Ankara. Der türkische Außenminister Çavuşoğlu hat den anhaltenden Raub syrischen Öls durch die USA und die mit ihnen verbündeten Milizen thematisiert und öffentlich gebrandmarkt. Hintergrund sind Aussagen von Pentagon-Sprecher Rath Hoffman, wonach der Profit aus syrischem Öl an die kurdischen Formationen der „Demokratische Kräfte Syriens“ und nicht an die USA gehe.
Dazu erklärte der türkische Außenminister jetzt laut der Tageszeitung „Hürriyet“: „Keiner hat das Recht auf Verfügung über Syriens Reichtümer. Aus der Distanz von -zigtausenden Kilometern hierhezu kommen und von der Einschätzung der Ölvorkommen dieses Landes zu sprechen – das widerspricht dem Völkerrecht. Sie [die USA] gestehen offen, daß sie sich dort wegen der Erdölvorkommen befinden, doch diese gehören dem syrischen Volk.“
Etwa 90 Prozent der syrischen Ölförderung konzentrieren sich östlich des Euphrat und befinden sich derzeit hauptsächlich unter der Kontrolle der mit den USA verbündeten kurdischen Abteilungen der sogenannten „Demokratischen Kräfte Syriens“.
Im Oktober hatte US-Präsident Donald Trump, der zuvor den Abzug der US-Truppen aus Nordsyrien verkündet hatte, erneut einen Kursschwenk vollzogen und erklärt, ein Teil des US-Militärs werde in der Region bleiben, um „das Öl vor IS-Kämpfern zu schützen“. Er unterstrich, daß „es vielleicht höchste Zeit ist, daß die Kurden sich in diese Öl-Region begeben“, und begründete dies damit, daß „sie Geld brauchen“. Trump erklärte in diesem Zusammenhang auch, daß „wir es so einrichten können, daß ein großes Ölunternehmen dort auftauchen und alles richtig machen wird“.
Im Nachgang fügte US-Verteidigungsminister Esper unmißverständlich hinzu, daß die USA die Ölvorkommen in Syrien verteidigen und mit Gewalt auf Versuche reagieren würden, diese einzunehmen. Nach seinen Worten würden die US-Soldaten weder Rußland noch syrisches Militär dort zulassen.
Laut einer Mitteilung der Agentur Associated Press würden die US-Militärs den bedeutenden Teil des Territoriums verteidigen, den die syrischen Kurden kontrollieren und der sich von Deir ez-Zor bis nach al-Hasaka erstreckt. Außerdem ist zu hören, daß in dieser Region neue amerikanische Militärstützpunkte errichtet werden sollen.
Auch Moskau hat die Versuche der USA, ihre Militärpräsenz im Nordosten Syriens im Gebiet der Erdölvorkommen zu erhalten, als inakzeptabel bezeichnet. (mü)
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