Literatur-Nobelpreis für NATO-Kritiker Peter Handke: „Eine Ohrfeige für die politische Korrektheit“

13. Oktober 2019
Literatur-Nobelpreis für NATO-Kritiker Peter Handke: „Eine Ohrfeige für die politische Korrektheit“
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Stockholm. Der Österreicher Peter Handke und die Polin Olga Tokarczuk werden mit den Literaturnobelpreisen für die Jahre 2019 und 2018 ausgezeichnet. Handke erhalte die Auszeichnung für sein „einflußreiches Werk“, das mit „sprachlicher Genialität die Peripherie und die Besonderheit der menschlichen Erfahrung untersucht“, erklärte die Schwedische Akademie zur Begründung. Der 76jährige gilt als einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren der Gegenwart.

Der am 6. Dezember 1942 in Kärnten geborene Schriftsteller veröffentlichte seinen ersten Roman „Die Hornissen“ 1966 und seither mehr als 80 weitere Bücher und Theaterstücke. Die schwedische Akademie würdigte Handke als einen der „einflußreichsten Schriftsteller in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“.

Wegen seiner NATO-kritischen Haltung während des vom Westen vom Zaun gebrochenen Balkankrieges 1999 hatte Handke heftige Kontroversen ausgelöst. Kritiker stießen sich unter anderem an einer Rede bei der Beerdigung des früheren serbischen Staatschefs Milosevic im Jahr 2006.

Der Literaturkritiker Denis Scheck („Druckfrisch“) verteidigte die Entscheidung des Preiskomitees und sprach von einer sehr mutigen Entscheidung. „Die politische Korrektheit hat eine krachende Ohrfeige erhalten, eine Niederlage erlitten“, sagte Scheck. Handke sei einer der großen Provokateure – er beweise, daß man sich politisch „total verlaufen“ und gleichzeitig Weltliteratur schreiben könne. Handke sei ein „würdiger Preisträger“. (se)

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