Petry/Pretzell: Parteineugründung im Fokus – Doppelmandate in der Kritik

28. September 2017
Petry/Pretzell: Parteineugründung im Fokus – Doppelmandate in der Kritik
National
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Foto: Symbolbild

Nachdem es bereits in der Vergangenheit Gerüchte gab, wonach die AfD-Abtrünnigen Frauke Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell eine neue Partei planen, wurden nun konkrete Anhaltspunkte bekannt. Frauke Petry registrierte bereits am 3. Juli, also lange vor der Bundestagswahl, auf ihren Namen eine Internetadresse mit dem Namen www.dieblauen.de . Sie selbst sagte gegenüber Nachfragen, das „Blau“ verkörpere eine Idee, sei aber kein Parteiname. Sie möchte „zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht [mehr] darüber sagen.“ Den Spekulationen lieferte ihr Ehemann in einem Gespräch mit dem ZDF neue Nahrung: „Es gibt derzeit keine Partei, die in der Lage wäre, politische Veränderungen in Deutschland durchzusetzen. Und wenn es keine gibt, dann muss man … ja, lassen Sie sich mal überraschen, was wir so vorhaben“, sagte Pretzell. 

Und weiter: „Wir werden von vielen Leuten von außerhalb und auch innerhalb der AfD angesprochen. Wir werden uns jetzt erstmal bisschen Zeit nehmen, viele, viele Gespräche führen, und dann werden wir das machen, was wir uns für die Zukunft vorgenommen haben.“ Offenbar schwebt den beiden hoch umstrittenen Politikern eine Ausrichtung ihrer „Blauen“ an der CSU vor. „Man braucht die CSU bundesweit. Ein Modell auf Bundesebene erscheint mir sehr interessant“, so Pretzell gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Allerdings wäre dies nur ohne die „Schwerfälligkeit des bayrischen Tankers“ möglich.

Die als Einzelperson im Parlament sitzende Petry legte entsprechend nach: „Ich möchte als Einzelabgeordnete und vielleicht noch später in einer anderen Konstellation, über die es jetzt viel zu früh ist zu sprechen, selbstverständlich für einen Politikwechsel 2021 eintreten“, sagte sie vor Journalisten.

Die Bundestagsfraktion der Alternative für Deutschland sieht derweil eine mögliche Parteigründung Petrys unbesorgt entgegen. Daß es zu einer solchen Abspaltung kommen würde, habe sich bereits vor einer Weile angedeutet, sagte die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel am Mittwoch am Rande der zweiten Sitzung der Bundestagsfraktion. Eine Petry-Partei bereite ihr keine Sorgen. Sie werde „zum Scheitern verurteilt sein“.

Besonders perfide: „Wohin auch immer die politische Reise des Paares geht: Beide wollen ihre Mandate – Petry im sächsischen Landtag und im Bundestag, Pretzell im NRW-Landes- und im Europaparlament – offenbar behalten“, schreibt „Der Spiegel“. Was dies konkret an Zahlungen bedeutet, schlüsselt „Der Spiegel“ detailliert auf: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-frauke-petry-und-marcus-pretzell-wollen-ihre-doppelmandate-behalten-a-1170214.html

 

 

11 Kommentare

  1. Trill sagt:

    Dann wundern sich die Parteien wenn die Nichtwähler die meisten Stimmen bekommen .Das ist Verrat an die Wähler und die Partei .pfui Teufel

  2. Berthold Sonnemann sagt:

    Pretzell kassiert dreifach: als EU-Parlamentsmitglied, als NRW-Landtagsmitglied und nun zudem als Bundestags-Mitglied. Petry kassiert doppelt: vom Landtag und jetzt auch vom Bundestag.

    Beide sind Musterbeispiele eines grenzenlos gierigen Establishments. Zugleich waren nach dem schlechten Vorbild schäfischer Mitglieder anderer Parteien auch AfDler viel zu gutgläubig: Ausgerechnet Wankelmütige wurden mehrfach als Kandidaten aufgestellt.

  3. Südwester sagt:

    So ist Politik nun einmal: Jeder täuscht jeden, wo er nur kann. Das hat die Petry ganz schnell gelernt. Hätte sie nicht die AfD im Rücken gehabt (wer hat denn all die Plakate bezahlt und geklebt), hätte sie kein Direktmandat gewonnen. Aber das ist jetzt auch egal. Ich denke, das beste ist, das Pärchen einfach zu ignorieren. Petry hat sich ein Eigentor verpaßt, und damit hat sich die Sache. Bei 6 Millionen Wählern und 28.000 Mitgliedern kann man, glaube ich, ganz gut auf die Dame und ihren Gatten verzichten. Kaum einer wird jetzt, wo die Partei Erfolge feiert, Petry in die Ungewißheit folgen.

  4. Fackelträger sagt:

    Soll die Petry doch ihre CSU-Abklatsch-Partei gründen! Nur zu! Der AfD wird sie damit kaum Wähler wegnehmen. Denn wer bei dieser Medienhetze trotzdem AfD gewählt hat, der steht nicht auf Weichspülgefasel, sondern auf eindeutige, mutige Klarstellungen wie z.B. dass Deutschland schon immer das Land der Deutschen war usw.

    Petry wird höchstens der CDU oder FDP ein paar Prozentchen wegnehmen.

    Moralisch möchte ich mich über Petry, Pretzell und Co. gar nicht weiter unnötig auslassen.

  5. Joachim sagt:

    Alte Erfahrensweisheit eines langen Berufslebens. Vor der Kündigung bist Du der Held und Liebling Deiner Kunden, danach kennen sie dich im schlimmsten Fall nicht mehr. Vermute mal, das die beiden vom gleichen Schicksal ereilt werden, denn die eigene Unzufriedenheit wird nicht immer von allen geteilt und das ist das Problem bei einem Wechsel.

  6. Pack sagt:

    Man hat die AfD-Wähler wohl damit betrogen.
    Und überhaupt, wenn man politisch nichts verändern will oder kann, da paßt man sich eben an, wie viele andere davor …
    Warum man solche Leute wählen sollte, weiß ich nicht.

  7. Harald Uhlig sagt:

    Da Petry nicht nur über die AFD, sondern auch direkt ihr Mandat erhalten hat, ist es grundsätzlich legitim, das Mandat zu behalten. Auch wenn sie die AFD verlässt, weil sie ihr anscheinend zu rechtslastig geworden ist. Wäre die FDP nicht aus der Versenkung hochgepuscht worden, gäbe es auch eine Chance, eine neue liberale Partei zu gründen. So aber wird es wohl eher nichts werden.

    • Hermann sagt:

      Für mich haben sie eine gelindegesagt etwas fragwürdige moralische Auffassung. Die Petry hat ein Direktmandat eralten und zwar als Kandidatin der AfD. Sie die hat knapp 60.000 Wähler, welche ihr ihre Stimme gegeben haben, hinters Licht geführt. Vorsätzlich und lange vorher geplant. Das ist Betrug am Wähler! Das ist einfach nur charakterlos.

      • Harald Uhlig sagt:

        Frau Petry hat vor der Wahl deutlich zu erkennen gegeben, zu welchem Flügel der Partei sie gehört. Und man hat nicht umsonst zwei Stimmen bei der Wahl.
        Wenn ich mit der Person nicht einverstanden bin oder ihr nicht traue, dann muss ich halt nur die Stimme für die Liste der Partei geben. Und dass die AFD als junge Partei noch im Klärungsprozess ist, dass ist doch ganz normal.
        Moralisch nicht vertretbar wäre nur, wenn sich jemand über die Liste ins Amt wählen lässt ohne persönlich zu kandidieren (wie der bayrische Innenminister, der dadurch jetzt verdientermaßen aus dem Bundestag geflogen ist) oder wenn sich jemand zwar persönlich wählen lässt, danach aber politisch in den „Ruhestand“ tritt, also nur die Bezüge kassiert.

      • Unbescholtener Bürger sagt:

        Hier wurde ein schäbiger Charakter offenbart! Hat sich Frau Petry schon mal gefragt, wie ihre Wähler, welche Hartz IV beziehen oder die Rentner, welche mit einer Grundsicherungsrente auskommen müssen, ihr Verhalten beurteilen. Das ist Betrug! Und Betrug erfüllt einen Straftatbestand. Die Wähler in ihrem Wahlkreis wurden also vorsätzlich betrogen! Alles das was sie der politischen Elite vorgeworfen und an dieser kritisiert hat, wurde von ihr noch übertroffen, in dem sie diesen Straftatbestand erfüllt hat. Ihre Wähler mit einem Grundsicherungseinkommen müssen sich wohl fragen, „ich komme finanziell kaum über die Runden und Frau Petry streicht ihre horrenden Diäten ein“. Ich frage mich, wem will man dieses Verhalten erklären? Dieser offensichtliche Betrug kann so nicht hingenommen werden! Frau Petry sollte täglich ein „Vater unser“ bzw. einen „Rosenkranz“ beten, das es zu keiner Neuwahl kommt, denn dann ist ihr Mandat futsch und ihre Immunität aufgehoben. Danach könnte ich mir vorstellen, dass einige der betrogenen, Strafanzeige stellen könnten. Eine politische Neuausrichtung ihrerseits ist diesbezüglich sowieso von vornherein zum scheitern verurteilt. Denn wer glaubt ihr noch?

  8. Ich bin nur ein Deutscher sagt:

    Der Egoismus hat wohl Vorrang. Na gut, dann wird es zu den nächsten Wahlen (Landtage und Bund) eben zwei Parteien geben mit dem Ergebnis von wahrscheinlich 4,9 Prozent oder darunter jeweils. Wenns denn den (bitter enttäuschten) Menschen mehr bringen soll als EINE starke AfD …

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