Brisantes Projekt: Israelischer Verteidigungsminister bastelt an Allianz mit Saudi-Arabien – gegen Iran

2. März 2017
Brisantes Projekt: Israelischer Verteidigungsminister bastelt an Allianz mit Saudi-Arabien – gegen Iran
International
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Foto: Symbolbild

Tel Aviv. Im Nahen Osten versucht Israel, unter dem Etikett einer „Koalition aller gemäßigten Kräfte” eine neue strategische Allianz zu errichten – gegen den Iran. Das ließ der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, der auch Vorsitzender der rechten Partei „Unser Haus Israel“ ist, jetzt in einem Interview mit der „Welt“ durchblicken. Lieberman denkt konkret an ein Militärbündnis mit Beistandspflichten wie in der NATO: „Wenn es eine echte Koalition gibt, dann haben Sie auch echte Verpflichtungen. Sehen Sie sich die NATO an. Sie beruht auf dem Prinzip, daß jedes Land bereit ist, alle anderen zu schützen, und von allen anderen beschützt wird.”

Offiziell spricht Lieberman davon, das Bündnis solle sich gegen den „Terror“ richten. Der „Welt“ gegenüber erklärte er allerdings unumwunden, die „gemäßigten sunnitischen Staaten” der Region hätten verstanden, „daß die größte Gefahr für sie nicht Israel ist oder der Zionismus oder die Juden, sondern der Iran”. Nach israelischer Lesart ist der Iran der größte Unterstützer des internationalen Terrorismus, wie Lieberman erst kürzlich auf der Münchner Sicherheitskonferenz betonte. Er gehe davon aus, daß die „gemäßigten arabischen Staaten” wie etwa Saudi-Arabien stärker auf Israels Hilfe angewiesen seien als umgekehrt, sagte er der „Welt“. Sein Land könne den Golfstaaten mit Know-How helfen, das diese nicht hätten, so Lieberman unter diskreter Anspielung auf die israelischen Atomwaffen.

Israel und Saudi-Arabien kooperieren inoffiziell bereits seit den 1970er Jahren intensiv auf geheimdienstlicher Ebene. Gemeinsam mit den anderen US-Verbündeten in der Region, Jordanien und Ägypten, stimmen sich die Geheimdienste beider Staaten bei zahlreichen Projekten miteinander ab. In den letzten Jahren betraf dies vor allem das Vorgehen gegen den Iran.

Lieberman ist nicht unumstritten. In den Medien sorgt er regelmäßig für Schlagzeilen, indem er arabische Israelis bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit teils drastischen Worten beschimpft. Im letzten Wahlkampf hatte er gefordert, Palästinensern, denen es „an Loyalität” fehle, solle der Kopf abgeschlagen werden: „Bei denen, die gegen uns sind, kann man nichts machen, wir müssen eine Axt nehmen und ihnen den Kopf abhacken. Andernfalls überleben wir hier nicht.“

Liebermans Partei „Unser Haus Israel” bezeichnet israelische Araber generell als „Fünfte Kolonne” und forderte immer wieder, sie in arabische Nachbarstaaten zu deportieren. Ein entsprechendes Projekt wurde 2004 als „Lieberman-Plan“ bekannt.

Auch die jetzt von dem militanten Minister ins Gespräch gebrachte Allianz mit Saudi-Arabien birgt Sprengstoff. Erst unlängst  hatte Lieberman auf die Frage, ob er für Krieg oder Frieden stehe, geantwortet, daß es im Nahen Osten drei Herausforderungen gebe: Iran, Iran und Iran. (mü)

6 Kommentare

  1. Georg Dallmann sagt:

    Man könnte auch sagen, Israel verbündet sich direkt mit dem IS um gegen Iran zu kämpfen. Die Welt wird immer mehr zum TOLLHAUS.

  2. Claus Ernst sagt:

    Na, da wird sich doch was machen lassen, mit den gemäßigten Sunniten.
    Saudi-Arabien ist ja auch das Paradebeispiel eines gemäßigten islamischen
    Staates, was ja schon daran abzulesen ist, daß die Attentäter auf das
    WTC aus diesem Land stammten. Und wie war das noch mit dem Herrn Osama bin
    Laden, der stammte auch aus diesem Kernland des gemäßigten Islam. Von den
    formellen und informellen materiellen Unterstützungen der Saudis für weltweit agierende Terrororganisationen einmal abgesehen. Herr Liebermann wird wissen,
    was er sich dabei denkt. Schließlich kennt er sich mit den Mentalitäten
    von Orientalen bestens aus.

  3. M.Diver sagt:

    Lieberman ist kein Lieber-Mann

  4. Bernd Sydow sagt:

    Israels Verteidigungsminister Lieberman redet wirr! In seiner fast schon pathologischen Fixiertheit auf den Iran – dessen Atomprogramm rein ziviler Natur ist – verkennt er, daß der „internationale Terror“ hauptsächlich von der sunnitischen „Kalifats“-Terrormiliz ‚Islamischer Staat‘ ausgeht, die immer noch weite Teile Syriens und des Irak beherrscht und mittlerweile auch für Europa zur Gefahr wird.

    Verkehrte Welt! Während der schiitische Iran die Koalition aus syrischer Regierungsarmee und russischer Luftwaffe, die gegen den terroristischen ‚Islamischen Staat‘ kämpft, unterstützt, sucht Lieberman ausgerechnet die Nähe zum wahhabitischen Saudi-Arabien, das die IS-Terrormiliz über lange Zeit mehr oder weniger gefördert hat oder immer noch fördert.

    Und Saudi-Arabien soll ein „gemäßigter“ Staat sein? Ein Blick in sein Scharia-Strafgesetzbuch genügt, um zu erkennen, daß sein Gesellschaftssystem die Menschenrechte mit Füßen tritt und einem Steinzeit-Islam entspricht. Die Feindschaft zwischen Iran und Saudi-Arabien ist so gut wie ausschließlich religiös motiviert. Lieberman täte gut daran, seine politischen Scheuklappen abzulegen!

  5. Britta sagt:

    Eine Annäherung von Israelis und den arabischen Ländern
    ist sehr wünschenswert.
    Bis jetzt ist den Israelis sogar die Einreise nach Saudi-Arabien
    verboten.
    Auch andere Reisende mit Stempel im Pass aus Israel dürfen
    dieses Land nicht betreten.
    So kann man nur auf eine Verbesserung der Beziehungen hoffen.
    Der Iran unterstützt Organisationen die nicht ungefährlich sind.

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