Dürftige ZDF-Doku über Merkel und „Flüchtlings“krise: Ungarns Botschafter meldet Kritik an

7. September 2019
Dürftige ZDF-Doku über Merkel und „Flüchtlings“krise: Ungarns Botschafter meldet Kritik an
National
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Foto: Symbolbild

Budapest/Berlin. Mit dem Zweiten sieht man nicht zwangsläufig gut. Dieser Auffassung ist der ungarische Botschafter in Deutschland, Péter Györkös, der die jetzt vom „Zweiten“ ausgestrahlte Dokumentation „Stunden der Entscheidung: Angela Merkel und die Flüchtlinge“ wegen fehlender Objektivität und Parteilichkeit deutlich kritisiert.

Schon einen Tag nach der Ausstrahlung wandte sich der Botschafter mit einem kritischen Brief an Thomas Bellut, Intendant, und Peter Frey, Chefredakteur des ZDF. Er beklagt darin, daß es in dem Film derart viele Elemente gebe, „die Objektivität und Tatsachen missen haben lassen“. Zudem habe es eine Reihe von Anspielungen auf Ungarn und seinen „mehrfach demokratisch gewählten Ministerpräsidenten“ gegeben, so daß sich der Botschafter „gezwungen“ sehe, darauf zu reagieren.

„Was die die ethischen und moralischen Normen verletzenden Passagen und Andeutungen angeht, kann ich nur hoffen, daß die Autoren und Macher sie mit ihrem Gewissen vereinbaren können“, so Györkös. Vor allem aber wendet er sich in aller Deutlichkeit gegen die in dem Streifen immer wiederkehrende Behauptung, die Migrantenkrise habe am Budapester Ostbahnhof begonnen und sei „die Quelle aller Probleme“. Diese Aussage laufe der „schlichten geografischen Realität, den Bestimmungen des internationalen und europäischen Rechts und den Ereignissen vom Sommer und Herbst 2015“ komplett entgegen.

Vor allem aber: „Nicht unerwähnt lassen sollten wir auch den Tweet des BAMF vom 25. August über die Aussetzung der Anwendung der Dublin-Verordnungen, der der Zuwanderung durchaus eine neue Dynamik verlieh“, unterstreicht Györkös.

Im übrigen habe Ungarn 2015 mit „großen materiellen, politischen und moralischen Risiken“ die europäischen Regelungen durchgesetzt und dafür „täglich unbegründete Kritik und moralische Belehrungen“ einstecken müssen. Heute, vier Jahre später, normalisiere sich die Situation im Land langsam, aber „die realitätsfremde und von Fall zu Fall an Ehrverletzung grenzende Propaganda hört nicht auf“.

Györkös merkt in seinem Brief an das ZDF auch an, daß er die Ereignisse 1989 und 2015 aus unmittelbarer Nähe mitverfolgt habe. „Den ersten Stein aus der Mauer, die das eigene Volk eingeschlossen hielt, haben die Ungarn herausgeschlagen“, betont er. Sein Land habe sich auch 2015 für die Einhaltung und Durchsetzung europäischen Rechts eingesetzt und versucht, die Lebensform und das Wirtschaftsmodell des durch Schengen geschützten Binnenmarktes zu schützen, und die illegale Einwanderung über die grüne Grenze gestoppt.

Im übrigen brauche es eine Basis von „Respekt dem Gegenüber und für die Tatsachen“, um Situationen wie die des Jahres 2015 klären zu können. „Der von Ihnen gezeigte Film tut keinem dieser Kriterien Genüge“, schreibt Györkös den ZDF-Oberen. (se)

3 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    Die ZDF-Dokumentation „Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und die Flüchtlinge“, die vom ungarischen Botschafter scharf kritisiert wurde, habe ich mir mittlerweile angesehen.

    In meinem Kommentar vom 8.9. nenne ich drei Dinge, die mir von der seinerzeitigen Berichterstattung im September 2015 (außer den chaotischen Zuständen im Budapester Ostbahnhof) in Erinnerung geblieben sind:
    Ein Zug mit „Flüchtlingen“ nach Deutschland, die Polizei reicht Lebensmittel und kalte Getränke durch die offenen Fenster.
    Weggeworfene Lebensmittel und Getränke.
    Merkel läßt sich zusammen mit einem „Flüchtling“ mit seinem Smartphone fotografieren.

    In dieser „Dokumentation“ ist vom Zug nach Deutschland – es waren übrigens mehrere -, von freundlicher ungarischer Polizei und dem Wegwerfen von Lebensmitteln durch „Flüchtlinge“ allerdings keine Rede! Habe ich mir das alles nur eingebildet? Meine Recherche bei youtube.de nun ergab, daß ich mich – im Prinzip – nicht geirrt habe.
    Besonders aussagekräftig ist das Video: „Undankbare Flüchtlinge zeigen ihr wahres Gesicht“.

    Tja, da kann man Merkel zu ihren geladenen Gästen nur beglückwünschen!
    (dieser Schlußsatz ist Satire).

  2. Bernd Sydow sagt:

    Die knapp 90-minütige ZDF-Dokumentation „Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und die Flüchtlingskrise“ habe ich mir noch nicht angesehen (8.9.,8.00), werde es aber tun, sofern das ZDF diese Dokumentation nach der scharfen Kritik des ungarischen Botschafters in Deutschland nicht bereits aus seiner Mediathek entfernt hat.

    Drei Szenen bzw. Bilder vom Sommer 2015 sind mir unauslöschlich in Erinnerung geblieben:

    1. Im Budapester Ostbahnhof steht der Zug nach Deutschland mit den „Flüchtlingen“ zur Abfahrt bereit. Polizei und Bahnhofspersonal reichen ihnen Getränke und Proviantpakete durch die offenen Zugfenster.

    2. Man sieht entlang der Bahnstrecke etliche Proviantpakete liegen, die unverkennbar von den „Flüchtlingen“ während der Fahrt aus den Zugfenstern geworfen wurden. Für wirkliche Flüchtlinge ein eher untypisches Verhalten, denke ich.

    3. Unsere sichtlich vergnügte Kanzlerin läßt sich zusammen mit einem „Flüchtling“ (aus Not scheint dieser Mann – wohl aus Syrien stammend – allerdings nicht „geflohen“ zu sein!) mit dessen Smartphone fotografieren. Reichlich infantil von der Kanzlerin einem völlig Fremden gegenüber, denke ich.

    Besorgte und warnende Stimmen aus der deutschen Bevölkerung, unter den „Flüchtlingen“ könnten auch Kriminelle sein, werden von den Regierungspolitikern als unbegründet zurückgewiesen.

    • Claus sagt:

      Es gibt mehr als nur ein Selfie dieser Art (siehe Google Bildersuche: „Selfie Merkel“. Für mich sieht das alles sehr insziniert aus. Man kann dies geradezu als eine Art Einladung an die Welt einstufen (ihr Kinderlein kommet. Mutti wird euch persönlich empfangen). Die Augsburger Allgemeine titelte sogar: „Merkels Selfie-Fotos fördern die Flucht aus Afghanistan“.

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