Streit um „Hatschi Bratschis Luftballon“: Wiener Literaturcafé im Visier der Meinungswächter

24. Oktober 2019
Streit um „Hatschi Bratschis Luftballon“: Wiener Literaturcafé im Visier der Meinungswächter
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Wien. Es gibt immer wieder „Probleme“, über die man sich eigentlich nur wundern kann. Jetzt hat das Wiener Kaffeehaus „Phil“, das auch eine Buchhandlung und ein Literaturhaus ist, ein „Rassismus“-Problem. Das Lokal hat nämlich das ehedem berühmte Kinderbuch „Hatschi Bratschis Luftballon“ im Sortiment, das 1904 erstmals erschienen ist. Das Werk des österreichischen Dichters und Schriftstellers Franz Karl Ginzkey muß sich heute vonseiten politisch korrekter Meinungswächter den Vorwurf des „Rassismus“ gefallen lassen. Es erzählt von einem kleinen – weißen – Jungen, der vom „Hatschibratschi“ entführt wird. Dieser kommt aus der Türkei, hat einen großen Turban und eine große Nase. Der verschleppte Junge gelangt später auch noch an einen Ort, der von schwarzen Menschen, die auf Bäume klettern, bewohnt wird.

Über die Zurschaustellung des Buches echauffieren sich jetzt einige besonders zeitgeistschnittige Mitbürger in den sozialen Netzwerken.

Das betroffene Café „Phil“ hat das Buch laut eigenen Angaben als Zeitdokument plaziert, um zu zeigen, wie „unsere Großeltern und noch unsere Eltern sozialisiert worden sind“. Zudem weist man in einem Facebook-Posting darauf hin, daß das Werk nicht in der Kinderbuchabteilung, sondern bei den österreichischen Büchern als Zeitdokument plaziert ist. Allerdings will sich die Geschäftsleitung nicht vorschreiben lassen, welche Bücher sie aus dem Sortiment zu nehmen hat – sie beschloß, „Hatschi Bratschis Luftballon“ weiterhin anzubieten.

Christian Schädel, Inhaber und Gründer des Kaffeehauses, ließ die Tageszeitung „Standard“ wissen, daß man sich „eindeutig gegen Diskriminierung jeglicher Art stelle – sei es gegen Menschen, Bücher oder Meinungen“. Schädel weist auch darauf hin, daß man das Buch auch bei Amazon und Thalia kaufen kann. (mü)

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