Berlin. Kaum zu glauben – Deutschland gilt zwar als „reiches“ Land, hat aber in weiten Landesteilen mit einem akuten Medikamentenmangel zu kämpfen. Der Sozialverband SoVD verlangt deshalb jetzt ein Einschreiten der Bundesregierung gegen die anhaltenden Lieferprobleme bei Medikamenten. „Die Lieferengpässe sind eine konkrete Gefahr für viele Patientinnen und Patienten“, sagte Verbandspräsident Adolf Bauer der Nachrichtenagentur AFP. „Insbesondere chronisch Kranke und ältere Menschen müssen sich auf eine reibungslose Versorgung mit Medikamenten verlassen können.“
„Wenn Produktionsverlagerungen aus Kostengründen zu diesem Mißstand führen, dann läuft etwas grundfalsch“, kritisiert Bauer. „Die Bundesregierung muß hier entschieden gegensteuern.“ Die bisherigen Maßnahmen reichten nicht aus. Langfristig müsse die Medikamentenproduktion wieder in Deutschland stattfinden.
Ein Lieferengpaß liegt vor, wenn eine Arznei mindestens zwei Wochen nicht ausreichend lieferbar oder die Nachfrage größer als das Angebot ist. Seit Jahren kommt es vor allem bei Medikamenten und Impfstoffen zu solchen Engpässen. Betroffen waren in der Vergangenheit unter anderem Krebsmittel, Antibiotika, Schilddrüsenhormone und ein Windpockenimpfstoff.
Das Problem hat sich nach Angaben des Deutschen Apothekerverbands (ABDA) in den vergangenen Jahren verschärf. Der SoVD betonte, bei den betroffenen Arzneimitteln handle es sich zum Teil um lebensnotwendige Präparate, die nicht einfach ersetzt werden könnten.
Mitte November hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Schritte zur Bekämpfung des Problems angekündigt. Der Bund will demnach bei der Verteilung von Medikamenten stärker eingreifen als bisher und zudem auf internationaler Ebene nach Lösungen suchen. (rk)
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