürfen.

Genauso richtig, wie die Ihre Kritik an dem Oberstabsfeldwebel, ist es deshalb, festzustellen, dass auch durch Ihr Vorgehen ein vermeidbarer Imageschaden entstanden ist.

Klar ist, dass wir insgesamt stolz auf Ihren Verband sein können. Sie und Ihre Soldaten leisten einen wertvollen und weltweit geachteten Dienst für Deutschland und seine Partner.

Ich wünsche allen Soldaten des KSK, dass momentane Krise gut überstanden wird.

Mit freundlichem Gruß,

Jan Nolte

Bildquelle: Wikimedia/Tim Rademacher/CC BY-SA 4.0

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Ein Kommentar

  1. Manni sagt:

    Also ich finde die Paranoia dieses Mannes gut. Stellt euch mal den schlimmsten Fall vor, die Wehrpflicht würde für Männer wieder eingeführt. Da muss man nur angeben, man(n) wäre ein Rechter und wird sofort ausgemustert. Was kann einem denn schöneres widerfahren?

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