Michael Stürmer hinterfragt die aktuelle Migrationspolitik: „Sind wirklich alle Menschen austauschbar?“

25. November 2019
Michael Stürmer hinterfragt die aktuelle Migrationspolitik: „Sind wirklich alle Menschen austauschbar?“
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Berlin. Deutliche Worte hat jetzt der Historiker, Journalist und langjährige außenpolitische Berater Helmut Kohls, Michael Stürmer, für die deutsche Migrationspolitik gefunden. In einem Gastkommentar für die „Welt“ zeigt sich Stürmer überzeugt davon, daß ein neues Zeitalter der Völkerwanderungen längst begonnen habe.

Das Jahr 2015 mit einer Million Flüchtlingen, mit „Abwehrverzicht und Regierungsversagen“, Willkommensdemonstrationen auf der einen und apokalyptischen Szenarien auf der anderen Seite, solle sich, meint Stürmer, eigentlich nicht wiederholen. Dabei könnte die Zuwanderungskatastrophe des Jahres 2015 erst der Anfang neuer Migrationswellen gewesen sein.

Man müsse sich die Frage stellen, wie man reagieren werde, sollte die Strategie scheitern, die Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen und die Menschen zum Bleiben zu überreden. Zweckoptimismus und Appelle an gemeinsame Anstrengungen zur Integration würden dann nicht ausreichen, meint Stürmer.

Und dann kommen in seinem Gastkommentar erfreulich grundsätzliche Fragen: „Sind wirklich alle Menschen, gleich woher und wohin, austauschbar? Der Wüstensohn und der württembergische Facharbeiter, die Schwarz-Vermummte und die Kurz-Behoste? Kultur ist wichtiger, als die Sozialingenieure meinen.“

Die Rechnung, fehlende Fachkräfte einfach durch immer mehr Zuwanderung auszugleichen, könne deshalb nicht aufgehen, schreibt Stürmer weiter. Die Bundesregierung ergehe sich darüber in Schönfärberei, während die Bürger längst merkten, daß sich das Experiment als Fehlschlag erweisen könnte: „Während die Bundesregierung nach Kräften die demografische Lagebeschreibung aufhübscht und vielerlei papierene Hindernisse erfindet, die wenig taugen, haben die Bürger die Grundrechenarten noch nicht verlernt und fragen sich, was in zehn oder zwanzig Jahren werden soll, wer dann wen integriert und wie der staatsbürgerliche Zusammenhalt dann noch zu stiften sein soll.“

Michael Stürmer, Jahrgang 1938, war zwischen 1973 und 2003 auch als Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Er veröffentlichte einige grundlegende Werk zur Zeitgeschichte. (se)

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