Macron rechnet mit der NATO ab: Unzuverlässig, uneinig, „hirntot“

10. November 2019
Macron rechnet mit der NATO ab: Unzuverlässig, uneinig, „hirntot“
International
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Foto: Symbolbild

Paris. Der französische Präsident Macron hat in einem Interview der britischen Zeitschrift „The Economist“ heftige Kritik an der NATO geübt. Wörtlich sagte Macron: „Was wir derzeit erleben, ist der Hirntod der NATO.“ Es gebe „keinerlei Koordination bei strategischen Entscheidungen zwischen den USA und ihren NATO-Verbündeten“.

Europa könne sich auf die amerikanischen Verbündeten nicht mehr verlassen, die „uns den Rücken zudrehen“. Man müsse daher eigene geopolitische Strategien entwickeln, führte Macron aus: „Sonst kontrollieren wir nicht mehr unser Schicksal.“ Das beinhalte militärische Souveränität und die Eröffnung eines Dialogs mit Rußland. Alles andere sei ein „großer Fehler“.

Der europäische Kontinent sei gerade in einer „toxischen“ Lage. Von innen werde man durch den Brexit geschwächt, darüber hinaus sei Donald Trump der erste US-Präsident, der nicht die Idee „unseres europäischen Projekts“ teile. Gleichzeitig müsse die EU sich mit dem Aufstieg Chinas und autoritären Regimen in Rußland und der Türkei auseinandersetzen. Letztere zeige „unkoordiniertes, aggressives“ Vorgehen in einem Bereich, in dem die Sicherheitsinteressen aller berührt seien.

Europa müsse seine militärische Souveränität wiedererlangen, forderte Macron in dem Interview. Die internationale Sicherheitslage und die aufstrebende Macht China hätten zu einer „außergewöhnlichen Schwäche Europas“ geführt. „Wenn Europa sich nicht als Weltmacht sehen kann, wird es verschwinden“, warnte der Präsident.

Die Äußerungen Macrons entfalten wenige Wochen vor dem NATO-Gipfel Anfang Dezember in London besondere Brisanz. In diesem Jahr feiert das westliche Militärbündnis Bündnis den 70. Jahrestag seiner Gründung. (mü)

2 Kommentare

  1. Eidgenosse sagt:

    Trump vor den Wahlen: die NATO ist obsolet geworden. Wo er recht hat hat er recht. Macron will aber eine EU-Militärallianz, die auch nach innen eingesetzt werden kann. Das ist nicht besser. Deutschland sollte sich in Richtung Moskau orientieren aber dazu braucht die AfD 50% und das kann dauern. Putin ist/wäre ein Glücksfall für Deutschland allerdings wissen wir natürlich nicht wer oder was nach Putin kommt.

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