Moskau/Damaskus. Klartext aus Moskau: das russische Verteidigungsministerium hat den US-Streitkräften massiven Diebstahl großer Ölmengen aus Syrien vorgeworfen. Das Öl werde gefördert, abgefüllt und außer Landes gebracht, sagte der Pressesprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, jetzt einer Pressemitteilung zufolge. Die Ölfelder zu „besetzen und unter Kontrolle zu bringen“, sei nichts anderes als „internationales Gangstertum“, kritisierte das russische Verteidigungsministerium. Rußland fordert seit langem den kompletten Abzug der US-Truppen aus Syrien, die sich dort gegen jedes Völkerrecht seit Jahren aufhalten.
Das Ministerium veröffentlichte Satellitenfotos, die den Schmuggel syrischen Staatseigentums beweisen. Die Aufnahmen der russischen Weltraumaufklärung belegten, wie das Öl unter scharfer Bewachung von US-Soldaten in Tanklastzügen ins Ausland gebracht werde. Im Einsatz seien zudem private Militärfirmen. Konaschenkow wies zudem darauf hin, daß die Ölförderung unter Umgehung jener Sanktionen erfolge, die die USA selbst gegen Syrien verhängt hätten.
Nach Berechnungen des russischen Verteidigungsministeriums machen die US-Strukturen mit dem illegalen Handel jeden Monat einen Gewinn von rund 30 Millionen US-Dollar. Konaschenko meinte, daß das Pentagon bei solch einträglichem Geschäft ohne Steuern und bei fehlender staatlicher Kontrolle die Felder wohl ewig ausbeuten werde.
Das russische Verteidigungsministerium widersprach damit offiziell der Darstellung Washingtons, wonach die US-Truppen die Ölquellen vor islamistischen Terroristen oder „anderen destabilisierenden Akteuren“ schützen würden. So lautet die offizielle Darstellung des Weißen Hauses, um die kürzlich verfügte Verlegung weiterer US-Truppen in die Nähe der syrischen Ölfelder zu rechtfertigen. Laut US-Verteidigungsminister Mark Esper soll damit verhindert werden, daß der IS wieder Zugang zu den Einnahmen aus den Ölquellen erhalte. Zu den „destabilisierenden Akteuren“ zählt Washington nach US-Medienberichten auch die legale die syrische Regierung.
Moskau warnte, keine der Ölquellen gehöre „den Terroristen des Islamischen Staats und noch weniger ,den amerikanischen Verteidigern der Terroristen des Islamischen Staats‘, sondern ausschließlich der Syrischen Arabischen Republik“.
Der IS hatte 2014 wichtige Ölfelder erobert und monatlich Millionen Euro mit dem Verkauf des Öls verdient. Im Oktober 2015 wurden viele der Ölfelder dann von den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) erobert, die sie bis heute mit Unterstützung der US-Truppen kontrollieren. Die syrische Regierung fordert seit langem ihre Rückgabe. (mü)