Die Kehrtwende des Ijor Kolomojskyj: Kehrt die Ukraine in den Schoß Rußlands zurück?

21. November 2019
Die Kehrtwende des Ijor Kolomojskyj: Kehrt die Ukraine in den Schoß Rußlands zurück?
International
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Foto: Symbolbild

Kiew. Das Tauziehen um die von Krieg und Schulden heimgesuchte Ukraine, die 2014 Opfer eines vom Westen inszenierten Regimewechsels wurde, könnte bald in eine neue Phase gehen. Denn dieser Tage hat einer der einflußreichsten Strippenzieher hinter den Kulissen der ukrainischen Politik, der Milliardär und Oligarch Ihor Kolomojskyj, in einem Gespräch mit der „New York Times“ einen bemerkenswerten Kurswechsel ins Gespräch gebracht.

Kolomojskyj, der neben der ukrainischen auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt und sich heute meist in Tel Aviv aufhält, hatte nach dem Frontwechsel der Ukraine 2014 rechte Milizen wie das „Asow-Bataillon“ mit Millionenbeträgen gesponsert und im Kampf gegen pro-russische Kräfte in der Ostukraine unterstützt. Das „Asow-Bataillon“ hat inzwischen Regimentsstärke erreicht hat und ist in die regulären ukrainischen Streitkräfte eingegliedert worden.

Davon will der schwerreiche Tycoon nun offenbar nichts mehr wissen – der „New York Times“ gegenüber empfahl er jetzt ohne Umschweife, Kiew solle von seiner Wendung nach Westen besser Abschied nehmen und Frieden mit Moskau schließen. Wörtlich sagte Kolomojskjy: „Sie [die Russen] sind ohnehin stärker. Wir müssen unsere Beziehungen verbessern.“ Nach fünf bis zehn Jahren werde das derzeitige Blutvergießen vergessen sein.

Kolomojskyj, der 2012 für 100 Millionen Dollar in Dnipropetrowsk das größte jüdische Zentrum in Osteuropa eröffnete, macht in dem Gespräch mit der NYT auch aus seiner Enttäuschung über den Westen kein Hehl. So ringt er sich u.a. zu dem Eingeständnis durch, die USA mißbrauchten die Ukraine für einen Krieg gegen Rußland „bis zum letzten Ukrainer“. Verhandlungen mit dem Westen seien reine Zeitverschwendung, wogegen Rußland die Ukraine lieber gestern als heute in einem „neuen Warschauer Pakt“ aufnehmen würde.

Beobachter messen den Überlegungen Kolomojskyjs Gewicht bei, weil der Tycoon, gegen den unter anderem wegen der Verstaatlichung seiner bankroten „PrivatBank“ sowie wegen Mordes und des Einsatzes unerlaubter Kriegswaffen im Donbass ermittelt wird, als einflußreichster Strippenzieher der ukrainischen Politik gilt. Auch der derzeitige Präsident Selenskyj verdankt seinen Aufstieg einer Satiresendung in Kolomojskyjs TV-Kanal „1+1“. Er streitet jedoch ab, daß der Milliardär besonderen Einfluß auf seine Politik ausübe. (mü)

Ein Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    Eine Annäherung der Ukraine an die Russische Föderation (RF) wäre in jeder Hinsicht für erstere von Vorteil. „Annäherung“ bedeutet hier aber nicht Einverleibung in die RF („zurück in den Schoß Rußlands“) und auch nicht Neugründung des früheren Warschauer Paktes. Es würde genügen, wenn die Ukraine in jenen Zustand zurückkehrt, den sie vor dem vom US-Geheimdienst angezettelten „Maidan-Putsch“ (2014) innehatte. Nach meiner Überzeugung ist der Maidan-Putsch Teil der US-Strategie der Einkreisung Rußlands (gewesen).

    Für die Ost-Ukraine und deren Bevölkerung wäre diese Annäherung (Verständigung) ein Segen! Das Sterben und die Zerstörungen hätten ein Ende – und damit sicherlich auch die einseitigen Berichte der westlichen Mainstream-Medien.

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