Gefährliche Abhängigkeit vom Netz: US-Army läßt wieder soldatische Grundfertigkeiten trainieren

22. September 2016
Gefährliche Abhängigkeit vom Netz: US-Army läßt wieder soldatische Grundfertigkeiten trainieren
International
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Foto: Symbolbild

Das digitale Zeitalter ist nicht nur ein Segen. Es geht auch mit der Gefahr einher, daß im Fall eines Stromausfalls gar nichts mehr geht. Dieser Gefahr will sich jetzt das US-Militär stellen – soldatische Fertigkeiten aus der Zeit vor dem Internet sollen wieder verstärkt geübt werden.

Im Pentagon will man sich den Gefahren und Nebenwirkungen der „netzwerkzentrierten“ Kriegführung stellen, indem man versucht, auch weiterhin in der Lage zu sein, bei einem Ausfall der digital vernetzten Systeme auf eher traditionelle Weise Krieg zu führen.

So hat die Navy bereits wieder begonnen, Soldaten im Umgang mit dem Sextanten auszubilden, um unabhängig vom GPS bestimmen zu können, wo sie sich befinden und wie sie navigieren müssen. Allerdings ist die Genauigkeit nicht besonders groß, und man ist auf unbedeckten Himmel angewiesen.

Auch bei den anderen Waffengattungen will man dazu übergehen, bei der Ausbildung wieder die Grundfertigkeiten zu trainieren, wenn die Soldaten nicht mehr mit ihren Smartphones und Laptops arbeiten können und das Cyberwar-Kommando ausfällt. So sind Klagen aus der Truppe zu hören, daß Offiziersanwärter nicht gut schießen und ihre Waffen nicht reinigen können oder auf einem Kompaß nicht wissen, wo Norden ist.

Experten erinnern sich in diesem Zusammenhang an die Feststellung des Ex-Marinegenerals James Stavridis: „Ich nenne die Primitivisierung, das ist die Fähigkeit, in einer nichtvernetzten Welt zu operieren.“ Auch der Kommandeur des US-Marine-Corps Robert Neller will elementare soldatische Fähigkeiten und „Cyberwar“-Kapazitäten gleichzeitig schulen: „More cyber, more information ops, more electronic warfare“. Konkrete Erfolge sind freilich nicht von heute auf morgen zu erwarten. Der Cyberwar gehört inzwischen zum Selbstverständnis der US-Army – inwieweit sie ohne Internet noch kampffähig ist, muß der nächste Ernstfall zeigen. (mü)

2 Kommentare

  1. Olli sagt:

    3 Tage Stromausfall in einem beliebigen deutschen Ballungszentrum zeigen auch uns brutalstmöglich auf, wo wir genau stehen.

  2. Peter Werner sagt:

    > So hat die Navy bereits wieder begonnen, Soldaten im Umgang mit dem
    > Sextanten auszubilden, um unabhängig vom GPS bestimmen zu können,
    > wo sie sich befinden und wie sie navigieren müssen.

    Wer sich von GPS abhängig macht (auch Deutschland) darf nicht vergessen: Es ist ein US-System. Die Amis können es jederzeit verschlüsseln. Z.Zt. kann die Bundeswehr nur die Kriege führen, die USA für angebracht hält.

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